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Lollapalooza Berlin: Justin Timberlake bietet Tiktok-Stars die Stirn

Entertainment Musik, Lollapalooza Berlin 2025 12.07.2025, xdanx, Entertainment Musik, Lollapalooza Berlin 2025 v.l. Der Saenger Justin Timberlake stehen beim Lollapalooza Festival im Berliner Olympias ...
Justin Timberlake begeisterte auf dem Lollapalooza die Massen.Bild: imago images / Daniel Lakomski
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Zwei Welten beim Lollapalooza: Justin Timberlake bietet Tiktok-Stars die Stirn

Beim Lollapalooza-Festival trifft Großstadt auf Festival-Vibes, Superstars auf Newcomer. Aber wer ist heute noch ein Superstar? Am Ende steht fest: Ein Konzert von Justin Timberlake lohnt sich immer noch.
13.07.2025, 08:0313.07.2025, 08:03
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Es gibt Songs, die kennen wirklich beinahe alle. Das sind jene sogenannten Hits, die wahlweise auf dem 70. Geburtstag von Oma oder dem Junggesellenabschied von Markus aus Pfaffenhofen laufen können.

Man darf wohl behaupten, dass "Cry Me a River" von Justin Timberlake so ein Song ist. Wenn man die vier Worte liest, haben viele automatisch die markante Stimme des US-Sängers im Kopf.

Es scheint auf den ersten Blick also schlüssig, dass auf dem Lollapalooza-Festival in Berlin ein Justin Timberlake als Headliner steht. Im zweiten Moment aber wirkt der 44-Jährige da fast schon deplatziert.

Viele der Künstler:innen des Line-ups sind zwar längst nicht so erfolgreich wie Timberlake, haben aber teils das Doppelte an Views auf Tiktok.

Man darf sich also die Frage stellen: Wie viele Menschen kennen heute noch mehr Songs als "Cry Me a River" und "Sexy Back"? Und was braucht es, um eine Menge wie beim "Lolla" wirklich zu bewegen?

Die Antworten auf diese Frage sind an diesem Samstag vielfältig. Da ist einerseits die US-amerikanische Rapperin Ashnikko, die so manch deutschen Fan an die Künstlerin Ikkimel erinnern mag: kurzer Rock, lasziver Blick und ganz viel Bock, mit eben diesen Dingen zu polarisieren und den Male Gaze hinters Licht zu führen.

"I gave your girlfriend cunnilingus on my couch", ist noch eine der schüchternen Songzeilen von Ashnikko. Auf der Bühne überbieten sie und ihre zwei Tänzerinnen sich darin, den eigenen Hintern möglichst häufig in Richtung Publikum zu strecken.

Dort wiederum scheint eine Mischung aus Verwirrung, Ratlosigkeit und Faszination zu herrschen. Auch die Fans in der ersten Reihe feiern Ashnikko offenbar vor allem für ihren Vibe und weniger für die Musik an sich.

Lollapalooza Berlin: Alles nur Tiktok-Hype?

Nur wenige Meter weiter wummert indes ein eingängiger Beat. Ins Olympiastadion hat das Lollapalooza in diesem Jahr alle Elektro-Acts verfrachtet. Der DJ Bunt hat hier am Nachmittag seine bekanntesten Tracks zum Besten gegeben – oder besser laufen lassen.

Denn anders, als das so manche Menschen aus Berlin hier vielleicht gewohnt sind, spielt der Künstler seine fertigen Sets einfach ab und schraubt hin und wieder gekünstelt an seinem Pult herum. Live aufgelegt ist hier nichts.

Das Publikum feiert den 29-Jährigen trotzdem, schließlich kennt man viele der Tracks aus dem eigenen Tiktok-Feed. Oder Moment, woher kennen wir nochmal "Sky and Sand"? Egal, Hauptsache, das Outfit vibet auf Insta zu dem Song.

Tiktok aber hat auch Gracie Abrams, der samstäglichen Headlinerin neben Justin Timberlake, zum Erfolg verholfen. Kein Wunder also, dass bei "That's So True" wirklich alle im Publikum mitsingen können, war dieser doch im vergangenen Jahr einer der Hits in jedem zweiten Reel.

Abrams auf einen Tiktok-Hype zu beschränken, würde ihr aber bei Weitem nicht gerecht. Bei jedem Song blitzt noch mehr ihrer süßlich-rauen Stimme hervor, mit verschiedensten Gitarren und Klavier unterstreicht sie, dass sie eben nicht nur ein billiges Abbild von Taylor Swift ist, wie so manch böse Zunge behaupten mag.

Dort steht eine Frau, die ohne viel Bühnenbild oder Outfit einfach gute Musik macht.

Berlin, Deutschland, 12.07.2025: Olympiastadion: Lollapalooza: Erste Zuschauer zum Start des zweitägigen Musikfestivals im Regen *** Berlin, Germany, 12 07 2025 Olympiastadion Lollapalooza First spect ...
Das Lollapalooza wurde von Regen überschattet.Bild: imago images / dts Nachrichtenagentur

Das beweisen auch Dutzende Mädchen und junge Frauen in den ersten Reihen, die beim Anblick der Künstlerin in Tränen ausbrechen und auch zum Ende des Konzerts nur schockverliebt in die Lollapalooza-Kameras grinsen können.

Justin Timberlake: Trotz Regen sitzt die Performance

Ein bisschen erinnern diese Hardcore-Fans an das, was man in den Nullerjahren von Justin Timberlake kannte. Damals, zu N'Sync-Zeiten – als die Welt noch nicht verstanden hatte, dass es auch Künstlerinnen wie Gracie Abrams braucht, die selbstbestimmt und ohne sexualisierte Performance erfolgreich Musik machen.

Kreischende Teenager hat Justin Timberlake im Publikum zwar so gut wie keine mehr. Dennoch beweist er an diesem Abend, warum er noch immer neben all diesen "Jungspunden" auf dem Timetable steht.

Denn es fällt schwer, mit "JT and the Tennessee Kids" nicht zu tanzen. Die Show startet mit dem 2013er-Hit "Mirrors", geht über die frühen Hits und testet die Menge auch mit neueren Releases.

Das Faszinierende an Justin Timberlake und seiner Crew zeigt sich aber genau darin. Im Jahr 2025 ist es für Musikschaffende schwer, sich über einen Tiktok-Hit hinaus einen Namen zu machen. Im nächsten Sommer wird es schließlich wieder ein neues Snippet geben, das viral geht.

Timberlakes Musik aber lebt nicht in Snippets. Vieles wird auf der Bühne einigermaßen spontan interpretiert und doch sitzt jeder Hüftschwung und jede Note.

Und obwohl es an diesem Samstag so sehr regnet, dass sich auch Timberlake immer wieder die Kapuze seiner Regenjacke über den Kopf schieben muss, tanzt die Menge.

Das Publikum ist altersmäßig durchmischt, die Stimmung nicht. Denn auch, wenn nicht jede:r jedes Lied kennt, ist der Takt eingängig und die Lyrics gut zum Mitwippen – klingt boomerig, aber erkennt man nicht so wirklich gute Musik?

Man kann also von der Musik von JT und auch von ihm als Person halten, was man möchte. Beim Lollapalooza aber zeigt seine Performance, wie schön es sein kann, sich wieder ein bisschen mehr Zeit für Kunst zu nehmen.

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