
Die App "Clubhouse" erfreut sich momentan großer Beliebtheit.Bild: www.imago-images.de / Frank Hoermann/SVEN SIMON
Digital
Nach chinakritischen Diskussionen im sozialen
Netzwerk Clubhouse hat Chinas Zensur die beliebte Talk-App gesperrt.
Nutzer in der Volksrepublik seien nicht mehr in der Lage, sich mit
der Plattform zu verbinden, bestätigte am Dienstag der Webdienst
Great Fire, der chinesische Internetblockaden verfolgt. Die Sperre
folgte auf intensive Debatten in Clubhouse über heikle politische
Themen wie Hongkong, Taiwan oder die Verfolgung von Uiguren in China.
Diese Diskussionen hatten der Audio-App in China jüngst viel Aufwind
gebracht.
Dass die Talk-App den chinesischen Meinungswächtern ein Dorn im
Auge ist, machte auch die "Global Times" deutlich, die vom
kommunistischen Parteiorgan "Volkszeitung" herausgegeben wird.
"Clubhouse ist kein Zufluchtsort für freie Meinungsäußerung", titelte
das Blatt. Ohnehin sind in China soziale Plattformen wie Facebook,
Twitter und Instagram sowie selbst Google und viele ausländische
Medien-Webseiten gesperrt. Chinesische Plattformen wie Weibo oder
Wechat sind streng zensiert.
Regierung könnte Teilnehmer ausfindig machen
Clubhouse stand schon seit Oktober nicht mehr im chinesischen
Apple-Store zur Verfügung. Trotzdem erfreute sich die App steigender
Beliebtheit. Nutzer umgingen die in China üblichen Internetsperren
und benutzten ausländische Apple-IDs, um das Programm
herunterzuladen. Nach der offenbar am Montagabend Ortszeit verhängten
Sperre wurde berichtet, dass auch Prüfcodes für Einladungen auf
chinesischen Telefonnummern nicht mehr empfangen werden konnten.
Eine Teilnahme in einer Clubhouse-Diskussion erfolgt nur auf
Einladung. Solche konnten allerdings auch im chinesischen Internet
für bis zu 300 Yuan, umgerechnet 38 Euro, gekauft werden. Beobachter
äußerten ihre Sorge, dass sich viele Nutzer in China mit ihrer
chinesischen Handynummer registriert haben, die mit der persönlichen
Identifikationsnummer verbunden ist. Die chinesische Staatssicherheit
könnte damit Teilnehmer an heiklen Diskussionen ausfindig
machen.
(lau/dpa)