Es gibt einen Zusammenhang zwischen den Berufen der Mütter und der Spermien-Qualität ihrer Söhne, wie Forscher herausfanden. Wenn schwangere Frauen bei der Arbeit häufig mit Pestiziden, Weichmachern oder Schwermetallen in Berührung kommen, wirkt sich das negativ aus: Diese bekommen dann laut einer Studie der Universität Genf häufiger Fruchtbarkeitsprobleme. Söhne von Landwirtinnen und Friseurinnen beispielsweise seien besonders betroffen, berichtet der Schweizer "Tagesanzeiger". Aber auch bei Söhnen von Kosmetikerinnen, Haushaltshilfen und Reinigungskräften sehe man die Auswirkungen.
Die Wissenschaftler untersuchten für die Studie die SpermienQualität von 3000 Männern aus der Schweiz, bei fast zwei Dritteln der Männer zwischen 18 und 22 Jahren lag das Volumen und die Spermienzahl pro Ejakulation unter den Normwerten der Weltgesundheitsorganisation WHO. Das hat laut den Autoren auch Folgen für die Zeugungsfähigkeit. "Insgesamt hat die Spermien-Qualität der Schweizer Männer seit Beginn des 20. Jahrhunderts um etwa 50 Prozent abgenommen", sagt Alfred Senn, Co-Autor der Studie.
Die Gründe dafür seien vielfältig, Umwelteinflüsse spielten aber eine Rolle. "Der Mensch sieht sich im Laufe seiner Millionen-alten Geschichte plötzlich neuen Molekülen wie Pestiziden oder Weichmachern ausgesetzt. Das sind hormonaktive Stoffe, die der Mensch zuvor nicht kannte. Und diese Stoffe beeinflussen seine Reproduktionsfähigkeit", so Senn. Frauen, die als Landwirtinnen, Reinigungskräfte oder Frieseurinnen arbeiten, haben stärkeren Kontakt zu diesen hormonaktiven Stoffen. Zudem können auch Schwermetalle die Spermienqualität beeinflussen.
Dass die Samenqualität von Pestiziden oder Weichmachern beeinflusst werden kann, war bereits seit einigen Jahren klar. Dass aber die Berufe der Mütter die Spermien-Qualität der Söhne beeinflussen, ist neu. Allerdings kann man dabei nicht von einer Kausalität sprechen. "Die Tätigkeit als Bäuerin oder Coiffeuse hat nicht in jedem Fall einen negativen Einfluss auf die Spermienqualität ihres Sohnes", so Senn.
Bereits seit den 1970er-Jahren ist der Trend zu sehen, dass Männer in Industrienationen immer schwächere Spermien produzieren. Dies kann aber auch weitere mögliche Ursachen haben wie beispielsweise Tabakkonsum, Medikamente oder Übergewicht.
(pas)