"Geld macht glücklich", heißt es oft. Der Zusammenhang zwischen Geld und Glück treibt Forscher seit Jahren um. Die UN legt beim jährlich wiederkehrenden "Weltglückstag" am heutigen Freitag einen von drei Schwerpunkten darauf, der Armut ein Ende zu setzen. Also muss da doch was dran sein – oder?
Die Forschung zeigt, dass es einen starken Zusammenhang zwischen Armut und Unglück gibt. "Wer nicht weiß, wie er die eigenen Kinder ernähren kann, oder ob es morgen noch ein Dach über dem Kopf haben wird, ist tendenziell deutlich weniger glücklich, als Menschen, die diese Sorgen nicht haben", sagt die Institutsleiterin der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie (DGPP), Judith Mangelsdorf. Allerdings mache mehr Geld nur bis zu dem Punkt auch glücklicher – bis unsere Grundbedürfnisse gedeckt sind.
"Das ist schon ganz entspannend, dass man ein gewisses Jahreseinkommen hat, von dem man selber weiß: Okay, jetzt muss ich mir keine zu großen Sorgen mehr machen." Deswegen gebe es ein gewisses Jahreseinkommen, ab dem sich das Glücksempfinden nicht mehr steigern lasse.
"Eher nein", sagt Mangelsdorf. "Die meisten in Deutschland lebenden Menschen haben das Glück, mehr zu verdienen, als notwendig ist, um die Grundbedürfnisse der eigenen Familie decken zu können." In diesem Fall habe das Einkommen nur einen minimalen Zusammenhang mit Glück. Nur für Menschen mit sehr geringem Einkommen spiele es eine entscheidende Rolle im Glückserleben.
Das ist nicht pauschal zu beantworten. Es ist abhängig vom jeweiligen Land. "OECD-Studien zeigen, dass es für Deutschland etwa 60 000 bis 70 000 Euro Jahreseinkommen ist", sagt Verhaltensökonom Enste. Danach bringt mehr Geld den Menschen keine zusätzliche Lebensfreude.
"Ein zusätzlicher Euro sorgt nicht mehr in gleichem Maße dafür, dass ich so viel glücklicher werde, als wenn ich weniger Einkommen habe", sagt Enste. Man werde aber auch nicht unglücklicher, wenn man reicher ist. Jedoch kämen dann andere Sorgen dazu – etwa, dass man das Geld wieder verlieren könnte. Beispielsweise durch eine Inflation.
Besonders wichtig sei es, dass das Einkommen selber generiert werde. "In Deutschland ist ein Arbeitsloser deutlich unzufriedener als ein Arbeitender, der ungefähr das gleiche Einkommen hat."
Dass arbeitslose Menschen eine deutlich niedrigere Lebenszufriedenheit angeben, gelte im Übrigen für alle Länder. "Selbst der Tod eines Partners ist nicht so gravierend nachhaltig glücksschädigend wie Arbeitslosigkeit", sagt Enste.
Wie Menschen fühlen, denken und handeln beschäftigt die psychologische Forschung schon lange. "Dabei kommen viele verschiedene Methoden von Fragebögen und Interviews, über MRT-Studien bis hin zu Experimenten zum Einsatz", erklärt Psychologin Mangelsdorf. Positive Emotionen können etwa in Studien zur Gehirnaktivität, über den Hormonspiegel, Videoaufnahmen mimischer Veränderungen und viele andere Verfahren gemessen werden. In der Wissenschaft spreche man allerdings eher von Lebenszufriedenheit als von Glück, ergänzt Enste.
"Unbedingt", sagt Mangelsdorf.
Wer dies habe, könne auch sehr arm sehr glücklich sein. "Wem dies fehlt, dem hilft auch der Reichtum nicht, denn dieses Glück kann man nicht kaufen."
(dpa/lin)