Tampons und Binden waren gestern, mittlerweile gibt es auch noch Menstruationstassen und Periodenunterwäsche. Das soll die Periode nicht nur entspannter machen, sondern auch nachhaltiger. Auf Instagram und anderen Social Media-Plattformen ist ein regelrechter Hype um die Periodenunterwäsche entbrannt.
Bereits vor rund zwei Jahren stand auch Model und Influencerin Stefanie Giesinger als Testimonial für The Female Company und deren Produkte vor der Kamera. Nun ist sie als Gesellschafterin eingestiegen, um weiter gegen die Tabus rund um die Menstruation anzugehen. Im Fokus dabei: die Periodenunterwäsche.
Wohin man auch schaut, an der Periodenunterwäsche, so scheint es, kommt man derzeit nicht vorbei. Aber ist der Hype auch gerechtfertigt? Sind die Höschen wirklich weniger gesundheitsbedenklich als Tampons, durch die Frauen ein toxisches Schocksyndrom bekommen können?
Eine Untersuchung der britischen Verbraucherorganisation "Which?" kam zu dem Schluss: Nein, sind sie nicht. Denn in einigen Periodenpants befindet sich ein auffällig hoher Silberchloridgehalt – und der könnte sowohl gesundheitliche als auch ökologische Folgen haben.
Wie der Name Silberchlorid schon vermuten lässt, handelt es sich hierbei um eine Verbindung aus Silberionen und Chloridionen, die dafür sorgen sollen, dass etwa Bakterien abgetötet werden. In Medizinprodukten, aber auch Sportkleidung kommt Silberchlorid daher immer wieder zum Einsatz: So soll die Infektionsgefahr sinken und Sportkleidung weniger stark nach Schweiß riechen.
Das Problem, wie die Biotechnologin Elisabeth Mertl gegenüber dem "Standard" sagt:
Forschende der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA sind sogar zu dem Schluss gekommen, dass Nanosilber den Laktobazillus abtöten kann. Das Problem: Diese Bakterien helfen dabei, Infektionen zu bekämpfen und sind entsprechend wichtig für die Vaginalgesundheit.
Wer also Periodenunterwäsche trägt, die mit Nanosilber behandelt worden ist, setzt sich einem höheren Risiko für bakterielle Infektionen und Komplikationen während der Schwangerschaft aus, schreibt die FDA weiter.
Wie so häufig bleibt man als Verbraucher:in etwas ratlos zurück: Einerseits soll Silber also antibakteriell wirken, andererseits aber Gesundheitsrisiken bergen? Richtig. Biotechnologin Mertl meint, dass es am Ende eine individuelle Nutzen-Risiko-Abschätzung sei. Wer anfällig für Infektionen sei, dem könne das Silberchlorid dabei helfen, das Risiko zu verringern.
"Wenn man ohnehin nie Probleme mit Infektionen hat, kann man getrost auf Silberchlorid verzichten, um sich keinem etwaigen Risiko auszusetzen", rät sie gegenüber dem "Standard" weiter.
Wie groß das von dem Silberchlorid ausgehende Risiko für die Gesundheit ist, ist noch immer unklar. Der Grund: Es geht nicht darum, was in der Unterwäsche enthalten ist, sondern vor allem darum, was davon rauskomme und in den Körper gelange. Auch durch Tests im Labor ist diese Frage schwer zu beantworten, weil es schwer sei, die gleichen Bedingungen herzustellen, wie im Intimbereich einer Person, die schwitzt und in unregelmäßigen Abständen Menstruationsblut abgibt.
Um die Risiken von Silberchlorid in Periodenunterwäsche besser nachvollziehen zu können, wurde am unabhängigen Prüf- und Forschungsinstitut OFI, an dem auch Expertin Mertl arbeitet, das Projekt LEIFS ins Leben gerufen. Die umfangreichen Ergebnisse sollen erst im kommenden Jahr veröffentlicht werden, klar aber ist schon jetzt: Beim Waschen der Periodenunterwäsche löst sich das Silber in nachweisbarer Menge heraus. Wie viel genau, schwankt von Produkt zu Produkt.
Das durch den Waschgang austretende Silberchlorid hat neben möglichen gesundheitlichen Folgen auch negative Auswirkungen auf die Umwelt und Wasserlebewesen, wie die Europäische Chemikalienagentur warnt.