Erwachsen werden wir über Lebensmarken: Der 18. Geburtstag. Führerschein, Schulabschluss, Auszug. Erster Job, erste eigene Möbel. Dass sind zumindest die Dinge, die sich irgendwie "erwachsen" anfühlen. Kleine Ausweise des glückenden Weiterkommens: "Mensch, wie erwachsen wir geworden sind!"
Aber wenn sich diese Lebensmarken nicht so recht einstellen wollen, oder wir schlicht auch in der eigenen Wohnung immer noch in der Kinderbettwäsche rumliegen, dann kann uns schon mal die Ahnung beschleichen, dass das mit dem "Erwachsenwerden" eben doch etwas anders verläuft.
Und dass das, was zum Beispiel der Staat als "erwachsen" bestimmt, nämlich alles ab dem 18. Lebensjahr, auch nur eine mehr oder weniger willkürliche Entscheidung ist.
Das hat jüngst auch der Psychologe Peter Jones von der University of Cambridge erklärt. Jones forscht zu psychischen Krankheiten, wann und wie sie sich bei uns Menschen entwickeln. Und er sagt, dass die neurologischen Entwicklungen, die in unserem Gehirn vonstatten gehen noch deutlich über dieses Alter hinausgehen. Nicht nur über die 18, sondern auch über die 20. Die 21, 22...ja, sogar die 30!
Denn Neurologen wären mittlerweile soweit zu sehen, dass wir auch in den 20ern neurologisch – auch im Hinblick auf unser Verhalten – noch merklich "weiterwachsen".
Mit anderen Worten: Wir können uns ein wenig locker machen. Denn Alter ist ein soziales Konstrukt. Irgendwie muss der Staat und die Gesellschaft ja entscheiden, wann Menschen wählen dürfen und sich legal vollaufen lassen dürfen.
Das heißt allerdings nicht, dass wir uns davon unter Druck setzen lassen müssen. Denn nicht nur unser Gehirn braucht offensichtlich etwas länger. Auch wir selbst haben alles Recht der Welt, z.B. noch Ü30 mit einem Zahnputzbecher voller Chardonnay für 2,99 schaukeln zu gehen ohne uns dafür schlecht zu fühlen.
Es heißt schließlich nicht umsonst erwachsen werden.