Neben meinem Job als Werkstudentin hier bei watson studiere ich an der Freien Universität Berlin Filmwissenschaft und hatte den Plan, in den nächsten Wochen meine Masterarbeit anzufangen. Doch dann kam Corona. Und ich sitze jetzt zu Hause und warte. Darauf, dass die Bibliotheken wieder aufmachen, dass ich mehr Informationen bekomme, wie es weitergeht, dass ich endlich nach sieben Jahren mein Studium beenden kann.
Wie mir geht es auch unzähligen anderen Studenten in ganz Deutschland. Gegenüber watson haben ein paar von ihnen von ihren Erlebnissen erzählt und auch Unis haben sich zu der momentan Situation geäußert.
Studenten und Universitäten stehen momentan vielen Problemen gegenüber. Die meisten haben mittlerweile fast gänzlich den Betrieb eingestellt. Nur noch die wichtigsten Prozesse laufen weiter.
Die Universität Konstanz bildet hier noch einmal einen Sonderfall, denn sie hat aufgrund von bestätigten Corona-Fällen am vergangenen Montag den Notbetrieb ausgerufen, der bis mindestens 19. April beibehalten werden wird. Das heißt für die Studenten:
Zwei Studentinnen der Uni, Greta und Ema, erzählen von ihren Erfahrungen: Nun herrscht vor allem Ahnungslosigkeit. Da niemand weiß, wie sich die Situation weiter entwickeln wird, steht auch nicht fest, wie lange die Uni geschlossen sein wird. Ema ist in der glücklichen Lage, dass sie gerade ihr Studium abgeschlossen und ihre Bachelorarbeit bereits geschrieben hat. Greta ist gerade noch genau dabei, aber optimistisch, dass vieles auch noch online möglich sein wird.
Julia, die an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Computerlinguistik studiert, ist weniger optimistisch. Sie befindet sich gerade in den ersten Zügen ihrer Bachelorarbeit und hatte eigentlich einen Termin mit ihrem Betreuer, der nun allerdings ebenfalls abgesagt wurde. Die Kommunikation wird ab jetzt nur noch online stattfinden, was Julia beunruhigt. Sie sagt über ihre Situation:
Besagte Klausur soll tatsächlich noch stattfinden. Viele handhaben es wie die LMU und schreiben in ihren Corona-Informationen, die sich mittlerweile auf fast allen Startseiten finden lassen:
Konkret heißt das, dass fast keine Prüfungen mehr stattfinden, mit Ausnahme von beispielsweise Staatsexamen. Dies ist für viele Studenten wie Julia, oder auch Basti von der RWTH Aachen ärgerlich, denn sie haben bereits für die Prüfungen gelernt – höchstwahrscheinlich umsonst. Für beide verschiebt sich nicht nur diese eine Prüfung, sondern eventuell auch der Studienabschluss.
Ich selbst habe noch ein anderes Problem, da momentan sämtliche Bibliotheken geschlossen sind. Leider habe ich mich vor sieben Jahren für ein sehr spezielles Studienfach entschieden, sodass, anders als bei Fächern wie BWL, nicht viel Literatur vollständig online verfügbar ist. Dadurch, dass bei mir zudem – wie bei jedem anderen Studenten auch – Geld eher Mangelware ist, kann ich nicht sämtliche Bücher, die ich für meine Recherche brauche, kaufen. So stehe ich jetzt vor dem Problem, dass ich gerade nicht in der Lage bin, genug Quellen für meine Abschlussarbeit zu finden.
Alle, mit denen ich gesprochen habe, sind glücklicherweise schon am Ende des Studiums und darum nicht vom Ausfall der Lehrveranstaltungen betroffen. Der Start des nächsten Semesters wurde von Anfang auf Ende April verschoben. Allerdings steht noch nicht fest, ob dieses Datum eingehalten werden kann. In einer E-Mail der Freien Universität heißt es:
Insgesamt lässt sich die Situation an den deutschen Unis mit zwei Worten zusammenfassen: pures Chaos. Keiner weiß im Moment, wie es weitergehen soll, wie das Studium weiterlaufen wird – weder die Studenten, noch die Universitäten selber.
Und auch, wenn viele Studenten nun sehr negativ klingen, will ich an dieser Steller noch mal deutlich sagen: Ich, und auch alle anderen, die hier zu Wort gekommen sind, machen den Unis keine Vorwürfe.
Ein Sprecher der Freien Universität erklärt die getroffenen Maßnahmen passend:
Es ist wichtig, die Verbreitung des Virus so gut wie möglich einzudämmen. Dafür müssen wir Menschenmassen, die wir eben auch in den deutschen Hörsälen und Prüfungsräumen treffen, vermeiden. Demnach haben die Unis keine andere Wahl, als so zu reagieren, wie sie es tun.
Natürlich bedeutet dies Einschränkungen im Alltag von Studenten, aber auch Uni-Mitarbeitern. Und davon sind wir auch genervt. Genauso wie alle anderen, die gerade von zu Hause arbeiten müssen, in Vollzeit ihre Kinder betreuen müssen. Nicht zu sprechen von denen, die gerade mit dem Virus kämpfen oder jemanden kennen, der es tut.
Die Unis haben keine Schuld. Also warten wir jetzt ab und machen erstmal das, was wir immer machen: Zu Hause bleiben und Netflix schauen. Diesmal aber mit weniger Prüfungsdruck im Nacken.