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Corona an den Unis: So wirken sich die Maßnahmen aufs Studieren aus

So sah das Leben vor ein paar Wochen noch für Studenten aus.
So sah das Leben vor ein paar Wochen noch für Studenten aus.bild: unsplash
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Keine Prüfungen, geschlossene Bibliotheken: Das bedeutet Corona für Studenten

Wie bei vielen anderen Betrieben steht auch an den deutschen Unis zurzeit alles still. Betroffene Studenten berichten gegenüber watson von ihren Erfahrungen.
24.03.2020, 13:41
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Neben meinem Job als Werkstudentin hier bei watson studiere ich an der Freien Universität Berlin Filmwissenschaft und hatte den Plan, in den nächsten Wochen meine Masterarbeit anzufangen. Doch dann kam Corona. Und ich sitze jetzt zu Hause und warte. Darauf, dass die Bibliotheken wieder aufmachen, dass ich mehr Informationen bekomme, wie es weitergeht, dass ich endlich nach sieben Jahren mein Studium beenden kann.

Wie mir geht es auch unzähligen anderen Studenten in ganz Deutschland. Gegenüber watson haben ein paar von ihnen von ihren Erlebnissen erzählt und auch Unis haben sich zu der momentan Situation geäußert.

Corona-Krise bringt das Uni-Leben zum Stillstand

Studenten und Universitäten stehen momentan vielen Problemen gegenüber. Die meisten haben mittlerweile fast gänzlich den Betrieb eingestellt. Nur noch die wichtigsten Prozesse laufen weiter.

Die Universität Konstanz bildet hier noch einmal einen Sonderfall, denn sie hat aufgrund von bestätigten Corona-Fällen am vergangenen Montag den Notbetrieb ausgerufen, der bis mindestens 19. April beibehalten werden wird. Das heißt für die Studenten:

"Ab Montag, 16. März 2020, 18 Uhr dürfen der Campus und sämtliche Gebäude der Universität Konstanz nicht mehr betreten werden. (...) Wie gehabt, finden keine Lehrveranstaltungen jeglicher Art mehr an der Universität Konstanz statt. (...) Es finden keine Tagungen, Workshops oder jegliche andere öffentliche Veranstaltungen an der Universität Konstanz statt. (...) Wie gehabt finden keine Prüfungen jeglicher Art mehr an der Universität Konstanz statt. (...) Auch die Bibliothek ist geschlossen. (...) Alle Beschäftigten arbeiten mit Inkrafttreten des Notbetriebs im Homeoffice."
Newsletters "ein|blick" der Universität Konstanz
Heute wird es an der Uni Konstanz noch leerer sein.
Heute wird es an der Uni Konstanz noch leerer sein.Bild: imago/ Joker

Zwei Studentinnen der Uni, Greta und Ema, erzählen von ihren Erfahrungen: Nun herrscht vor allem Ahnungslosigkeit. Da niemand weiß, wie sich die Situation weiter entwickeln wird, steht auch nicht fest, wie lange die Uni geschlossen sein wird. Ema ist in der glücklichen Lage, dass sie gerade ihr Studium abgeschlossen und ihre Bachelorarbeit bereits geschrieben hat. Greta ist gerade noch genau dabei, aber optimistisch, dass vieles auch noch online möglich sein wird.

"Erste Schritte wurden bereits ergriffen, das könnte auch für die zukünftige Digitalisierung hilfreich sein."
Greta studiert Sprachwissenschaft

Auch andere Unis reagieren

Julia, die an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Computerlinguistik studiert, ist weniger optimistisch. Sie befindet sich gerade in den ersten Zügen ihrer Bachelorarbeit und hatte eigentlich einen Termin mit ihrem Betreuer, der nun allerdings ebenfalls abgesagt wurde. Die Kommunikation wird ab jetzt nur noch online stattfinden, was Julia beunruhigt. Sie sagt über ihre Situation:

"Alles läuft aus dem Ruder – außer die Statistikklausur. Die wurde nicht abgesagt."

Besagte Klausur soll tatsächlich noch stattfinden. Viele handhaben es wie die LMU und schreiben in ihren Corona-Informationen, die sich mittlerweile auf fast allen Startseiten finden lassen:

"Die Entscheidung, ob eine Prüfung abzuhalten ist, obliegt der jeweiligen Dozentin beziehungsweise dem Dozenten mit Zustimmung der jeweiligen Fakultät."

Konkret heißt das, dass fast keine Prüfungen mehr stattfinden, mit Ausnahme von beispielsweise Staatsexamen. Dies ist für viele Studenten wie Julia, oder auch Basti von der RWTH Aachen ärgerlich, denn sie haben bereits für die Prüfungen gelernt – höchstwahrscheinlich umsonst. Für beide verschiebt sich nicht nur diese eine Prüfung, sondern eventuell auch der Studienabschluss.

Mangel an Quellen

Ich selbst habe noch ein anderes Problem, da momentan sämtliche Bibliotheken geschlossen sind. Leider habe ich mich vor sieben Jahren für ein sehr spezielles Studienfach entschieden, sodass, anders als bei Fächern wie BWL, nicht viel Literatur vollständig online verfügbar ist. Dadurch, dass bei mir zudem – wie bei jedem anderen Studenten auch – Geld eher Mangelware ist, kann ich nicht sämtliche Bücher, die ich für meine Recherche brauche, kaufen. So stehe ich jetzt vor dem Problem, dass ich gerade nicht in der Lage bin, genug Quellen für meine Abschlussarbeit zu finden.

Vorlesungsfreie Zeit

Alle, mit denen ich gesprochen habe, sind glücklicherweise schon am Ende des Studiums und darum nicht vom Ausfall der Lehrveranstaltungen betroffen. Der Start des nächsten Semesters wurde von Anfang auf Ende April verschoben. Allerdings steht noch nicht fest, ob dieses Datum eingehalten werden kann. In einer E-Mail der Freien Universität heißt es:

"Da sich aktuell nicht ausschließen lässt, dass eine weitere Verschiebung nötig wird, prüfen wir, inwieweit Lehrveranstaltungen etwa online oder später im Block stattfinden können."
Prof. Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin

Insgesamt lässt sich die Situation an den deutschen Unis mit zwei Worten zusammenfassen: pures Chaos. Keiner weiß im Moment, wie es weitergehen soll, wie das Studium weiterlaufen wird – weder die Studenten, noch die Universitäten selber.

Kein Vorwurf an die Unis

Und auch, wenn viele Studenten nun sehr negativ klingen, will ich an dieser Steller noch mal deutlich sagen: Ich, und auch alle anderen, die hier zu Wort gekommen sind, machen den Unis keine Vorwürfe.

Ein Sprecher der Freien Universität erklärt die getroffenen Maßnahmen passend:

"Die Freie Universität Berlin appelliert an ihre Mitglieder, gemeinsam verantwortlich zu handeln. Die Hochschule unterstützt die gesamtgesellschaftlichen Anstrengungen, die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus einzudämmen, indem sie die sozialen Kontakte in den Hochschuleinrichtungen – und damit mögliche Infektionen –, trotz der damit verbundenen weitreichenden Folgen für Lehre und Studium, Forschung sowie Verwaltung und den Universitätsalltag insgesamt, so weit wie möglich reduziert."
Goran Krstin von der Freien Universität Berlin

Es ist wichtig, die Verbreitung des Virus so gut wie möglich einzudämmen. Dafür müssen wir Menschenmassen, die wir eben auch in den deutschen Hörsälen und Prüfungsräumen treffen, vermeiden. Demnach haben die Unis keine andere Wahl, als so zu reagieren, wie sie es tun.

"Unsere Gesellschaft befindet sich in einer Situation, in der jede einzelne Einrichtung und jede einzelne Person sich zur Verbesserung dieser Situation einbringen muss – und damit auch die Hochschulen in Deutschland."
Julia Wandt, Pressesprecherin der Universität Konstanz

Das Coronavirus schafft eine Ausnahmesituation für alle

Natürlich bedeutet dies Einschränkungen im Alltag von Studenten, aber auch Uni-Mitarbeitern. Und davon sind wir auch genervt. Genauso wie alle anderen, die gerade von zu Hause arbeiten müssen, in Vollzeit ihre Kinder betreuen müssen. Nicht zu sprechen von denen, die gerade mit dem Virus kämpfen oder jemanden kennen, der es tut.

Die Unis haben keine Schuld. Also warten wir jetzt ab und machen erstmal das, was wir immer machen: Zu Hause bleiben und Netflix schauen. Diesmal aber mit weniger Prüfungsdruck im Nacken.

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