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Fragen der Liebe

Weibliche Narzissten erkennen – Warnsignale beim Dating

Beautiful young woman breathing with her hair in the wind
Zur Schau gestellte Unabhängigkeit und Stärke kann bei Narzisstinnen Fassade sein, um Anerkennung zu erhalten. Bild: E+ / Maria Casinos
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Red Flag beim Dating: Woran erkennt man weibliche Narzisstinnen?

Ob Single, in Beziehung oder aktiv auf dem Datingmarkt – oft wirft die Suche nach einem glücklichen Liebesleben ganz neue Fragen in uns auf. Wir beantworten sie mithilfe von Expert:innen wie Britta Papay, die sich ausgiebig mit dem Thema Narzissmus und Liebe befasst hat.
13.07.2025, 11:0013.07.2025, 11:00
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Narzissen sind hochgiftig. Sobald sie mit anderen Blumen gemeinsam in eine Vase gestellt werden, gehen diese an dem Gift ein, das die Narzisse als Schnittblume ins Wasser absondert. Kurzum: Diese Blume duldet es nicht, dass eine andere neben ihr blüht.

"Verdeckte Narzissten zeichnen sich durch eine Opferhaltung, falsche Bescheidenheit, Mimosenhaftigkeit und Empfindlichkeit aus."
Dr. Britty Papay

Kein Wunder, dass die Pflanze eine Namensverwandtschaft mit einem Typ Mensch auszeichnet, der ebenfalls gefährlich für andere werden kann – die Narzisstin. Zusammenleben mit ihr gestaltet sich kompliziert, das trifft auch Liebespartner:innen. Was aber macht "weibliche Narzissten" aus?

Darüber sprachen wir mit Dr. Britta Papay. Die Therapeutin hat eine Praxis in Hamburg und ein Buch zum Thema verfasst ("Verkappte Narzissten­. Wie wir sie enttarnen und ihnen die Macht nehmen", Now Verlag).

Dr. Britta Papay, Paartherapie aus Hamburg, Narzissmus-Expertin
Therapeutin Britta PapayBild: privat / Anja Eichinger

Sie sagt: "Es gibt kein typisches Verhalten von weiblichen Narzissten." Narzissmus könne sich sowohl bei Männern als auch bei Frauen auf die gleiche Art und Weise zeigen.

Entscheidend sei eher, ob es sich bei der Person "um einen offenen, grandiosen Narzissten handelt oder um einen verdeckten, vulnerablen Narzissten".

Viele Narzisstinnen sind zuerst sehr charmant und anziehend

"Der grandiose Narzisst oder Narzisstin sticht hervor durch ein vermeintlich sehr selbstbewusstes Auftreten, verbunden mit dem Bedürfnis nach Bewunderung und Anerkennung", erklärt die Expertin weiter.

Warum Selbstdiagnosen problematisch sind

Dieser Text beschäftigt sich mit Symptomen psychischer Krankheiten. Er kann hilfreich sein, da im Alltag oft nicht offen genug darüber gesprochen wird: um das Thema zu enttabuisieren und Menschen dazu zu ermutigen, sich professionelle Hilfe zu suchen.
Aber dieser Artikel soll nicht zu einer Selbstdiagnose verleiten. Er ersetzt keine professionelle Diagnose und Behandlung. Nur ausgebildete Ärzt:innen oder Therapeut:innen haben auch Kenntnis über weitere Umstände, die das Abgrenzen von Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik ermöglichen.

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Das sind die Narzisst:innen, welche die Mehrheit wohl vor Augen hat: dominante, ehrgeizige Herzensbrecher:innen. Besonders Männern werden diese Eigenschaften oft auch positiv ausgelegt, bis sich die Schattenseite des Ganzen zeigt. Britta Papay:

"Er – oder sie – tritt meistens mit großem Charme auf, hat jedoch eine geringe Frustrationstoleranz. Das Bedürfnis, immer besonders behandelt zu werden, tritt mit schnell wechselnden Stimmungen zutage."

Wer in der Nähe grandioser Narzisst:innen ist, kann sich also darauf gefasst machen, dass es knallt, sobald etwas schiefgeht oder der Stolz vermeintlich verletzt wird.

Verdeckter Narzissmus kommt im Vergleich viel stiller daher. Auch wenn viele Narzisst:innen Anteile beider Stile zeigen, unterscheiden sich die Ausprägungen dadurch grundlegend.

Narzisstinnen sind häufig schnell beleidigt und fühlen sich als Opfer

"Verdeckte oder vulnerable Narzissten zeichnen sich eher durch eine Opferhaltung, falsche Bescheidenheit, Mimosenhaftigkeit und Empfindlichkeit aus", weiß Britta Papay aus der Praxis. Damit entsprechen sie nicht dem typischen Bild, das der Mainstream von Narzist:innen hat.

Die Expertin führt aus:

"Sie bezeichnen sich oft als sehr sensibel und sind schnell beleidigt und eingeschnappt, wenn es nicht so läuft, wie sie es gerne hätten."

In ihrem Buch beschreibt sie einige der verborgenen Narzissmus-Typen genauer. Darunter zum Beispiel, "die Unentbehrliche", die sich auf der Arbeit mit aller Kraft unersetzlich macht, "Mutter Teresa", die auf der ganzen Welt Menschen rettet, um sich in ihrem Heiligenschein zu sonnen oder die "beste Freundin", die ihre Bestie manipuliert, um ihre exklusive Stellung zu sichern.

Wie schon an den Begrifflichkeiten erkennbar, befinden sich unter diesen Typen auch viele Frauen. Weil ihr Verhalten fürsorglich und aufopferungsvoll erscheint, ist der narzisstische Aspekt oft für das Umfeld schwer zu begreifen.

Doch am Beispiel des Mutter-Teresa-Typs klar zu erkennen, geht es in erster Linie darum, "jemandem zur Seite zu stehen, der schwach ist". "Daraus speist sich ein narzisstisches Hochgefühl, das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein, besser als andere", schreibt Papay in ihrem Buch. Diese Typen sind daher oft übergriffig, wehleidig und nachtragend.

Letztlich erkennt man weibliche Narzisstinnen, wie männliche Narzissten auch, am ehesten in dem Moment, in dem Anerkennung für sie ausbleibt. Die Kränkung des Nicht-Beachtet-Werdens ist für sie schwer zu ertragen.

Die Therapeutin abschließend: "Narzisstische Frauen können auf den ersten Blick stark, unabhängig und gewinnend erscheinen, um sich dann schnell als aufopferungsbereit, anerkennungshungrig und bedürftig zu entpuppen." Ein klares Warnsignal.

Allerdings sagt sie auch: Wir alle haben narzisstische Merkmale in uns. Das tiefe Bedürfnis, sich besonders zu fühlen, sei dem "Menschen immanent". Erst die Dosis macht das Gift.

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Der Buchmarkt verliert Käufer und freut sich trotzdem. Denn unter den letzten Überlebenden befinden sich: Jugendliche. Freiwillig sogar. Was für ein Plot-Twist.

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