
Es gibt sie noch: echte, analoge Bücher. Bild: imago images/ Westend61
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Der Buchmarkt verliert Käufer und freut sich trotzdem. Denn unter den letzten Überlebenden befinden sich: Jugendliche. Freiwillig sogar. Was für ein Plot-Twist.
11.07.2025, 14:0711.07.2025, 14:07
Sie liegen auf Cafétischen, werden lässig unter den Arm geklemmt und in U-Bahnen ausgeführt: Bücher, echte Bücher. Nicht der Reader, nicht das Hörbuch, sondern das in Leinen gebundene, liebevoll gestaltete Printobjekt.
In einer Welt, in der das Smartphone zur Verlängerung des eigenen Körpers geworden ist, wird das analoge Buch zum stilistischen Accessoire mit Bildungsauftrag. Und wenn man nicht liest, dann wenigstens so tun, performative reading nennt man das. All das wiederum tut dem Markt gut.
Denn während die Zahl der Buchkäufer insgesamt rückläufig ist, zeigt ein Detail in der neuen Jahresbilanz der Branche, dass eine junge Generation offenbar wieder den Weg zwischen Buchdeckel sucht.
Umsatz leicht gestiegen, Käuferzahl gesunken
Obwohl laut Börsenverein des Deutschen Buchhandels die Zahl der Käufer:innen im Jahr 2024 um rund zwei Prozent sank – von 25 auf 24,5 Millionen – stieg der Umsatz um 1,8 Prozent auf knapp 9,9 Milliarden Euro. Weniger Leute kaufen Bücher, dafür aber offenbar die richtigen. Und vor allem: junge Leute.
"Rund ein Drittel der 16- bis 19-Jährigen kauft Bücher", heißt es vom Börsenverein. Was unter dem Schlagwort Booktok schon länger firmiert, wird nun mit handfesten Zahlen untermauert. Die als digital verstrahlt gebrandmarkte Generation Tiktok entdeckt das Lesen. Ausgerechnet.
Natürlich löst das nicht alle Probleme. Die Zahl der Erstauflagen ist weiter gesunken, um 3,1 Prozent. Aber der stationäre Buchhandel, dieses eigensinnige Relikt aus Zeiten mit Kassenzetteln und Buchstützen, wächst weiter leicht (plus 0,6 Prozent).
Online läuft’s sogar noch besser (plus 4,4 Prozent), wobei immerhin die Hälfte des Umsatzes bei den Webshops der stationären Händler landet – auch das eine bemerkenswerte Entwicklung in Zeiten von Plattformdominanz.
Belletristik überzeugt bei Bücherverkauf
Inhaltlich punktet weiterhin die Belletristik. Sie ist mit 36,6 Prozent Umsatzanteil die stärkste Warengruppe und wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 Prozent. Auch Kinder- und Jugendbücher legten leicht zu (plus 0,6 Prozent), Sachbücher sogar um 8,1 Prozent.
E-Books halten sich mit einem stabilen Marktanteil von rund sechs Prozent, Hörbücher gewinnen weiter: Der Umsatz stieg um 7,3 Prozent, vor allem durch Streaming und Downloads. CDs spielen mit 7,4 Prozent Marktanteil kaum noch eine Rolle. Der Lizenzverkauf, insbesondere bei Kinder- und Jugendbüchern, zog mit einem Plus von 2,2 Prozent wieder leicht an.
Ob das genügt, um langfristig gegenzusteuern, bleibt abzuwarten. Doch die Zahlen zeigen: Die junge Zielgruppe ist keineswegs verloren. Und das reicht der Branche im Moment schon für eine verhalten optimistische Zwischenbilanz.
Smartphones gehören für viele Jugendliche zum Alltag – und doch wächst die Sehnsucht nach einer bewussteren Nutzung. Statt den Reizen von Handy und Social Media hilflos ausgeliefert zu sein, entwickeln immer mehr junge Menschen anscheinend ein bewusstes Verhältnis dazu.
Junge Menschen wachsen heutzutage mit Smartphones und Social Media als ständigen Begleitern auf. Meist schon im frühen Alter werden digitale Medien Teil des eigenen Alltags – oft aber ohne ausreichend ohne potenzielle Risiken aufgeklärt zu sein.