
Umso weniger Stoff am Po, desto weniger Tanlines.Bild: imago images / Thales Antonio
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String-Bikinis sind überall – im Freibad oder in der Insta-Story. Doch was steckt hinter dem Trend? Forscher:innen sprechen von einer "Pornification" des Alltags.
21.08.2025, 17:0321.08.2025, 17:03
Haut zeigen oder keine Haut zeigen, das ist für viele gerade im Sommer die Frage. Während knappe Bademode an den Stränden Brasiliens oder in Reality-Shows wie "Love Island" kaum Aufsehen erregt, gilt anderswo noch mehr Zurückhaltung in Sachen Nacktheit.
Zuletzt taucht der Thong-Bikini, das knappste aller Badehöschen, immer häufiger auf – selbst an Orten, die kaum für Sonne oder Freizügigkeit stehen. So berichtete eine Journalistin des "Guardian" erstaunt von einer Thong-Sichtung in Schottland, an einem verregneten Tag.
Aber eigentlich, schlussfolgerte sie, gebe es keinen Grund, verwundert zu sein. Denn für viele Frauen bedeutet der Mini-Bikini ein Stück Befreiung: weniger Tanlines, mehr Komfort, mehr Selbstbewusstsein.
Das bestätigt auch eine junge Frau gegenüber dem "Guardian": "Zu Beginn war es ehrlicherweise sehr nervenaufreibend", sagt Victoria, 29, die in Neapel zum ersten Mal einen Thong-Bikini trug. Aber dann beschließt sie: "Es ist nur ein Hintern."
Porno-Ästhetik auf der Sonnenliege
Doch gleichzeitig steckt in diesem Trend mehr als nur Mode. Historiker:innen und Modeforscher:innen sprechen von einer "Pornification" der Alltagskultur. Der String-Bikini, ursprünglich ein Pornokostüm-Klassiker, wird heute ganz selbstverständlich am Badesee getragen – oft, ohne dass sich die Trägerinnen bewusst sind, woher dieser Style eigentlich kommt.
"Es ist ein Stil, der aus der Pornografie stammt", erklärt Modeforscher Shaun Cole im "Guardian". Kleine Höschen, String-Schnitte, nackte Haut: Das ist ein Look, der in Pornos längst Standard ist und jetzt durch Social Media und Shows wie "Love Island" in den Mainstream rutscht.
Was früher als "unangebracht" oder "zu sexy" galt, ist mittlerweile ein Tiktok-Trend. Traditionelle Schwimmbäder reagieren bereits darauf – in Australien oder den USA wurden String-Bikinis verboten.
Von Body Positivity zur Hypersexualisierung
Natürlich hat der Trend auch eine andere Seite: Frauen unterschiedlichster Körpertypen zeigen sich selbstbewusst – und kümmern sich wenig darum, ob ihre Kleidung den gängigen Vorstellungen von Figur-Schmeichelei entspricht.
Gleichzeitig überlagern sich zwei Strömungen: die Body-Positivity-Bewegung und eine durch soziale Medien, Fitnesskult und Pornografie befeuerte Fixierung auf den Po als erotisches Symbol. Vom Brazilian Butt Lift bis zu Booty-Workouts im Fitnessstudio – längst ist das Gesäß zur globalen Obsession geworden.
Zwischen Empowerment und Pornification
Für die einen verkörpert der String-Bikini ein feministisches Bekenntnis – "Mein Körper, meine Entscheidung". Für andere dagegen wirkt er wie ein weiteres Zeichen der Übersexualisierung des Alltags. Wie so oft dürfte die Wahrheit irgendwo dazwischen liegen.
Klar ist jedenfalls, der String-Bikini ist nicht einfach ein Stück Stoff. Er ist ein Symptom unserer Zeit, zwischen Body-Positivity, Influencer-Ökonomie und einer Pornokultur, die längst in unseren Alltag eingesickert ist.
Ein Liter Saft, ein paar Cent Unterschied – mehr braucht es nicht, um den Markt in Bewegung zu setzen. Aldi legt vor, die Konkurrenz schaut nervös. Was wie Kleinkram klingt, ist Teil eines großen Spiels.
Es gibt kaum eine Koalition, die so stabil ist wie die zwischen Brot, Kaffee und Saft. Sie hält seit Jahrzehnten und übersteht jede Krise. Manchmal gerät sie ins Wanken, aber am Ende landet doch wieder das Gleiche auf dem Tisch.