
"Meine frisch rasierte Mu.." – okay, genug Tiktok für heute.Bild: imago images / imagebroker
Analyse
Auf Tiktok trendet ein Song, der sehr explizit die frisch rasierten Geschlechtsteile von weiblichen Personen lobt. Warum? Das fragen wir uns auch.
12.08.2025, 13:4312.08.2025, 13:43
"Meine frisch rasierte Muschi, die kann sich wirklich sehen lassen, oh yeah!" – na, direkt einen Ohrwurm beim Lesen bekommen? Ein Song mit diesem Text trendet gerade bei Tiktok, wurde inzwischen mehr als 2400 Mal für Videos verwendet. Die Melodie erinnert an Schlager, wie es sie viele in der deutschen Musikszene gibt. Wer regelmäßig auf der Social-Media-App Zeit verbringt, wird sicher schon darauf gestoßen sein.
Dabei finden sich unter den Videos mit diesem Sound ganz verschiedene Inhalte: Eine Person macht sich dazu die Haare, eine andere tanzt dazu und schreibt: "Meine letzte Gehirnzelle nach 340 Kilometer Fahrradfahren."
Manche nutzen den Sound aber auch, um Großeltern oder Eltern mal kurz für ein paar Lacher zu "schocken".
In einem Video sitzt die Oma brav lächelnd vor der Kamera, der Enkel tanzt zum Tiktok-Lied im Hintergrund. Der Kontrast zwischen der lieben Omi und dem vulgären Text soll hier wahrscheinlich für Aufmerksamkeit sorgen.
Dazu schreibt der Creator: "Meine Oma hat mir erzählt, dass der Song in ihren 20ern hoch und runter gehört wurde!" Wirklich, @itsofficalmarco? Wirklich?!
DJ Schlagerfieber trendet auf Tiktok
Eine kurze Suche zum Song und dem vermeintlichen Künstler zeigt, dass der Urheber (ein sogenannter DJ Schlagerfieber) den Song "Frisch rasierte Muschi" im Jahr 2024 auf Spotify veröffentlicht hat. Marcos Oma hat also wohl kaum in ihren 20ern dazu getanzt, so viel nur nebenbei.
In der Diskografie von DJ Schlagerfieber lassen sich noch ein paar weitere Songs mit ziemlich ähnlich klingenden Titeln finden. Eine Auswahl: "Meine Mumu hat Sonnenbrand", "Meine Scheide Stinkt" oder "Meine Oma Macht Jetzt OnlyFans".
Auf Spotify gibt es keine weiteren Infos zum Künstler DJ Schlagerfieber, die Titelbilder zu den Songs sind mutmaßlich KI-generiert. Geht man auf die Informationen der einzelnen Songs, ist DJ Schlagerfieber sowohl als Interpret und Produzent genannt, Autor ist jedoch Guido Baltruschat – vermutlich der geniale Kopf hinter diesem musikalischen Meisterstreich?
KI-Songs bringen puren Sexismus in die Popkultur
DJ Schlagerfieber ist jedoch nicht der einzige, der mit KI-generierten Songs die Charts aufmischt. An dieser Stelle sei auch SUV WHATEVER erwähnt, von ihm stammt das Lied "Fotzen Freitag", ebenfalls ein Banger auf Tiktok.
In "Fotzen Freitag" – übrigens klingt auch dieser Song wie ein alter deutscher Schlager – geht es um weibliche Selbstbestimmung und darum, sich als Frau nicht den Tag von Männern verderben zu lassen und mit seinen Freundinnen Spaß zu haben. Von diesem vermeintlich feministischen Take sollte man sich allerdings nicht blenden lassen: Wie DJ Schlagerfieber hat auch SUV WHATEVER extrem sexistische Songs in seiner Diskografie.
Das Problematische an diesen Songs: Es werden künstliche Frauenstimmen genutzt, durch die das ganze harmlos wirkt. Denn, wenn eine Frau eine Lobeshymne auf ihre frisch rasierte Vulva singt, kann es ja kein Sexismus sein. Soweit die Theorie.
In den Songs wird der weibliche Körper stark objektifiziert, das bestimmte Aussehen der Geschlechtsteile (frisch glattrasiert und "zart wie Seide") übermäßig gelobt. Im aktuell viral gehenden Song heißt es: "Die kann sich wirklich sehen lassen." Heißt im Umkehrschluss, eine unrasierte Vulva ist weniger "schön", darf sich eher nicht sehen lassen?
Durch Sounds wie diesen kommt der Sexismus verpackt im vermeintlich harmlosen Schlagerkostüm in die Timelines der Social-Media-Apps. Mithilfe von KI werden Lieder geschaffen, die sich vermutlich kein Mensch trauen würde zu singen.
So aber trällern helle Frauenstimmen davon, wie ihre Scheide stinkt, ihre Oma auf OnlyFans ihren Körper verkauft, oder auch der Nikolaus ihnen in den Stiefel geschissen hat (???).
Diese Songs werden nun munter in Tiktoks verwendet, werden so teil unserer Popkultur und machen es sing- und tanzbar, dass Frauen sich zu rasieren haben. Fazit: Genug Internet für heute.
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Ständig müssen Verbraucher:innen in Lauerstellung vor einer nervigen Gefahr sein: Phishing-Mails. Kaum hat man das Bett verlassen, sieht man schon bei einem ersten Blick auf das Smartphone die erste aufgeploppte "Dringende Nachricht" von der Bank oder einem Online-Shop.