Zuerst einmal: Narzissmus ist ein Spektrum. Es gibt den gesunden Narzissmus (ja, den brauchen wir alle ein bisschen), den übersteigerten, aber noch alltagstauglichen – und die narzisstische Persönlichkeitsstörung, die therapiebedürftig ist.
Die folgenden sieben Anzeichen deuten auf mehr als nur ein bisschen Eitelkeit hin.
Hat er den Müll runtergebracht? Dann erwartet er eine Dankesrede. Hat er eine Präsentation gehalten? Dann wird minutenlang erzählt, wie brillant er war – während du mit deinen eigenen Erfolgen kaum durchdringst. Narzisstische Männer saugen Bestätigung wie ein Staubsauger. Ohne externe Bewunderung bricht ihr Selbstwertgefühl zusammen wie ein Kartenhaus im Wind. Hinter dem aufgeblasenen Ego steckt oft ein fragiles Selbstbild, das konstant durch Lob und Anerkennung stabilisiert werden muss.
Du erzählst von deinem miesen Tag und seiner Reaktion lautet: "Oh, das ist doof. Aber rate mal, was MIR passiert ist!" Narzissten fällt es schwer, sich in andere hineinzuversetzen. Statt Trost oder Mitgefühl bekommst du oft nur Desinteresse – es sei denn, dein Problem lässt sich nutzen, um sich selbst zu inszenieren. Aber emotionale Nähe ist schwierig, wenn ein Mensch die Gefühle anderer nicht wirklich erfassen oder ernst nehmen kann.
Gaslighting ist sein Spezialgebiet: Du zweifelst an dir selbst, weil er deine Wahrnehmung ständig infrage stellt. Aussagen wie "Das hast du dir eingebildet" oder "Du bist zu sensibel" sind klassische Werkzeuge, um dich zu verunsichern und so die Kontrolle zu behalten.
Ein kleiner Hinweis auf sein Fehlverhalten – und schon ist Drama angesagt. Entweder wird aggressiv zurückgeschossen ("Du hast doch keine Ahnung!"), oder er zieht sich beleidigt zurück ("Ich mache doch eh alles falsch!"). Selbst konstruktive Kritik kratzt gefährlich am Selbstbild eines Narzissten. Was dahinter steckt, ist: Kritik wird nicht als Chance zur Verbesserung, sondern als Angriff auf das Selbst erlebt – und muss deshalb sofort abgewehrt werden.
Er glaubt, er verdient nur das Beste: den besten Job, das schickeste Auto, die exklusivste Partnerin. Und wehe, du entsprichst irgendwann nicht mehr diesem Ideal. Dann wirst du entwertet – mit einem "Ich brauche jemanden, der mich wirklich versteht" oder durch kalte Ignoranz. Narzissten sehen Beziehungen oft als Bühne für ihr Selbstbild, nicht als echte Verbindung auf Augenhöhe.
Jede Ex war "verrückt", "zu needy" oder "hat ihn nicht geschätzt". Die Geschichten klingen immer gleich: Er ist das Opfer, die anderen sind schuld. Wenn du nicht aufpasst, wirst du bald Teil dieser Erzählung. Wer sich nie hinterfragt, sondern immer andere verantwortlich macht, zeigt ein zentrales Merkmal narzisstischer Strukturen – mangelnde Selbstreflexion.
Seine Themen, seine Sorgen, seine Zukunftspläne. Du bist willkommen, solange du dich in dieses Drehbuch einfügst. Sobald du eigene Bedürfnisse anmeldest, wird es ungemütlich. Vielleicht nicht direkt – aber du spürst, dass "gemeinsam" für ihn bedeutet: nach seinen Regeln. So ist echte Partnerschaft kaum möglich, weil das "Ich" das "Wir" verdrängt.
Ein bisschen Narzissmus hat jeder. Aber wenn du dich in diesen Punkten wiederfindest – oder dich regelmäßig klein, unsicher oder verwirrt fühlst in seiner Gegenwart, lohnt sich ein zweiter Blick. Und vielleicht auch der Mut zur Abgrenzung. Denn du verdienst jemanden, der dich sieht.