Vor kurzer Zeit haben Studenten, inklusive mir, bei watson über unseren Uni-Alltag berichtet, der durch Corona ordentlich durcheinander gekommen ist. Darüber, dass wir nicht mehr in Bibliotheken arbeiten können und so an wichtige Quellen nicht herankommen. Dass Prüfungen teils auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Dass Vorlesungen momentan nicht mehr stattfinden. Wir alle sind aber noch halbwegs glimpflich davongekommen, bisher waren keine Abschlüsse gefährdet.
Nun hat watson mit weiteren Studenten gesprochen, die die Corona-Krise teils härter trifft. Sei es aus gesundheitlichen, finanziellen oder Studien-Gründen. Die Studentinnen Dorothea, Ina und Nina sprechen hier über ihre aktuelle Situation, aber auch ihre Sorgen und Ängste vor der Zukunft.
Studentin Nina hat durch Corona gleich mit mehreren Problemen zu kämpfen. Neben den Einschränkungen ihres Uni-Lebens gehört sie auch zu einer der Risikogruppen, da sie unter Asthma leidet. So muss sie sich im Moment nicht nur Sorgen um ihr Studium machen, sondern auch um ihre Gesundheit.
Nina kritisert, wie leichtfertig andere mit dem Virus umgehen und damit Menschen mit Risikofaktoren gefährden. Zudem wollte sie eigentlich in den nächsten Monaten ein Praktikum für ihr Studium absolvieren, aber weiß nicht, in wie weit das noch möglich sein wird. Als angehende Sozialpädagogin wäre sie im ständigen Kontakt mit anderen Menschen. Eine Tätigkeit, die in Corona-Zeiten besonders für sie gefährlich werden könnte.
Zu diesen Sorgen kommt noch hinzu, das Menschen aus ihrem Umfeld durch Corona bereits ihren Job verloren haben oder manchen sogar die Wohnung gekündigt wurde. Das ist natürlich belastend. Nina selbst weiß nicht, wie es mit ihrem Bafög weitergehen wird, wenn sie das studienrelevante Praktikum nicht antreten kann. Bafög wird schließlich nur ausgezahlt, wenn man in der Regelzeit studiert. Wer länger braucht, muss damit rechnen, dass der Geldhahn zugedreht wird.
Dorothea studiert im sechsten Semester an einer Privatuniversität in Hamburg. Trotz der besonderen Umstände muss sie weiterhin die vollen Studiengebühren an ihrer Uni zahlen. Bei ihr und ihren Kommilitonen herrscht momentan großes Unwissen darüber, wie ihr Studium weitergehen soll. Sie bekommen zwar jeden Tag E-Mails mit neuen Informationen über Maßnahmen gegen das Virus, dennoch herrscht bei vielen wichtigen Themen große Ahnungslosigkeit.
Letzten Donnerstag erlebte Dorothea mit, wie die neuen Maßnahmen des digitalen Unialltags tatsächlich ablaufen: Sie absolvierte eine Prüfung – über Microsoft Teams (ein Chatprogramm, mit dem man, ähnlich wie bei Skype, per Video sprechen kann, Anm. d. Red.). Überrascht war sie darüber, dass ihre Umgebung nicht kontrolliert wurde und sie ihr Handy nicht einmal ausschalten musste. Abgesehen von ein paar Aussetzern des Internets und dem merkwürdigen Gefühl, eine Prüfung via Internet zu haben, lief das ganze aber einigermaßen flüssig und Dorothea hat die Prüfung bestanden. Herzlichen Glückwunsch natürlich dafür!
Gerade Mediziner werden im Moment händeringend gesucht. In den Nachrichten hört man von Medizinstudenten, die bereits in Krankenhäusern aushelfen. Was das konkret bedeutet, erzählt die angehende Ärztin Ina.
Sie ist momentan im zehnten Semester ihres Studiums und steht vor dem zweiten Staatsexamen, nach dem das praktische Jahr beginnen würde. In diesem Examen wird der Stoff aus sechs Semestern abgefragt, dementsprechend bereitet man sich darauf auch vier bis fünf Monate lang vor. Wie viele ihrer Kommilitonen war auch Ina gerade in dieser Vorbereitungsphase, als die Corona-Pandemie Deutschland erreichte.
Aufgrund der damit verbundenen Umstände hat das Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP), das bundesweit für die Koordination der medizinischen Examen zuständig ist, die Empfehlung ausgesprochen, die Staatsexamen auf das Jahr 2021 zu verschieben. Die Studenten sollen stattdessen direkt ins praktische Jahr (PJ) geschickt werden, um vor Ort zu helfen.
In der Stellungnahme des IMPP heißt es dazu:
Ina und ihre Kommilitonen sind durch diese Empfehlung verunsichert. Konkrete Informationen gibt es kaum, dafür Unmengen von Fragen, auf die im Moment niemand die Antwort weiß. Gäbe es dann nach dem PJ ein sogenanntes "Hammerexamen", bei dem das zweite und das dritte Staatsexamen (das normalerweise nach dem PJ stattfindet) direkt aufeinanderfolgen? Was würde das für den Berufsbeginn bedeuten? Was ist mit berufstätigen Studenten oder mit Studenten mit Kindern?
Natürlich will auch Ina in der Krise mithelfen. Dass sie dennoch die Auswirkungen der Maßnahmen auf ihren Abschluss befürchtet, ist eine Angst, die viele Studenten teilen.
Wir drücken allen dreien die Daumen und hoffen, dass die Krise ihr Studium nicht allzu sehr beeinträchtigen wird und alle Beteiligten gesund bleiben. Das hoffen wir natürlich auch für alle anderen Menschen, die von der Corona-Krise betroffen sind.