Klar. Alles wird immer teurer. Vor allem Kaffee kostet inzwischen so viel, dass er im Supermarkt wie teurer Schnaps weggeschlossen wird. Doch es geht offenbar auch anders: In meiner Bubble reden aktuell viele über eine Café-Kette, wo Espresso 1,50 Euro und Cappuccino nur 2,50 Euro kosten.
Die Rede ist von LAP Coffee.
Seit 2023 gibt es das Unternehmen. Doch gerade ist das blaue Logo gefühlt überall. Der Name LAP ist eine Abkürzung und steht für "Life among people". Fast 20 Filialen gibt es inzwischen in Berlin, Hamburg oder München. Und viele behaupten: Der Kaffee bei LAP sei nicht nur günstig – er schmecke auch noch gut.
Und ganz ehrlich, dazu kann ich gar nichts sagen. Keine Ahnung, wie die Qualität bei LAP Coffee wirklich ist, weil ich noch nie da war. Und ich habe auch nicht vor, da hinzugehen.
Fünf Gründe, warum ich bei dem Hype um LAP Coffee nicht mitmache:
LAP Coffee will ein Ort sein, wo unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen: LAP schreibt auf der Website, auch Yoga-Klassen und Ausstellungen sollten hier stattfinden. Klingt erst mal total gut. Nur … in Ruhe sitzen kann man in den Cafés nicht. Und das ist auch nicht gewollt.
Das Ambiente ist kalt. Die Theke aus Edelstahl. Ansonsten gibt es viel kühles Blau. Nur wenige Sitzplätze. Einladend – finde ich – ist etwas anderes. Grundsätzlich ist das okay. Kann man alles so machen. Aber dann sollte man vielleicht einen anderen Slogan nutzen!
LAP Coffee funktioniert gar nicht so viel anders als mein Leben in den meisten Momenten: nämlich effizient.
Das hätte ein Grund sein können, warum ich LAP Coffee liebe. Aber es ist genau andersrum: Gerade weil mein Alltag durchgetaktet ist, will ich, wenn ich Kaffee trinken gehe, eines nicht: effizient sein. Bei LAP werden Kund:innen abgefertigt. Sie holen Kaffee, zahlen schnell (nur kontaktlos möglich) – und sollen dann bitte auch wieder gehen. Aber für mich ist Kaffeetrinken keine Tätigkeit, die ich erledige. Es ist eine ganz bewusste Ineffizienz, die für mich mit Genuss zu tun hat.
Auch das To-go-Konzept und die Verwendung von Pappbechern haben zu Kritik an LAP Coffee geführt: Viele finden, die Marke tut nicht genug für Nachhaltigkeit. Denn bei LAP gibt es gar kein Geschirr. (Dadurch spart man sich nicht nur die Spülmaschine, sondern auch das Gehalt für die Leute, die sie ein- und ausräumen.)
Es gibt als Alternative zu den To-go-Bechern zwar auch reusable Cups, die man zurückbringen kann. Und man darf auch seinen eigenen Becher mitbringen und bekommt dafür sogar noch 15 Prozent Rabatt. Aber die Realität ist, dass viele trotzdem den Pappbecher wählen. Und das ist und bleibt (trotz positiver Bemühungen): nicht nachhaltig.
LAP Coffee wird oft dafür kritisiert, dass es durch seine günstigen Preise kleine Cafés verdrängt. Das gilt besonders in Berlin, wo die Marke stark wächst.
Denn: Möglich sind die kleinen Preise nur, weil hinter LAP große Namen stecken. Schon die Gründer sind keine Unbekannten: Ralph Hage (vom Lieferdienst Delivery Hero) und Tonalli Arreola (von der E-Scooter-Firma Lime und dem Lieferdienst Flink). Die Geldgeber von LAP sind sowohl Firmen wie HV Capital, FoodLabs und Roundtable. Aber auch private Investor:innen wie Influencerin Diana zur Löwen und Koro-Geschäftsführer Florian Schwenkert. Dadurch ist von Anfang an viel Geld da, das für schnelles Wachstum genutzt werden kann – und das kleine Cafés nicht haben.
LAP behauptet, es sei gar nicht das Ziel, Kund:innen abzuwerben und private Betriebe unter Druck zu setzen. Man sehe sich eher als Ergänzung. Aber das hilft kleinen Cafés natürlich kein Stück weiter: Die müssen trotzdem darum fürchten, mit LAP Coffee nicht mithalten zu können.
Viele sind sich aufgrund der Finanzierungsstruktur schon jetzt sicher: LAP soll möglichst schnell möglichst hohe Gewinne abwerfen, um dann mit Gewinn wieder verkauft zu werden. Und spätestens dann ist wohl der Moment, in dem die Preise auch bei LAP hochgehen. (Aber dann könnte es zu spät sein – denn dann haben die kleinen Cafés vielleicht alle schon geschlossen!)
Was mir noch wichtig ist, zu sagen:
Es ist völlig klar, dass nicht alle für Kaffee mehr Geld als nötig ausgeben wollen oder können. Dass – trotz der Gegenargumente, die ich hier genannt habe – viele lieber von LAP einen Kaffee zum Mitnehmen holen als gar keinen (weil was anderes einfach nicht drin ist). Das ist nachvollziehbar. Ich verbiete auch niemandem, zu LAP zu gehen. Solange mich dort niemand hin zwingt: Enjoy!