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Der Chef ganz ehrlich

Gen Z im Job: Chef spricht Klartext – "junge Menschen werden benachteiligt"

Jung, ehrgeizig, kompetent. Aber genau diese Mitarbeiter:innen sind oft auch benachteiligt. Damit muss Schluss sein!
Jung, ehrgeizig, kompetent. Aber genau diese Mitarbeiter:innen sind oft auch benachteiligt. Damit muss Schluss sein!Bild: pexels / studiostoks
Der Chef ganz ehrlich

Wir müssen aufhören, junge Menschen im Job zu benachteiligen!

Swen ist Chefredakteur von watson. Er findet seinen Job so gut, dass er auch noch eine Kolumne über ihn schreibt. Hier berichtet er von schönen, traurigen und kuriosen Erlebnissen.
21.11.2023, 23:2721.02.2024, 15:49
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Die Liste der Vorurteile über die Gen Z im Berufsleben ist lang. Manches mag stimmen, vieles ist Quatsch, doch worüber seltsamerweise fast gar nicht gesprochen wird, ist die Frage, wie wir mit jungen Menschen im Job eigentlich umgehen wollen.

Andere Debatten werden in Deutschland völlig zu Recht (endlich) lebhaft geführt: Wie steht es um die Chancengleichheit von Frauen? Wo hakt es bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Kann eine Vier-Tage-Woche sinnvoll sein? Bis zu welchem Alter werden wir in Zukunft arbeiten müssen?

Nur die Bedürfnisse von jungen Menschen sind selten Thema. Dabei wäre es dringend an der Zeit, unsere Arbeitswelt auch hier kritisch zu hinterfragen.

Ich gehe sogar einen Schritt weiter: Wir müssen aufhören, junge Menschen im Berufsleben zu benachteiligen. Erst recht in einer Zeit, in der wir spüren, dass Teilen der Gen Z die Arbeit bei weitem nicht mehr so wichtig ist wie der Generation ihrer Eltern, während uns mehr und mehr die jungen Fachkräfte ausgehen.

Ein Plädoyer in drei Punkten.

Das Gehalt

Ich finde es nicht verwerflich, wenn Jobeinsteiger:innen weniger verdienen als Menschen mit mehr Erfahrung. Wer neu ist, muss sich noch zurechtfinden, wird daher vermutlich ein Weilchen benötigen, um ebenso viel zu leisten wie die erfahrenen Kolleg:innen.

Jedoch: Wer seine Leistung schnell bringt, sollte auch bald mehr verdienen – und nicht in irgendwelchen Warteschlangen festhängen, weil das "in dieser Firma eben so ist".

Ich habe schon in Redaktionen gearbeitet, in denen jede:r Mitarbeiter:in nach einer gewissen Anzahl an Jahren der Betriebszugehörigkeit automatisiert eine Gehaltserhöhung bekam. Der Betriebsrat klopfte sich für diese Regel auf die Schulter, weil man so sicherstellen wollte, dass niemand benachteiligt wird.

So löblich der Gedanke auch sein mag: In der Realität hatte ich als Führungskraft dadurch ein Problem, weil ich mehrfach kein Budget hatte, um jungen Kolleg:innen schnell eine Gehaltserhöhung zu geben, die diese deutlich mehr verdient hätten.

Junge Menschen müssen in vielen Firmen viel zu lange auf eine Gehaltserhöhung warten.
Junge Menschen müssen in vielen Firmen viel zu lange auf eine Gehaltserhöhung warten.Bild: pexels / cottonbro studio

Nicht weniger nervtötend ist es, in einem Gehaltserhöhungsverteilungsmeeting mit anderen Führungskräften zu sitzen, wenn man bemerkt, dass das Budget knapp wird. Dann wird diskutiert, wer mehr bekommt und wer leer ausgeht. Und ja, ich habe schon folgenden Satz gehört: "Lasst uns das Geld Melanie geben, nicht Stefanie. Sie hat zwei Kinder, sie braucht das Geld dringender als eine Singlefrau."

Aus dem Leben einer Führungskraft
Wie führt man Menschen der Generation Z und die jüngere Hälfte der Generation Y modern und erfolgreich? Seit mehreren Jahren versuche ich, das herauszufinden, weil die allermeisten meiner Kolleg:innen 18 bis 35 Jahre alt sind. In meiner Kolumne "Der Chef ganz ehrlich" möchte ich meine Erfahrungen und Gedanken zum Leben als Vorgesetzter teilen. Subjektiv und direkt, durch die Brille einer Führungskraft. Alle Namen sind natürlich anonymisiert. Und nicht jedes Erlebnis stammt aus der watson-Redaktion. Feedback, Gedanken und Themenvorschläge gerne jederzeit an swen.thissen@stroeer-publishing.de.

Finde ich schwierig, weil sich mein Gerechtigkeitssinn gegen solche Entscheidungen sträubt. Ich zog damals dennoch den Kürzeren. Die ältere Kollegin bekam mehr Kohle, die zehn Jahre jüngere ging leer aus, obwohl sie den deutlich besseren Job machte. (Und als Single in der Großstadt nun auch nicht unbedingt ein Problem wegen zu viel Geld auf dem Konto hatte.)

Beförderungen

Wenn Führungspositionen frei sind, wählen zu viele Chef:innen den Weg des geringsten Widerstands. Sie befördern oft Mitarbeitende, die schon lange im Unternehmen sind und eine Weile auf den nächsten Schritt warten. Jüngere Kolleg:innen müssen sich hinten anstellen. Auch wenn sie kompetenter sind.

Mit Verlaub: Das ist Quatsch.

Nicht nur, weil man sich auf Dauer selbst schadet, wenn man seine besten Leute nicht konsequent fördert und fordert. Sondern auch, weil sich das nachhaltig auf die Motivation junger Kolleg:innen auswirkt. Denn natürlich sendet das an sie ein völlig falsches Signal.

Schon klar: Der ungewöhnliche Weg ist anstrengender. Weil erfahrenere Kolleg:innen beleidigt, sauer oder enttäuscht sind, wenn sie von jüngeren "überholt" werden. Aber wenn ich als junger Mensch sehe, dass ich diese Chance gar nicht erst habe, gehe ich vom Gas. Und schreibe Bewerbungen an Firmen, die mir schon jetzt einen anderen Posten anbieten – und nicht erst in drei Jahren.

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Arbeitszeiten und Überstunden

Es macht keinen Spaß, Dienstpläne zu bauen. Wirklich nicht. Weil du es beim Sonderwunsch-Tetris eh nie allen recht machen kannst. Der eine meckert, weil er schon wieder Spätdienst machen muss, die andere hätte ihren Ausgleich lieber mittwochs statt montags.

Und dann sind da noch die Kolleg:innen, die in Teilzeit arbeiten und dementsprechend freitags nie da sind oder jeden Tag um 14 Uhr Feierabend machen.

Ehe das nun jemand falsch verstehen möchte: Nein, das ist kein Problem. Das ist normal. Ohne Diskussionen.

Gleichzeitig ist es eine Herausforderung, die Arbeitszeiten von Teilzeitarbeitenden nicht auf dem Rücken der oft noch jungen und vor allem kinderlosen Kolleg:innen auszutragen. Denn: Wenn Kolleg:innen freitags nie da sind, bleibt beispielsweise die ganz und gar unbeliebte Spätschicht am Freitag an den anderen Teamkolleg:innen überproportional häufig hängen.

48 Prozent aller Unter-30-Jährigen können sich vorstellen, innerhalb des nächsten Jahres den Job zu wechseln.
48 Prozent aller Unter-30-Jährigen können sich vorstellen, innerhalb des nächsten Jahres den Job zu wechseln.bild: pexels / Ketut Subiyanto

Ähnlich verhält es sich mit ungeplanten Überstunden, weil der Baum unerwartet brennt. Niemand wirft Eltern vor, dass sie dennoch pünktlich gehen müssen, weil sie die Kids von der Kita abholen müssen. Jedoch: Wenn's am Ende immer die jungen, kinderlosen Kolleg:innen sind, die im Notfall den Kopf hinhalten müssen, wächst bei ihnen der Frust.

48 Prozent der jungen Menschen denken über Jobwechsel nach

Eines muss Arbeitgeber:innen klar sein: Die jungen Menschen lassen sich heute nicht so einfach mit schlechten Ausreden abspeisen wie einige Kolleg:innen älterer Generationen. Sie wissen, dass sie mehr denn je gebraucht werden. Und ziehen weiter, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen.

Im April 2023 sorgte eine Umfrage im Auftrag des Job-Netzwerkes Xing für Aufsehen: 48 (!) Prozent aller 18- bis 29-Jährigen konnten sich vorstellen, noch in diesem Jahr den Job zu wechseln. Es ist leicht, bei solchen Ergebnissen über die undankbare Gen Z und ihre vermeintlich hohen Ansprüche zu schimpfen. Anstrengender, aber deutlich sinnvoller wäre es, ihr zuzuhören. Und damit aufzuhören, junge Menschen im Job zu benachteiligen.

Cornflakes im Öko-Test: Kellogg's-Produkt enttäuscht

Viele essen zum Frühstück Cornflakes, manche sogar zum Abendessen. Die Meisten machen sich darüber, ob sie gesund sind, vermutlich keine Gedanken. Sollten sie aber, denn die neueste Ausgabe der Zeitschrift "Öko-Test" brachte überraschende Ergebnisse zutage. Das Magazin untersuchte 48 Cornflakes-Produkte genauer. Besonders enttäuschend war das Abschneiden einiger bekannter Marken, die im Test mit der Note "ungenügend" bewertet wurden.

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