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Auswanderin erklärt: Warum Alkohol in Australien doppelt so teuer ist

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Eine Flasche Sekt? Kostet in Australien manchmal ein kleines Vermögen. Bild: Shutterstock / Rogistok
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Teure Drinks und Festival-Stöcke: Das habe ich über die Party-Kultur in Australien gelernt

15.01.2024, 07:32
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Silvester 2022 habe ich auf meinem Balkon in Berlin verbracht. Mit Sekt in der Hand und eingemummelt in einem dicken Pullover. Zum Jahreswechsel auf 2024 stehe ich nun in einem Garten am anderen Ende der Welt. Immer noch mit Sekt in der Hand, aber diesmal in kurzer Hose. Irgendwie ganz schön, so ein Neujahrsfest im Sommer.

Während um mich herum angestoßen wird, denke ich darüber nach, wie anders in Down Under gefeiert wird. Und damit meine ich nicht nur Silvester, sondern so ganz allgemein. Obwohl laute Musik, Alkohol und Feierlaune auch hier fester Bestandteil des Nachtlebens sind, gibt es doch einige Unterschiede zwischen der Partykultur in Deutschland und der in Australien.

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Alkohol in Australien ist doppelt so teuer

Ob Weißwein am Spreeufer oder Späti-Bier auf dem Weg zum Club – in Deutschland ist es total normal, immer und überall Alkohol trinken zu können. Und wer Durst hat, muss nicht lange suchen. Schließlich werden Schnapsflaschen wie Quengelware an den Supermarktkassen drapiert und an der Tankstelle kann man sich zusammen mit der nächsten Tankfüllung direkt noch eine Palette Dosenbier mitnehmen. Alkohol ist leicht zugänglich, rund um die Uhr verfügbar und dazu auch noch spottbillig.

Ein gemütliches Glas Wein im Park ist in Australien nicht überall erlaubt.
Ein gemütliches Glas Wein im Park ist in Australien nicht überall erlaubt.bild: pixabay/pexels

Umso überraschter war ich also, als ich feststellen musste, dass das Thema Alkohol in Australien ein bisschen anders gehandhabt wird. Wer hier auf der Suche nach einem kalten Bier ist, muss etwas weiter als zum Späti gegenüber laufen, sondern sich stattdessen auf den Weg in den nächsten "Bottle-o" begeben – einem speziellen Getränkemarkt, der Spirituosen in braunen Papiertüten aushändigt.

Denn ähnlich wie in den USA, trinkt zwar der Großteil der Gesellschaft Alkohol, aber in der Öffentlichkeit darf davon niemand etwas mitbekommen.

Doch um in den Besitz der Papiertüte mit dem geheimen Inhalt zu kommen, muss man erstmal sein gesamtes Sparkonto leerräumen. Okay, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber fast so fühlt es sich an, wenn man als Deutsche für eine Party einkauft.

"Da überlegt man sich zweimal, ob die Person an der Bar wirklich so nett war, dass man ihr direkt einen Drink ausgeben möchte."

Mal ein paar Beispiele: Ein 6er-Pack Corona kostet im Rewe etwa 7 Euro. In einem australischen Bottleshop kostet es 25 Dollar – umgerechnet rund 15,50 Euro. Wer eine Flasche Smirnoff Vodka kaufen möchte, muss dafür in Deutschland etwa 13 Euro bezahlen, während man in Australien für genau dasselbe Produkt 41 Dollar, also etwa 25,30 Euro hinblättert. Verantwortlich dafür, dass Alkohol in Australien doppelt so teuer ist wie in Deutschland, ist die enorm hohe Steuer, die auf Spirituosen draufgeschlagen wird.

Wer Cocktails trinken gehen will, muss tief in die Tasche greifen.
Wer Cocktails trinken gehen will, muss tief in die Tasche greifen. bild: pexels/Marcus Herzberg

Noch absurder werden die Preise, wenn man sich die Getränke nicht selber mixt, sondern stattdessen in eine Bar oder ein Restaurant geht. In einem Lokal habe ich neulich Schnappatmung bekommen, als ich gesehen habe, dass dort Hugo für 28 Dollar (17 Euro) angeboten wurde. Und während ich es in Berlin gewohnt bin, Mexikaner für 2,50 Euro runterzukippen, muss ich hier in Australien nicht selten 15 Dollar, also etwa 9 Euro, für einen Shot hinblättern. Da überlegt man sich zweimal, ob die Person an der Bar wirklich so nett war, dass man ihr direkt einen Drink ausgeben möchte.

"Watermelon Ice" statt Zigarettenqualm

Eine ähnlich hohe Steuer wie auf Alkohol wird auch auf Tabakwaren erhoben: In Australien bezahlt man für eine Standard-Packung Marlboro Red umgerechnet fast 30 Euro. Das ist mehr als dreimal so viel, wie in Deutschland. Die Kosten sollen abschreckend wirken und den allgemeinen Konsum in Gesellschaft senken.

Wer mit dem Rauchen aufhören will, sollte nach Australien ziehen.
Wer mit dem Rauchen aufhören will, sollte nach Australien ziehen. bild: pexels/Basil MK

Und die Strategie scheint zu funktionieren, denn laut Umfragen des Australian Institute of Health and Wellbeing gibt es einen klaren Abwärtstrend, wenn es um Zigaretten geht. Die Anzahl derjenigen, die in Australien täglich rauchen, hat sich zwischen 1991 und 2019 halbiert und 63 Prozent der Bevölkerung haben noch nie in ihrem Leben geraucht.

Tatsächlich habe ich schon von einigen Backpacker:innen gehört, die als Raucher:innen nach Australien eingereist sind und nach einigen Monaten vor Ort dann den Zigaretten abgeschwört haben. Schlicht und ergreifend, weil sie sich ihre Sucht in Down Under nicht mehr finanzieren konnten.

"Erst in Australien wurde mir bewusst, wie sehr ich mich an den permanenten Zigarettengestank in Deutschland gewöhnt hatte."

Als Geisteswissenschaftlerin in Berlin war ich als Nichtraucherin in der Minderheit. Bereits während des Seminars wurde sich links und rechts von mir bereits die nächste Zigarette gerollt.

Erst in Australien wurde mir bewusst, wie sehr ich mich an den permanenten Zigarettengestank in Deutschland gewöhnt hatte. Auf einmal musste ich nicht mehr die Luft anhalten, wenn ich an einer Gruppe Raucher:innen in der Fußgängerzone vorbeilief und meine Haare rochen nach einer Nacht im Club nicht mehr nach abgestandenem Aschenbecher.

Vapen erfreut sich insbesondere unter jungen Menschen großer Beliebtheit.
Vapen erfreut sich insbesondere unter jungen Menschen großer Beliebtheit.bild: pexels/Ruslan Alekso

Aber nicht alles, was glänzt, ist Gold. Denn statt Zigaretten hängen hier überraschend viele Leute an den deutlich kostengünstigeren Vapes. Das gesundheitliche Problem mit dem Rauchen ist dadurch zwar nicht gelöst, doch zumindest laufe ich lieber in eine Rauchschwade, die nach "Apple Watermelon Ice" oder "Blue Razz Lemonade" riecht, als nach Tabak.

Glücksspiel als Feierabendaktivität

Ich persönlich verbinde Spielotheken mit gelangweilten Lkw-Fahrer:innen, die an Raststätten nach Beschäftigung suchen, Spielsüchtige, die seit Wochen das Tageslicht nicht mehr gesehen haben und älteren Menschen, die ihre gesamte Rente in Slotmaschinen stecken.

"Pokies" sind in Australien ein sozialer Treffpunkt.
"Pokies" sind in Australien ein sozialer Treffpunkt. bild: pexels/Darya Sannikova

Doch hier in Australien ist es total normal und gesellschaftlich akzeptiert, mit Freund:innen in Bars, Hotels oder Pubs zu gehen und dort an den "Pokies" sein Geld zu verspielen. Spielsucht als gesellige Feierabendaktivität.

Die Zahlen sprechen für sich: Das Australian Gambling Research Centre fand bei einer Befragung im Jahr 2022 heraus, dass rund Dreiviertel der volljährigen Bevölkerung Australiens sich in den vergangenen zwölf Monaten an Glücksspielen beteiligt hat.

Die Art des Glücksspiels reicht dabei vom Lottoticket, über den Casino-Besuch bis hin zum Pferderennen. Letztes erfreut sich im Bundesstaat Victoria so großer Beliebtheit, dass dem Sport jedes Jahr im November ein eigener Feiertag gewidmet wird.

Am "Melbourne Cup Day" wird das höchstdotierte Pferderennen Australiens und Ozeaniens gefeiert. Das nimmt die Oberschicht zum Anlass, sich zu betrinken, ihr Monatsgehalt zu verwetten und sich anzuziehen, wie die Bevölkerung des Kapitols. Jedes Jahr sieht man bunte, prunkvolle Hüte durch die Straßen ziehen und jedes Jahr hat man die Befürchtung, für die Hungerspiele ausgelost zu werden.

Memes an Stöcken sind auf Festivals der Hit

In Australien hat vor ein paar Wochen die Festival-Saison angefangen. Im ganzen Land bepacken Raver anlässlich dessen ihre Autos mit Campingausrüstungen, winzig kleinen Bikinis und funky Sonnenbrillen, um sich auf den Weg ins Nirgendwo zu machen und dort umrandet von Buschland tagelang durchzufeiern.

Was auf der Packliste außerdem nicht fehlen darf, ist ein sogenannter "Doof Stick", der während des gesamten Festivals mit sich herumgetragen wird, um einige Lacher abzustauben und seine Freundesgruppe in der Menschenmenge wiederzufinden. Dieser lange Stock wird auf verschiedenste Weise dekoriert, beispielsweise mit Kuscheltieren, Pappmaché-Figuren, Postern, lustigen Sprüchen oder Memes. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt.

Was ich also über die Feierkultur in Down Under bisher gelernt habe ist, dass Australier:innen ihre Partys sehr ernst nehmen: Vor Festivals werden stundenlang Schilder dekoriert, beim gemütlichen Bar-Abend wird viel Geld in Drinks investiert und sogar zu Sportwetten wird sich aufgedonnert. Und obwohl Alkohol, Zigaretten und andere Substanzen durch den Staat stark reguliert werden, hält das hier trotzdem niemanden davon ab, Spaß zu haben.

Nie wieder billigen Döner? Kebab soll per Gesetz geschützt werden

Bei seinem Besuch in der Türkei hatte der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier einen Berliner Imbissbesitzer mit einem 60 Kilogramm schweren Dönerspieß im Schlepptau. Als ein Zeichen für die jahrzehntelange Verbindung der Länder, etwa durch Gastarbeiter:innen.

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