Nicht mehr lange, dann zieht Deutschland los, um ein paar Kreuzchen zu setzen. Noch werben alle Parteien um die Gunst der Wählerschaft, der Wahlkampf ist in vollen Gange. Neben der üblichen Scherereien im Fernsehen gibt es natürlich auch wieder Wahlplakate. Und vor ihnen gibt es kein Entkommen.
Wo wir auch hinlaufen, lachen uns Konterfeis von allerlei Spitzenpolitiker:innen entgegen. Manche mit Haifischlächeln, andere mit eindringlichem "Vertrauen Sie mir"-Blick. Einige der abgebildeten Personen sind bekannter als andere. Da die Plakate aber nicht mehr als Parteizugehörigkeit, Namen und markige Werbeansagen zu bieten haben, dienen sie nicht gerade als Entscheidungsmotor. Eine App schafft hier Abhilfe.
Eine studentische Gruppe der CDOE University Berlin gibt mit der App "Face the Facts" die Möglichkeit, Wahlplakate zu scannen und Hintergrundinfos zu den abgebildeten Politiker:innen einzuholen. Nutzer:innen müssen ihre Smartphone-Kamera auf ein Wahlplakat richten und nach wenigen Sekunden folgt ein kleiner Steckbrief.
Darin enthalten sind Details zum beruflichen Werdegang, den politischen Schwerpunkten und zuletzt gegebenen Abstimmungen. Eckdaten zur politischen Orientierung und Einblicke in Nebentätigkeiten gibt es ebenfalls.
Alle Infos bezieht die App von Portalen wie "2Wikidata", "Abgeordnetenwatch" und der Website des Deutschen Bundestags. Ganz neu ist die App nicht. Bereits 2021 gab es eine Version, die sich allerdings noch in einem frühen Entwicklungsstadium befand. Mittlerweile ist sie noch zuverlässiger.
Im Vergleich zur damaligen Version deckt sie nun auch noch mehr Informationen ab. So können sich Nutzer:innen auch über Parteispenden, konkret deren Herkunft und Höhe informieren. Auch Auszüge aus vergangenen Bundestagsreden sind zu sehen.
Die App ist in Zusammenarbeit mit "Abgeordnetenwatch" entstanden. So lässt sich zumindest auch von einer gewissen Zuverlässigkeit ausgehen. Natürlich gibt es in Sachen Parteispenden Luft nach oben. Das hängt aber nicht mit der App zusammen, sondern vielmehr mit der Transparenz der Empfänger:innen.
"Unzureichende Transparenz und unkontrollierte Großspenden – teils aus dem Ausland – gefährden einen fairen politischen Wettbewerb", wie schon Alexandra Herzog, Vorsitzende von Transparency Deutschland, nach Veröffentlichung des Korruptionsindex 2024 sagte.