
Theo Trebs und Svenja Jung sind die Stars in dem neuen Netflix-Film.Bild: Netflix / Julia Terjung
Interview
In der deutschen Netflix-Produktion "Fall For Me" von den "Dark"-Machern stehen Intrigen und die weibliche Sexualität im Fokus. Bei watson sprechen die Stars des Erotik-Thrillers, Svenja Jung und Theo Trebs, über die Vorbereitung und die eigentlichen Drehs.
21.08.2025, 07:5821.08.2025, 07:58
Als Lilli (Svenja Jung) im Film ihre Schwester auf Mallorca besucht, erfährt sie von deren impulsiver Verlobung mit dem Franzosen Manu. Von Misstrauen geleitet beginnt sie nachzuforschen. Dabei lernt sie den Nachtklub-Manager Tom (Theo Trebs) kennen – ihre direkte Anziehung ist nicht zu leugnen.
watson: Was war der Moment am Set, bei dem ihr euch dachtet: "Das wird mehr als ein normaler Dreh – das geht unter die Haut"?
Svenja Jung: Wir haben ein spannungsgeladenes Erotik-Drama gedreht, deshalb wusste man schon, worauf man sich einlässt. Alle intimen Szenen sind sehr durchchoreografiert. Es gab aber auch mal Momente, wo viel zusammenkam.
Theo Trebs: Im Wasser hatte ich das erste Mal ein Gefühl des Kontrollverlusts. Es passiert viel auf einmal. Der Film ist in jederlei Hinsicht sehr sinnlich und das hat sich beim Dreh bemerkbar gemacht.
Wie bereitet man sich auf Szenen vor, die viel körperliche Nähe erfordern?
Theo: Mental ist man aufgeregt vor diesen Szenen. Man geht mit einem gesunden Respekt rein. Wir waren aber gut vorbereitet. Am Drehtag wussten wir genau, was wir tun. Rückblickend hat uns die intensive Probe eine enorme Sicherheit gegeben.
Und wie sieht es mit der physischen Vorbereitung aus?
Theo: Als Schauspieler sollte man bereit sein, sich und seinen Körper herzugeben. Wir haben besprochen, welche Berührungen okay sind. Es ist wichtig, in solchen Szenen zu wissen, wie es dem Gegenüber damit geht. Wenn ich die Szenen heute sehe, fühle ich mich sehr wohl damit. Beim Dreh der ersten Szene ist dann irgendwann das Eis gebrochen. Das war befreiend.
"Von wirklicher Erotik ist das weit entfernt."
Svenja: Bei diesen Szenen durften wir das Gefilmte direkt nach dem Take nochmal selbst sehen. Das hat mir sehr dabei geholfen, unsere Wirkung besser zu verstehen. Es erfordert schließlich viel Mut, sich nackt vor der Kamera zu zeigen. Das und die intensiven Proben haben mir Sicherheit gegeben. Es ist wie eine Choreografie, die man mit dem Intimitätskoordinator und Sherry [Regisseurin, Anm. d. Red.] zusammen übt.
Ihr kommt in den Szenen ganz schön ins Schwitzen.
Svenja: Der Prozess dahinter ist wahnsinnig technisch. Zwischendurch kommt die Maske, macht entweder Sand oder Schweiß drauf. Bei einem anderen Kamerawinkel muss die Hand nochmal neu positioniert werden. Es sieht am Ende sehr sinnlich aus und das zählt.
Ihr müsst in manchen Szenen eine explosive Anziehung spielen. Wie viel davon ist choreografiert?
Svenja: Klar gab's eine Choreografie. Die haben wir in einem Konferenzraum im Keller eines Hotels eingeübt. Durch Veränderungen der Kameraperspektive, Locations oder Anweisungen von Regie und Produktion bleibt man nicht ganz steif in der Choreo. Trotzdem waren Consent und gegenseitige Checks wichtig.
Und wenn ihr euren abgesteckten Rahmen unbeabsichtigt während des Drehs verlassen hättet?
Theo: Wir hatten ein Safeword: Sharon Stone. Wenn es also mal zu spicy geworden wäre, wäre ihr Name gefallen. Das Safeword wurde aber nie benutzt.
Wie blendet man die Crew um sich herum aus? Woran denkt man in solchen Szenen?
Theo: Was man dabei denkt: Diese Szenen sind auch immer etwas wie eine Außenkamera. Man selbst reflektiert, was passiert und warum man diese Dinge macht. Von wirklicher Erotik ist das weit entfernt. Die Umstände sind völlig andere als es zu Hause der Fall wäre.

Zwischen Lilli (Svenja Jung) und Tom (Theo Trebs) knistert es gewaltig.Bild: Netflix
Svenja: Für mich geht es gar nicht so sehr darum, alles auszublenden. Es ist ein Miteinander mit der Regie und Kamera – gerade in diesen intimen Aufnahmen. Es gibt aber Momente, in denen wir improvisiert haben. Ich erinnere mich, dass bei Theo eine Mücke auf der Stirn saß, die ich ihm in dem Take weggeschlagen habe – das blieb im Film.
"Ich bin glücklich, dass das Projekt so Female-driven ist."
Habt ihr euch vorab Grenzen gesetzt?
Theo: Ich habe für mich persönlich in dem Film keine Grenzen überschritten, habe ihn aber auch nicht aus diesem Grund gemacht. Als ich das Drehbuch gelesen habe, war für mich der Reiz, dass ich die Szenen, die so explizit sind, toll auf die Bildfläche bringen wollte.
Svenja: Mich hat die Sinnlichkeit, das weibliche Begehren und die Lust im Film interessiert. Ich habe selten ein Buch gelesen, wo all dies so sehr von einer Frau ausgeht, wie es bei Lilli der Fall ist. Solche Sinnlichkeit sieht man leider selten, gerade im deutschen Film. Dabei geht es nicht darum, den Zuschauer sehr zu erregen, sondern darum, die Unsicherheit und das Verlangen der Figuren zu zeigen. Ich hatte nicht das Gefühl, Grenzen überschritten zu haben. Ich wusste, worauf ich mich einlasse.
Habt ihr vor eurer Zusage um Rat aus eurem Umfeld gefragt, ob ihr die Rolle annehmen sollt?
Theo: Ich habe mit meiner Agentin gesprochen. Meine Familie ist nicht dafür zuständig, Projekte für mich auszuwählen. Sie waren aber neugierig und freuen sich drauf. Ich habe den Trailer neulich meinen Geschwistern gezeigt. Es ist natürlich komisch, mich in der Verführer-Rolle zu sehen.
Viele Szenen in "Fall For Me" sind mutig und explizit. Wie geht ihr damit um, dass Millionen Menschen euch in sehr intimen Momenten sehen werden?
Theo: Als ich den Film das erste Mal gesehen habe, habe ich mich gefragt, wie das Ganze rüberkommt, weil ich das, was dabei rausgekommen ist, als sehr sinnlich, erotisch und visuell ansprechend empfinde. Deswegen habe ich gar kein Problem damit, dass Leute es sehen. Mit der Nacktheit sind wir auch noch dezent. Auf der Theaterbühne gibt es "full-frontal-nudity".
Svenja: Geht mir genauso. Ich bin glücklich, dass das Projekt so Female-driven ist. Das spürt man daran, dass die Szenen in keiner Weise voyeuristisch sind. Vielleicht verändert das in Deutschland auch nochmal etwas, was Sinnlichkeit und den Mut in Filmen dieser Art angeht. Dass man sich mit der weiblichen Lust noch einmal anders auseinandersetzt, passiert noch zu wenig.
"'365 Days' ist Dark Romance und ich finde den Film aus feministischer Sicht etwas streitbar.
Spürt man mehr Druck, wenn man weiß, dass eine Produktion von den "Dark"-Machern kommt und auf Netflix läuft?
Theo: Druck spielt für mich insofern eine Rolle, als ich weiß, dass das Budget des Films entsprechend hoch ist und ihn wahrscheinlich viele Leute schauen werden. Darüber ist man sich schon während des Drehs bewusst und spürt, dass man aus jedem Take das Maximum herausholen will. Mir ist besonders wichtig, was meine Familie dazu sagt.
Bei Erotik-Dramen denkt man an Produktionen wie "Shades of Grey" oder "365 Days". Dienen solche Filme als Vorbereitung?
Svenja: "365 Days" ist Dark Romance und ich finde den Film aus feministischer Sicht etwas streitbar. Gewalt wird darin sehr romantisiert. Manchmal ist es schwierig, innerhalb von Genres zu vergleichen, weil Actionfilme wie "Equalizer" und "Oceans Eleven" auch nicht gleich sind.
Gab es also andere Filme, die geholfen haben?
Svenja: Wir haben Filme wie "Basic Instinct" und "Fatal Attraction" zu Vorbereitung geschaut. "365 Days" und "Fall For Me" kann man nicht vergleichen, sie sind sehr unterschiedlich.
Theo: Wir waren eher in den 90ern unterwegs. Um mich in die Verführer-Rolle einzufinden, waren Filme wie "Der talentierte Mr. Ripley" oder auch "American Gigolo" interessant. Wir haben uns eher an der Vergangenheit bedient, auch, was den Look meiner Figur angeht.