Der Drogeriemarkt dm macht Schluss. Innerhalb von acht Monaten waren offenbar nicht genügend Kunden bereit, unbepfandete Plastikflaschen in die Filialen zurückzubringen. Deshalb beendet die Drogeriekette ein erst Ende 2021 gestartetes Pilotprojekt.
Das Ziel des Projektes: Kunststoffflaschen aus den Warensegmenten WPR und Körperpflege in dm-Märkten zu sammeln und anschließend zu verarbeiten. Heißt konkret: Plastikbehälter für Kosmetik und Körperpflege sollten in den Filialen wieder eingesammelt und recycelt werden.
Wirtschaftlich habe die Weiterführung des Projekts jedoch keinen Sinn mehr ergeben, wie dm-Geschäftsführerin Kerstin Erbe gegenüber der "Lebensmittelzeitung" bestätigte. Laut der Produktmanagerin sei die Menge der retournierten Kunststoffbehälter "nicht ausreichend" gewesen.
Die Drogeriekette hatte erst im Herbst vergangenen Jahres 150 dm-Märkte im Karlsruher und Münchner Raum mit speziellen Rückgabestationen im Kassenbereich aufgebaut. Kunden waren dazu eingeladen, die in der Drogerie gekauften Plastikbehälter später wieder zurückzubringen. Daraus sollten dann neue Verpackungen für Eigenmarken-Produkte entstehen.
Ein sinnvoller Kreislauf, der wohl nicht so funktionierte, wie geplant. Offenbar fehlte den Kunden ohne ein Pfandsystem der Anreiz dazu.
Zwar ist der Versuch gescheitert, allerdings ist er kein Negativ-Beispiel für andere sogenannte Rezyklate – also Produkte des Recyclingprozesses: dm habe nämlich festgestellt, dass am Markt genügend Rezyklate verfügbar seien – und zwar auch in den benötigten Mengen und Qualitäten.
Das will sich dm zu Nutze machen. Während 2021 die Recyclingproduktquote in eigenen Kunststoffverpackungen etwa bei einem Drittel lag, will die Drogeriekette bis 2025 im Nonfood-Segment diese bereits auf die Hälfte erhöht haben.
Als dm das Pilotprojekt startete, stieß die Kette bei seiner Konkurrenz und bei Marktkennern offenbar auf Widerstand. Laut "Lebensmittelzeitung" äußerten die Experten im Herbst 2021 scharfe Kritik gegenüber dem Projekt. Sie warfen dm vor, sich dadurch die "Rosinen" aus dem Wertstoffstrom zu picken.
Denn: Angeblich würden die durch dm selbst gesammelten Recyclingmaterialien im dualen System dann fehlen, um die gesetzlichen Recyclingquoten zu erfüllen.
Ob und inwiefern dm oder andere Händler künftig ähnliche Projekte angehen, ist noch nicht bekannt.
Ein Berliner Startup will aber die Lösung für das Recycling-Problem in Sachen Kosmetik-Verpackungen gefunden haben und orientiert sich dabei grob am Pfandsystem für Flaschen. Das Unternehmen namens Circleback testet unter anderem in einem Berliner Edeka-Markt das Retournieren eben solcher Kunststoff-Verpackungen. Der Clou: Die Rückgabe erfolgt über bereits vorhandene Rücknahmeautomaten für bepfandete Getränkeverpackungen.
Zwar gibt es kein klassisches Pfandsystem dafür, aber dennoch einen kleinen Anreiz für Kunden, die Gebrauch davon machen: Sie erhalten von teilnehmenden Unternehmen eine Gutschrift von 20 Cent pro Einheit. Sollte das Konzept funktionieren, will das Startup ein Pfandsystem dazu entwickeln.