Schon kurz nachdem der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen hatte, war klar, dass in Deutschland die Energiepreise steigen würden. In Folge war der Deutschen – zumindest gefühlt – neues Lieblingswort: Sparen. Man machte sich Gedanken, wie und wo Einsparungen in puncto Energie möglich wären.
Erste Sparanstrengungen werden bereits sichtbar: Haushalte und kleinere Firmen haben in der vergangenen Woche deutlich weniger Gas genutzt als in vergleichbaren Vorjahreszeiträumen. Pro Tag seien im Schnitt 571 Gigawattstunden verbraucht worden und damit 29 Prozent weniger als im Schnitt der gleichen Kalenderwochen im Zeitraum 2018 bis 2021, teilte die Bundesnetzagentur am Donnerstag in Bonn mit.
Behördenchef Klaus Müller führt den gesunkenen Verbrauch allerdings nicht nur auf erhöhte Sparanstrengungen zurück, sondern auch auf das zuletzt relativ warme Wetter.
"Das sind alles Momentaufnahmen", sagte er dazu. Müller betonte, dass weitere Anstrengungen nötig seien. "Wenn wir – auch wenn es wieder kälter wird – weiter mindestens 20 Prozent Gas sparen, können wir gut über den Winter kommen."
Konkrete Empfehlungen zum Gassparen gibt das Bundeswirtschaftsministerium auf der Webseite energiewechsel.de. Zu den Tipps gehören niedrigere Raumtemperaturen, die Wartung von Heizungen, kürzere Duschzeiten und wassersparende Duschköpfe. Doch welche Maßnahmen ergreifen die Deutschen bevorzugt, um ihren Energieverbrauch zu senken?
Im Auftrag von watson hat das Meinungsforschungsunternehmen Civey 5000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren repräsentativ befragt, welche Maßnahmen sie am ehesten ergreifen würde, um zu Hause Energie einzusparen.
Die liebste Energiespar-Maßnahme der Deutschen ist der Griff nach dem Lichtschalter, diese Antwortoption wählten 71 Prozent. Geräte im Standby-Modus auszuschalten ist die am zweithäufigsten gewählte Antwort von 51 Prozent der Befragten. 45 Prozent versuchen aktuell weniger oder gar nicht zu heizen. Möglicherweise ist diese Antwort aber auch von den derzeit moderaten Temperaturen beflügelt.
Im Vergleich zu einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) aus dem Juli 2022, wollen laut aktueller Civey-Umfrage nur noch acht Prozent aufs warme Duschen verzichten: Im Sommer lag die Zustimmung zu dieser Maßnahme noch bei satten 49 Prozent. Vielleicht ist hier die Jahreszeit als motivierendes Element mit im Spiel, denn wer duscht schon gern kalt, wenn's morgens draußen fröstelt?
Die Auswertung nach Alter zeigt, dass die Beliebtheit einer Maßnahme deutlich von ebendiesem abhängt: 59 Prozent der 18- bis 29-Jährigen würden zum Energiesparen "Weniger oder gar nicht heizen", in den anderen Altersgruppen hält sich die Beliebtheit dieser Maßnahme mit Werten über 40 Prozent in Grenzen.
Auf einen gemeinsamen Nenner kommen alle Altersgruppen wieder beim Thema "Licht ausschalten". Hier liegt die Zustimmung bei 66 Prozent unter den jüngsten Befragten und in der folgenden Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen sogar am höchsten, bei 73 Prozent. Nur ein Viertel der 18- bis 29-Jährigen wollen auf den Standby-Modus elektronischer Geräte verzichten, bei allen älteren Befragten bekommt diese Maßnahme dagegen bei rund der Hälfte Zuspruch.
Generell weniger elektronische Geräte benutzen, will rund ein Drittel der Befragten, auch hier ist der Ausreißer in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen bei lediglich 19 Prozent Zustimmung zu finden.
Nach Parteipräferenz ausgewertet ergibt sich, was das "Licht ausschalten" betrifft, in der Wählerschaft der SPD (80 Prozent), der Grünen (84 Prozent) und der CDU/CSU (73 Prozent) die größte Gemeinsamkeit in der Wahl der Mittel. Bei den Wähler:innen der FDP und der Linken finden sich mit jeweils 67 Prozent auch noch solide Zustimmungswerte zu dieser beliebten und einfachen Maßnahme. Lediglich die Wähler:innen der AfD drücken mit nur 45 Prozent nicht ganz so gern auf den Aus-Schalter.
Generell scheinen die AfD-Wähler:innen unentschlossen, was die Präferenz ihrer Energiesparmaßnahmen betrifft, fast die Hälfte (45 Prozent) bevorzugt keine der genannten Optionen oder wissen nicht so recht, wie sie sparen sollen.
Grüne Wähler:innen scheinen ein paar Grad weniger zu Hause nicht zu stören, 69 Prozent befürworten die Maßnahme, weniger zu heizen. Doch auch unter den grünen Wähler:innen findet der Rat des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne), kälter und kürzer zu duschen, nicht mehr ganz so viel Zuspruch: Nur noch 18 Prozent der Wähler:innen folgen seinem Beispiel.
Die Auswertung nach Berufsbildung bestätigt den Trend, dass Jüngere, die sich noch in Ausbildung befinden, am ehesten das Thermostat ein paar Grad herunterstellen, um zu sparen: 60 Prozent der Befragten in dieser Gruppe ergreift diese Maßnahme. Ob das wohl auch mit der geringen Entlohnung von Azubis und der mangelnden finanziellen Unterstützung vom Staat zu tun hat, kann spekuliert werden. In den anderen Bildungsgruppen mit Studium, abgeschlossener Berufsausbildung und ohne Abschluss findet diese Spar-Möglichkeit immerhin auch noch bei nahezu jeder oder jedem zweiten Zustimmung.
Die weitgehend größte Einigkeit findet sich auch hier beim Thema "auf das Ausschalten von Lichtern achten". 56 Prozent der Auszubildenden, gaben an, darauf zu achten, rund 70 Prozent in allen anderen Bildungsgruppen.
Nach Regionen ausgewertet ergibt sich beim Energiesparen ein selten homogenes Bild zwischen West und Ost: Am meisten Übereinstimmung ergibt die Frage nach dem Ausschalten der Lichter mit 69 Prozent Zustimmung im Osten und 71 Prozent im Westen. Jeder zweite in Ost (49 Prozent) und West (51 Prozent) gibt an, Geräte im Standby-Modus auszuschalten. Lediglich bei den Themen "Heizung runterdrehen" und "weniger elektronische Geräte benutzen" ergeben sich Unterschiede von rund zehn Prozentpunkten. Im Osten finden sich für beide Maßnahmen weniger Befürworter als im Westen.
Ebenfalls relativ große Einigkeit ergibt sich in der Auswertung nach Bevölkerungsdichte des Wohnortes der Befragten. Die einzige Abweichung ergibt sich bei der Heiz-Frage, zwei Drittel der Personen aus wenig besiedelten Gebieten sehen in diesem Punkt keine gute Sparmaßnahme. Genau umgekehrt fällt die Antwort für städtisches Wohnumfeld aus, hier sind zwei Drittel für ein Energiesparen durch weniger heizen.
(mit Material der dpa)