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Nicht mal Wasser: Welche Ramadan-Klischees Muslime beim Fasten nerven

Group of young multiracial friends having fun together in park - Friendship and diversity concept
Echtes Interesse oder plumpe Fragerei? Das Ramadan-Ratespiel bleibt auch 2023 nicht aus.Bild: iStockphoto / Alessandro Biascioli
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"Nicht mal Wasser?": Welche Fragen Fastende zum Ramadan nerven

13.04.2023, 14:27
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Auf Social Media geht es zur muslimischen Fastenzeit hoch her. Da werden Struggles aufgezeigt, Comedy und Aufklärung betrieben und Motivationssprüche geteilt. Doch ein Thema dominiert den Diskurs: Die Kaskade an Fragen, die muslimische Menschen in ihrem Umfeld zum Ramadan beantworten müssen.

Diese sind nämlich offenbar jedes Jahr und auf der ganzen (zumindest westlichen) Welt die gleichen – und sie offenbaren ganz nebenbei, wie viele Vorurteile und Unwissen zum Ramadan doch noch im Umlauf sind. Interesse ist cool, aber ein wenig ermüdend scheint das jährliche Fragespiel auch zu sein, wenn man den Social-Media-Usern glaubt...

"Wie viel nimmst du dabei ab? Ist Wasser verboten? Warum isst du nicht heimlich?" Fragen über Fragen. Die Antworten überlassen wir einfach mal der Community selbst. Eine kleines Best-of.

Du isst einen Monat gar nichts?!

"Ich glaube, du hast nicht verstanden, dass wir nach Sonnenuntergang essen dürfen", erklärt Tiktoker KingZizouuu dazu. Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, um genau zu sein.
Denn wenn wirklich GAR NICHTS äße, würde man was? Genau: "Verhungern. Wie jeder", so der Franzose trocken. Klingt irgendwie logisch.

Bist du da nicht hungrig?

"Bruder, mein Bauch tut so weh an Ramadan,
Bruder, mein Bauch tut so weh, weh; ich könnte wein'.
Es ist Ramadan und plötzlich wollen alle teilen.
Jeder ist nett zu mir und bietet mir Essen an..."
,
scherzen die Comedians Ah Nice und Younes Jones nicht ganz ohne Grund in ihrem Song Ramadan Musical.

Denn natürlich spielt Hunger eine Rolle, wenn die letzte Mahlzeit am frühen Morgen eingenommen wurde. "Besonders in den ersten Tagen sind wir sehr oft hungrig, weil das eine ungewöhnliche Umstellung zu den regulären Essensgewohnheiten ist", erklärt Reddit-Userin Ivyisunavailable. Doch schon bald würde dieses Hungergefühl nachlassen, verspricht sie. "Frag mich nicht warum, ich weiß es wirklich nicht."

Stört es dich, wenn ich vor dir esse?

Irgendwie ist es ja unangenehm, schön zu schmausen, während das Gegenüber nicht mitmachen kann. Daher wird diese Frage oft gestellt und meist auch als sehr höflich empfunden, wie eine Debatte auf Quora zeigt.

"Ich finde es toll, dass es dir so wichtig ist, dass du dir darüber Gedanken machst", antwortet dort Fahwad A. Khan. "Als Muslim kann ich sagen, dass ich darüber kein bisschen verärgert wäre (...). Wer meiner Religion nicht angehört, muss auch nicht ihre Regeln befolgen. Wenn du aber mit dem Essen vor meinem Gesicht rumwedelst und Witze über mich machst, ja, das wäre dann unhöflich."

User Mai Zaki bestätigt: "Wir fasten, weil wir Muslime sind. Das ist kein Grund für andere, ebenfalls mit dem Essen oder Trinken aufzuhören." Fakhrizal Arsi ergänzt: "Solange du isst, weil du deine gewöhnlichen Bedürfnisse erfüllst und nicht nur, um einen fastenden Muslim zu provozieren."

Trinken auch nicht? Nicht mal Wasser?

Diese Frage fällt so häufig, dass der Hashtag #notevenwater bereits als Synonym für alle Ramadan-Fragen verwendet wird. Die Antwort ist: Nein.

Nach Sonnenaufgang wird weder getrunken noch gegessen. Auch kein Wasser. "Was heißt: Wir können nichts essen und nichts trinken für dich, 'Connor'?", schimpft TikToker Adam. "Bist du dumm?" Speichel aus dem eigenen Mund zählt übrigens nicht als Getränk (auch diese Frage scheinen sich einige Leute nämlich zu stellen).

Bist du nicht durstig?

"Du versuchst einfach, die Beantwortung blöder Fragen zu vermeiden und sparst so jede Menge Spucke, die dich über den Tag bringt", scherzt Munaf Kapadia auf Youtube passend zum Thema.

Wer das als unbefriedigende Antwort empfindet, für den hat sich ein Tiktoker aus Dubai die Mühe gemacht, zu veranschaulichen, wie sich Durst in der Fastenzeit tatsächlich anfühlt, verführerische Halluzinationen inklusive.

Das war dir immer noch zu subtil? Gut, dann: Ja. Natürlich hat man Durst, wenn man stundenlang nichts trinkt.

Warum isst du nicht heimlich? Sieht doch keiner...

"Nein. Warum sollte ich das tun? Das macht doch überhaupt keinen Sinn für mich?!", wundert sich Salma El-Nasser auf Tiktok über diese Frage. Schließlich schätzen viele Muslime und Muslima den Ramadan als Phase des bewussten Innehaltens sehr und würden sich diese Erfahrung mit heimlichen Fressattacken selbst torpedieren.

Diese Frage geht wohl von der Annahme aus, dass die meisten muslimischen Menschen nicht freiwillig fasten, sondern um es ihren Familien oder Freunden recht zu machen.

Aber selbst dann wäre ein Täuschungsversuch, sofern man an Gott glaubt, ziemlich unnütz. Denn um vor Allah heimlich zu essen, reicht es nicht, das Licht auszuschalten oder die Tür abzuschließen. "Weißt du denn nicht, dass Gott dich im Badezimmer nicht sehen kann?!", scherzt Reddit-User hotsizzler dazu. Das ist eben so die Sache mit dem Allmächtigen, er sieht alles...

Gute Diät, oder?

"Würde man denken, aber irgendwie scheine ich immer nur zuzunehmen", sagt Youtuber Aman Ali ironisch, denn einige vergessen wohl, dass nach Sonnenuntergang beim Fastenbrechen Ifar oft ganz besonders üppig aufgefahren wird – und das ist für die schlanke Linie dann nicht unbedingt förderlich.

"Was habe ich eigentlich beim Fastenbrechen gestern gegessen?", sinniert der US-Amerikaner daher spaßeshalber und blendet Datteln, Schokokuchen, Nudelauflauf, Hühnerschenkel, Reispfannen, Teigtaschen und Eiscreme ein...

Habt ihr dann keinen Sex?

"Wir sind nur Menschen", sagt Podcaster Mohamed Hassan dazu und bestätigt damit, dass es nach Sonnenuntergang durchaus zu Geschlechtsverkehr kommen kann. "Stell einfach sicher, dass es sich hier um deine Ehefrau handelt. Ich will nichts von deiner Bae hören oder irgendwem anders, da geht es um deine Frau. Das ist ziemlich Schwarz-Weiß."

Aber Rauchen ist okay, oder?

Tagsüber nicht, aber nach Sonnenuntergang schon. Auch dazu äußert sich Mohamed Hassan: "Du hast dich ja den ganzen Tag zusammengerissen, um keine Zigarette zu rauchen. Du brichst nicht das Fasten, wenn du dann Abends eine rauchst."

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Es ginge vor allem darum, eine Pause von schlechten Angewohnheiten zu nehmen, sich bewusst zu machen, wie ein Leben ohne diese kleinen "Sünden" wäre. "Wenn du dir irgendwas abgewöhnen willst, wäre jetzt der Monat", schließt der US-Amerikaner.

P.S.: Fluchen ist übrigens auch verboten, selbst über nervige Fragen...

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