Fehlbildungen an Händen von Neugeborenen in einem Krankenhaus in Gelsenkirchen geben Rätsel auf. Im Sankt-Marien-Hospital Buer wurden binnen weniger Monate drei Kinder mit deformierten Händen geboren.
Laut einer Hebamme, die zuerst auf die Fälle aufmerksam gemacht hatte, meldeten sich immer weitere Familien mit Babys, die Fehlbildungen an den Händen haben. Und dann wäre dann noch über 20 Fälle mit Babys ohne Hände in Frankreich.
Ein erster Überblick.
Am Freitag bezog das Sankt-Marien-Hospital Buer Stellung: "Fehlbildungen dieser Art haben wir viele Jahre lang nicht gesehen", heißt es in einer Mitteilung.
Auch die Klinik erklärte: "Das mehrfache Auftreten jetzt mag auch eine zufällige Häufung sein – wir finden jedoch den kurzen Zeitraum, in dem wir jetzt diese drei Fälle sehen, auffällig."
Weitere Fehlbildungen wurden bei den zwischen Juni und Anfang September geborenen Kindern nicht diagnostiziert.
Bei zwei der betroffenen Kinder war den Angaben zufolge die linke Hand deformiert: Handteller und Finger waren nur rudimentär ausgebildet.
Bei einem Kind war die rechte Hand betroffen – auch hier waren bei normalem Unterarm Handteller und Finger nur rudimentär angelegt.
Ethnische, kulturelle oder soziale Gemeinsamkeiten der Herkunftsfamilien sind nach Angaben der Klinik nicht erkennbar. Alle Familien wohnen demnach im örtlichen Umfeld des Krankenhauses. In dem Fall nahm die Klinik im Ruhrgebiet Kontakt mit der Charité in Berlin auf.
Dem Gelsenkirchener Krankenhaus zufolge werden laut Statistik rund ein bis zwei Prozent aller Neugeborenen mit einer Fehlbildung unterschiedlicher Ausprägung geboren.
Mögliche Ursachen für Fehlbildungen der Extremitäten können demnach sein:
Die Kölner Hebamme Sonja Liggett-Igelmund hatte im Kölner "Express" zuerst von den Fällen berichtet. Sie sagte dem "Express" nun, bei ihr hätten sich 20 weitere Familien gemeldet, bei deren Kinder Finger, Hände oder Arme deformiert seien.
Sie sagt: "Einige fühlen und fühlten sich auch von den Kliniken extrem im Stich gelassen." Die Hebamme vermutet Umweltgifte als Ursache, nennt das aber auch eine Spekulation.
Ob die Fälle mit denen aus der Klinik in Gelsenkirchen zusammenhängen, ist unklar.
Eltern fordern im "Express", ein bundesweites Melderegister für Fälle von Deformationen bei Babys einzurichten. Bisher gibt es das nicht.
In Frankreich waren zuletzt ähnliche Fehlbildungen bei Babys aufgetaucht. Offiziell wurden 20 Fälle gezählt. Die meisten traten im Verwaltungsbezirk Morbihan im äußersten Westen des Landes auf, einige wurden aber auch aus dem Osten aus einem ländlichen Gebiet bei der Stadt Lyon gemeldet.
Die Familie eines kleinen Jungen, der ohne rechte Hand geboren wurde, erstattete im August Anzeige gegen Unbekannt. Die Behörden tappen bei der Ursache im Dunkeln. In der Öffentlichkeit wird über womöglich verunreinigtes Grundwasser oder Pestizide spekuliert, eine wissenschaftliche Bestätigung dafür gibt es nicht.
(ll/mit afp)