
Bild: Justin Lubin/NBC
Filme und Serien
07.10.2018, 19:3707.10.2018, 19:37
anett Selle
Es gibt diese Perlen der
Sonntagnachmittag-dein-Burger-deine-Jogginghose-Unterhaltung, die irgendwie an
uns vorbeigezogen sind. Weil wir damit beschäftigt waren, uns vor der 7. "Game
of Thrones"-Staffel noch mal mit den vorherigen 6 auf Stand zu bringen. Weil es
schnell gehen musste und wir dann doch zum Putzen "Friends" reingehauen haben.
Deswegen präsentieren wir an dieser Stelle unterschätzte Serien, die immer gehen. Diesmal:
"The Good Place" mit Kristen Bell und Ted Danson
Stoff: 3 Staffeln mit ca. 12 Episoden à 21 Minuten
Für Fans von: "Big Bang
Theory", "The Office", "Pushing Daisies", "Parks & Recreation"
Hier kannst du es sehen: maxdome, kostenpflichtig auf Amazon Prime und iTunes
Die Serie in einem Satz: Eleanor ist nach ihrem Tod im Himmel gelandet. Dabei war
sie auf der Erde ein Assi.
Gibt es etwas Unterhaltsameres als eine Verwechslung? Eben.
Zu Beginn der Serie erfährt Eleanor (Kristen Bell), dass sie
tot ist: Und nun entweder zum guten Ort kommt, oder zum bösen, ein klassisches Himmel- oder Hölle-Szenario. Eleanor hat Glück, ihre Karma-Punkte reichen. Sie kommt in den "Good Place".
Die offizielle Begründung: Sie war zu Lebzeiten Anwältin, die unschuldig zum Tode Verurteilte gerettet
hat, also eine Top-Kandidatin. In Empfang genommen wird sie von Michael (Ted Danson), dem engelsgleichen Schöpfer und Architekten des "Good Places". Michael ist so großväterlich, wie man sich einen Engel vorstellt: um die 60, Typ Bürokrat mit einer Schwäche für Frozen Yoghurt.
Das ist er:

Bild: Vivian Zink/NBC
Wie Eleanors Schicksal berechnet wurde? Die Mächte in Himmel und Hölle haben mitgezählt und für gute Taten Punkte vergeben. Michael: "Kennt ihr diese Menschen, die die
Spur schneiden und sich denken, 'Ah, wen interessiert's, niemand schaut zu'?
Wir haben zugeschaut. Überraschung!"
Friede, Freude, Frozen Yoghurt also? Ähm, nicht ganz. Denn Eleanor gehört nicht in den "Good Place". Eleanor war auf der Erde ein egoistischer Proll, der seine Freunde ausgenutzt und Magazine mit konstruktiven Titeln wie "Berühmte Babys mit katastrophalen Schönheitsoperationen" gelesen hat.
Da haben wir sie:

Margaritas, Fastfood und schlechte Laune: Eleanor zu LebzeitenBild: Giphy Eleanor ist nur von Irren umgeben aka wie viele großartige Nebenrollen hält eine Serie aus.
Willkommen im "Good Place", wo alles genau auf die Belange der Bewohner abgestimmt ist. Fortan lebt Eleanor also das Leben der asketischen Menschenrechtsanwältin, was sie sehr nervt und den Zuschauer sehr freut.
In den "Bad Place" will Eleanor nämlich auch nicht.
Match made in Heaven: Eleanor und ChidiBild: giphy - Auftritt Eleanors Seelenverwandter, weil was wäre die perfekte Welt ohne den perfekten Begleiter. Chidi (William Jackson Harper) ist Professor für Ethik und Moralphilosophie, und genauso anständig, wie sich das jetzt anhört. Entscheidungen treffen ist nicht zwingend seine Stärke. Ein Beispiel: Er könnte sich nicht mal einen Brotaufstrich aussuchen, ohne vor Stress Magenschmerzen zu bekommen. Eleanor tut jedoch alles, um nicht entdeckt zu werden, nimmt schließlich sogar Ethikunterricht bei Chidi, um ein guter Mensch zu werden. Unter Schmerzen.
- Eleanors Nachbarin Tahani (Jameela Jamil) ist Philanthropin und fast schon ekelhaft perfekt. Perfekter Charakter, perfekter Körper, perfekter britischer Akzent. Sie hat 60 Milliarden Dollar für Bedürftige gesammelt, sich ihr ganzes Leben lang gemüht und noch im Jenseits versucht sie krampfhaft, sich beliebt zu machen. Was ihr mit ihren Hauptsmalltalk-Themen (ihre innige Freundschaft mit Beyoncé und ihr Jetsetlifestyle) auch gelingt.
- Tahanis Seelenverwandter ist der Buddhistische Mönch Jianyu (Manny Jacinto). Obwohl er tot ist, hält er sein Schweigegelübde ein und zeigt immer wieder ein bewunderungswürdiges Maß an Ausgeglichenheit.

Mönch und ModelBild: Colleen Hayes/NBC
Kristen Bell mit einer persönlichen Bestleistung
Jeder Tag im Paradies also ein Krampf. Dass das alles so unterhaltsam und irgendwo auch glaubwürdig ist, liegt vor allem an Kristen Bell. Sie gibt den Assi-Single, der Samstagabends "Lonely gal margharita mix for one" kauft und hauptberuflich alten Menschen Placebo-Tabletten verkauft. Preise sind zwar nicht alles, aber Bell hätte eine Nominierung bei den Emmys in diesem Jahr mehr als verdient gehabt.
Philosophie – ja. Missionarische Meta-Ebene – nein.
Mit "The Good Place" hat Produzent Michael Schur eine
Comedy-Serie geschaffen, die sich – wenn man es gaaanz weit runterbricht –
damit auseinandersetzt, was einen Menschen gut macht, ob ein Mensch das
überhaupt sein kann und was das eigentlich ist: Gut.
Eleanor hat die besten Vorsätze, aber sie versagt ständig.
Utilitarismus, Konstruktivismus, moralischer Partikularismus, solche Dinge
laufen über ihr Hirn wie Öl über eine Murmel. Ohne einzudringen.

Michael und EleanorBild: Justin Lubin/NBC
Wie für die meisten Menschen sind Vorsätze für Eleanor eine
Art bessere Versprechen: Je öfter man sie bricht, umso länger halten sie. Aber
so oft sie auch scheitert, sie gibt nicht auf. Nach dem Motto: Das Ziel
ist fern, aber es gibt eins.
Wobei Eleanor auch mit weniger als dem Paradies zufrieden
wäre, solange es nur nicht die Hölle ist:
"Ich war eine durchschnittliche Person. Ich verdiene es, die Ewigkeit an einem durchschnittlichen Ort zu verbringen. Wie Cincinnati!"
Unvorhersehbarkeit.
"The Good Place" ist ein bisschen wie "Big Bang Theorie" mit Philosophie, allerdings einen Tacken besser.
Aber das ist nur die Oberfläche von "The Good Place". Was
die Serie so besonders macht, ist ihre Unvorhersehbarkeit.
Erinnert ihr euch an den Moment, als ihr erfahren habt, dass
Darth Vader Lukes Vater ist? An den Moment, als rauskam, dass der Junge in “The
Sixth Sense” tot ist? An den Moment in “Die üblichen Verdächtigen”, als ihr
merkt, dass Verbal Kint eigentlich Keyser Söze ist?
Es sind die Sekunden, in denen sich dreht, was zuvor
passiert ist – und das auch noch vollkommen logisch. Diese Momente: Das ist "The Good Place".
Welche Serie haben wir vergessen? Schreib es uns in die Kommentare.
Und noch ein bisschen Nostalgie: So sehen die "Sex and the City"-Männer heute aus
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"Sex and the City": So sehen die Männer heute aus
Mister Big (Chris Noth) und Carrie (Sarah Jessica Parker) turtelten on und off in der Serie – und später auch noch im Film.
quelle: imago stock&people / imago stock&people
Mehr als 116.000 Messingtafeln erinnern auf Gehwegen in ganz Europa an die Opfer des Nationalsozialismus – die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig. Sie liegen vor Häusern, aus denen Menschen deportiert, ermordet oder vertrieben wurden. Zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus spricht watson mit Katja Demnig, der Geschäftsführerin der Stiftung von Gunter Demnig.
Der Bildhauer Gunter Demnig hat 1993 dafür gesorgt, dass das Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus nicht nur an einem Feiertag, sondern tagtäglich in Form von Kunst auf den Straßen stattfindet.