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Fragen der Liebe

Beziehung und Eifersucht: Ist es normal, dass der Partner Fotos Anderer liked?

Young boyfriend making fun and jealous his girlfriend pretending that he is texting with other girl on his cell or mobile phone while they sitting on the sofa in their apartment Model Released Propert ...
"Echt? Stehst du auf diese Filler-Lippen?": Fremd-Liken kann schnippische Reaktion auslösen.Bild: imago / Pond5 Images
Fragen der Liebe

Mein Partner liked Fotos von Anderen – sollte ich eifersüchtig sein?

10.03.2024, 12:59
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Instagram kann in einer Partnerschaft schnell für Spannungen sorgen. Besonders dann, wenn fremdgeliked wird. Dieses Like kann so viel mehr bedeuten als ein simples Herz auf einem Foto. Es kann die Bewunderung für andere aktiv ausdrücken – als Partnerin oder Partner fühlt man sich da schnell abgewertet, manchmal sogar erniedrigt, Selbstzweifel melden sich.

Doch wieso stört uns das einfache Liken anderer Bilder durch den oder die Liebsten so sehr? Wir haben darüber mit Eric Hegmann gesprochen. Er ist Paartherapeut und hat seine eigene Praxis in Hamburg, ist auch Mitglied im Parship Expert:innen-Team.

Eric Hegmann Paartherapeut
Paartherapeut Eric Hegmann.Bild: privat / Janine Meyer

Niemand kann in allen Bereichen der oder die Beste sein

Die Frage, weshalb es uns so stört, wenn der Partner oder die Partnerin andere Bilder von attraktiven Personen liked, erklärt Hegmann anhand der eigenen Erwartungen: "Meist geht es darum, dass man sich wünscht, für den Partner oder die Partnerin der beste, attraktivste, begehrenswerteste, hinreißendste und wundervollste Mensch der Welt zu sein", sagt der Psychologe und führt aus:

"Ich verwende bewusst diese Superlative, um auf das Dilemma hinzuweisen, dass sich dadurch ergibt: Wer sich selbst immer mit den vermeintlich Allerbesten vergleicht und selbst so sein möchte, wird mit großer Wahrscheinlichkeit unglücklich."

Solch eine hohe Erwartungshaltung kann von vornherein schon für Probleme in einer Beziehung sorgen. Denn natürlich wäre jeder gerne in allen Bereichen der beste Mensch auf Erden.

Doch "diese Hoffnung ist ziemlich unrealistisch und hat vor allem auch gar nichts mit der Qualität der Beziehung zu tun und wahrscheinlich auch nichts mit der Entscheidung, eine gemeinsame Beziehung zu führen", sagt Hegmann.

"Je geringer und verletzter der eigene Selbstwert, umso größer die Wahrscheinlichkeit, sich mit anderen zu vergleichen und dabei selbst abzuwerten."
Paartherapeut Eric Hegmann

Wichtig ist: Was steckt eigentlich hinter dem Like?

Ein Like heiße nämlich noch lange nicht, dass der oder die Partner:in die Person, die auf den Bildern posiert, besser oder gar attraktiver findet als den gegenwärtigen Lieblingsmenschen. Eigentlich wissen wir das alle. Doch wenn die gelikte Person auch noch Attribute hat, die einem selbst fehlen, oder an denen man zumindest selbst zweifelt, kann das Unbehagen auslösen.

Das kann eine gewisse Abenteuerlust sein, die sich auf Bildern widerspiegelt, ein besonders schöner Körperteil, ein spezieller Kleidungsstil oder ein beeindruckender Uni-Abschluss. Der verletzte Part bekommt dann den Eindruck, er "könne nicht mithalten", weiß Hegmann.

Da Menschen jedoch so viele verschiedene Dinge attraktiv finden können, empfiehlt der Paartherapeut ein ganz offenes Gespräch, "um herauszufinden, was der Partner oder die Partnerin anziehend und bewundernswert findet".

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Der innerliche Vergleich ist das eigentliche Problem der Eifersucht.Bild: IMAGO images/Pond5 Images

Auch ein kurzer Blick in das eigene Innere hilft, um die Intention hinter den Likes realistisch und weniger emotional bewerten zu können. Heißt konkret: Hat man selbst schon mal auf Social Media etwas geliked? Bedeutete das damals, dass man diesen andere Menschen toller fand als die Beziehung? Direkt Schluss machen wollte? Nein?!

Die größte Rolle spielt das eigene Selbstwertgefühl

"Auch andere Menschen werden Attribute haben, die man selbst sehr spannend findet und für die man vielleicht sogar auch ein Kompliment verteilen würden. Deshalb verlässt man aber vermutlich nicht gleich den Partner oder die Partnerin", sagt Hegmann.

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Einen großen Part in diesem Like-Dilemma spielt eben auch das eigene Selbstwertgefühl. "Je geringer und verletzter der eigene Selbstwert, umso größer die Wahrscheinlichkeit, sich mit anderen zu vergleichen und dabei selbst abzuwerten", sagt Hegmann.

Dabei sollte einem immer bewusst sein, dass diese Form der Abwertung etwas ist, woran man selbst arbeiten sollte – nicht etwa der Partner oder die Partnerin. Für die Heilung sei man selbst zuständig, erklärt Hegmann. Er warnt:

"Falls man einen Partner hat, der wegen der Eifersucht auf die eigene Autonomie verzichtet, kann das die persönliche Entwicklung eher verhindern – und die Beziehung dauerhaft in eine gefährliche Schieflage bringen".

Anders gesagt: Es ist nicht die Aufgabe des Partners oder der Partnerin, deinen geringen Selbstwert aufzumöbeln.

Wie spricht man Eifersucht auf den digitalen Raum an?

Es gibt aber Möglichkeiten, um eine gesunde Kommunikationsstrategie innerhalb einer Beziehung zu entwickeln, wenn es um Eifersuchtsprobleme im digitalen Zeitalter geht. Laut Hegmann sollte man da bereits bei der Partnerwahl beginnen: "Am besten sucht man sich jemanden, mit gleichen Vorstellungen von Freiraum in Beziehungen".

Schließlich kann man innerhalb einer Beziehung mit gleichen Vorstellungen auch verhandeln: "Wenn man auf Augenhöhe beschließt, dass bereits ein Like ein kleiner Betrug ist, dann wird man als Paar hoffentlich das ganze Leben lang sehr glücklich zusammen sein", sagt der Therapeut.

Ist man sich aber nicht einig, könnte die Partnerschaft erheblich leiden: "Wenn nur ein Part dem anderen vorschreiben möchte, was dieser tun soll, damit man selbst glücklich ist, dann werden Sie Verhandlungs- und Kommunikationsmethoden üben und trainieren müssen", verrät der Therapeut.

Er empfiehlt, sich professionelle Hilfe zu suchen, wenn solche Streitthemen immer wieder aufkommen, auch Eric Hegmann bietet, als Co-Gründer der Modern Love School, entsprechende Online-Seminare an. Zumindest gibt es Lösungen für das Problem, die weder mit einem Internet-Verbot noch der Trennung einhergehen.

Der Paartherapeut abschließend: "Es gibt viele Möglichkeiten, damit Paare auf Augenhöhe ins Gespräch kommen können, um zu verhandeln, was ihnen beiden guttut und wie sie genau damit ihre Verbindung vertiefen und festigen können." Denn egal wie viel Wert man einem Like beimisst, die Liebe sollte doch immer darüber stehen.

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