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Fragen der Liebe

Partnerschaft und Beziehung: Zurück zum Ex – wie kann das funktionieren?

love couple kissing
Der Kuss einer verflossenen Liebe ist wie salziges Karamell: ein widersprüchlicher Genuss. Bild: pexels / cottonbro studio
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Zurück zum Ex – wie kann das funktionieren?

14.04.2024, 12:2914.04.2024, 21:07
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Kaum ist das Trennungsgespräch beendet, wünscht man sich den oder die Ex zurück. Mal ist es die Gewohnheit, die alles überragt, mal die Liebe, die nicht erblassen möchte. Und plötzlich sitzt man wieder Arm in Arm gemeinsam auf der Couch, als wäre nichts gewesen. Doch kann ein Beziehungs-Comeback gut gehen?

Watson hat darüber mit Eric Hegmann gesprochen. Der Therapeut hält das Einander-Vermissen nach einer Trennung für typisch und sagt: "Zu jedem Liebeskummer gehört die Phase, in der sich die Betroffenen nach dem Ex-Partner sehnen."

Eric Hegmann Paartherapeut
Therapeut Eric HegmannBild: privat / Janine Meyer

Vermissen gehört zum normalen Trennungsprozess

Jedoch besteht in dieser Zeit auch die Gefahr, sich selbst in der Sehnsucht zu verlieren. "Diese Phase ist menschlich und gehört zum Trennungsprozess, allerdings verhindert sie auch, loszulassen, die Vergangenheit und die Erfahrungen zu verarbeiten und sich neu orientieren zu können", beschreibt es Hegmann.

"Seid ehrlich zu euch selbst! Ist es Liebe oder Gewohnheit? Leidenschaft oder Einsamkeit?"
Therapeut Eric Hegmann

Wird dieser Trennungsprozess aber nicht abgeschlossen und der Herzschmerz bleibt so tiefgreifend, dass Ex-Paare die einzige Chance der Heilung in einer erneuten Vereinigung sehen, stellt sich die Frage: Kann das funktionieren?

"Statistisch gesehen klappt es sehr selten und die meisten Deutschen würden ein Liebescomeback gar nicht erst versuchen", entzaubert der Therapeut die Hoffnung. Er glaubt: Die meisten Menschen wüssten, dass alte Probleme, die zu einer Trennung führten, auch in der Zukunft aufträten.

Der Paartherapeut begleitete vor einigen Jahren eine Studie von Parship zu diesem Thema. Gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Innofact AG wurden dafür 1.081 Personen zwischen 18 und 65 Jahren befragt. Das Ergebnis?

"Die deutliche Mehrheit will eine Beziehung nach einer Trennung nicht wieder aufwärmen, knapp ein Viertel ist zwiegespalten und antwortet mit 'teils teils'. Auch mit zunehmendem Alter sinkt die Lust auf ein Liebescomeback. Für zwei Drittel der 50- bis 65-Jährigen ist der oder die Ex auf immer tabu"

Nehmen wir aber an, ein Ex-Paar will sich unbedingt zusammenraufen – kann es überhaupt alle Konflikte und Herausforderungen aus der Vergangenheit vergessen? Für Eric Hegmann gibt es verschiedene Aspekte, die man bei einem erneuten Liebesversuch unbedingt beachten sollte.

Zum einen sollte man sich nichts vormachen. Der Paartherapeut konkretisiert: "Seid ehrlich zu euch selbst! Ist es Liebe oder Gewohnheit? Leidenschaft oder Einsamkeit? Oder habt ihr über alten Fotos gesessen und von den guten Zeiten geträumt?" Schließlich hat man von den schlechten Tagen keine Aufnahmen in der Schublade liegen...

Wenn die Beziehung besser laufen soll, muss man sich selbst bessern

Außerdem sei es wichtig, zu prüfen, welche eigene Bereitschaft zur Veränderung vorliegt. Hegmann: "Nicht nur der Partner, auch man selbst wird Verhaltensweisen ändern müssen, wenn der neue Anlauf gut gehen soll."

Zusätzlich müssen Konflikte angesprochen werden, damit ein Liebescomeback klappt. Es helfe nichts, einander "in Watte" zu packen, mahnt der Therapeut, stattdessen sollen genau die Dinge offen angesprochen werden, "die euch besonders gestört haben." Kompromisse und gegenseitige Zugeständnisse als "Tauschgeschäft" könnten zukünftigen Konflikten entgegenwirken. "Nur so haben zwei Menschen die Chance, sich weiterzuentwickeln", sagt Hegmann.

"Deutsche Paare trennen sich am häufigsten wegen Streit ums Geld, Untreue und Unehrlichkeit."
Therapeut Eric Hegmann

Auch neue gemeinsame Erfahrungen sind essenziell, um sich nicht auf der Vergangenheit auszuruhen. Das Feuer muss neu entfacht werden. "Ihr müsst ein neues Wir-Gefühl finden und dazu gehören neue Erlebnisse, die unbelastete, positive Gefühle bescheren", erklärt Hegmann den optimalen Neustart-Modus. Neugierde aufeinander sei dabei ein Schlüssel:

"Gebt euch die Mühe, neue Seiten an dem neuen 'alten' Partner zu entdecken. Startet ein gemeinsames Hobby und krempelt frühere Gewohnheiten um."

Zwar rät Hegmann dazu, ruhig mehrmals in eine Partnerschaft zu investieren, denn "es lohnt sich immer, eine Beziehung nicht zu früh aufzugeben, manchmal kann ein Paar auch an einer Krise wachsen", jedoch sollte das nicht dazu führen, eine Trennungsphase und den damit verbundenen Schmerz unnötig zu verlängern, wie es in vielen On-Off-Beziehungen der Fall ist.

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Im Gegenteil. Manchmal ist es nötig, aufzugeben, um weitermachen zu können. "Gebt euch die Chance, zurückzurudern", sagt Eric Hegmann dazu. Auch während einer zweiten Chance sollte man immer mal wieder innehalten und die Partnerschaft überprüfen, sich regelmäßig fragen: "Fühlt ihr euch wohl oder driftet das Miteinander wieder in alte Gewohnheiten ab?"

Der Trennungsgrund ist entscheidend für das Liebes-Comeback

Ob ein Liebescomeback funktioniert, hängt zuletzt auch stark von den Trennungsgründen ab, gibt der Therapeut zu Bedenken: "Deutsche Paare trennen sich am häufigsten wegen Streit ums Geld, Untreue und Unehrlichkeit, weil sie nichts mehr zu sagen haben oder keine Anziehungskraft mehr besteht."

Das seien oft schwerwiegende Gründe und ganz grundsätzliche Unterschiede in den Einstellungen, die auch bei einem erneuten Versuch miteinander nicht einfach so verschwinden. War die Trennung hart, wird die Rückkehr auch kein Spaziergang, warnt Hegmann: "Gerade, wenn Vertrauen zerstört wurde, braucht es mehr als schöne Versprechungen"

Zuversicht und gleiche Vorstellungen seien dann besonders wichtig. Es solle beim Comeback nicht darum gehen, die frühere Beziehung wieder aufleben zu lassen, sondern eine neue Beziehung aufzubauen. "Denn sonst besteht eben die Gefahr, dass die früheren Trennungsgründe wieder die neuen Trennungsgründe werden", erklärt er.

Doch – bei aller Liebe – von einigen Reunionen sollte man direkt die Finger lassen. "Ich rate unbedingt ab, wenn insgeheim Furcht vor Alleinsein, Rückkehr in alte Muster oder Bequemlichkeit die Gründe für einen Comeback-Versuch sind. Auch Kinder allein sind kein triftiger Grund für einen Neuanfang", warnt der Experte zum Abschluss.

Denn derartige Liebes-Comebacks lassen vor allem eines wiederkehren: Das schlechte Gefühl, es sich wider besseres Wissen noch einmal alles angetan zu haben.

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