"Wie ist Sex mit Frauen?", fragt diese 78-Jährige eine Fremde – aus traurigem Grund
Es heißt immer: "Wo die Liebe hinfällt" – aber allein dieser Spruch stellt ein Problem dar: Denn nicht jeder kann oder darf eben dorthin folgen, wo die Liebe hinfällt. Wer nicht cisgender und heterosexuell ist, muss sich leider noch immer auf kritische Blicke und Kommentare einstellen. Klar, mancherorts und mit jedem Jahr verbessert sicht sie Lage. Aber was ist mit denen, die in einer Zeit aufwuchsen, in der es größtenteils verpönt, sogar verboten war, sich als nicht-heterosexuell zu bekennen?
Mal ehrlich: Wie viele LGBTQ kennst du in der Generation deiner Großeltern? Vermutlich sind es nicht viele. Das liegt daran, dass sie eben nicht in eine Gesellschaft hineingeboren wurden, in der jede sexuelle Orientierung (einigermaßen) toleriert wurde. Für solche Menschen ist aber auch heute noch schwierig, den sozialen Druck von damals wieder abzuschütteln.
Das zeigt die Geschichte der Krankentransportfahrerin Nani aus Florida, USA. Sie schrieb auf Twitter von einer älteren Kundin, die bei ihr mitfuhr und sich ihr auf eine Weise anvertraute, die jeden mit ein bisschen Herz zu Tränen rührt.
Der Tweet hat inzwischen 122.000 Likes – zurecht.
Darin erzählt Nani, wie die 78-jährige Frau quasi aus dem Nichts gestand, seit ihrer Kindheit in ihre beste Freundin verliebt zu sein – obwohl sie zwischendurch mit mehreren Männern verheiratet war. In mehreren Posts berichtet die Fahrerin von ihren langen Gesprächen mit der älteren Frau. Wir haben euch die deutsche Übersetzung in einem Stück zusammengeschrieben:
Sie wollte eigentlich bloß wissen, wie der Sex mit einer Frau so sei. Ich sagte ihr, es fühle sich so an wie eine kühle Dusche, als ob man von Kopf bis Fuß massiert würde und dann mit sich selbst Sex habe. Als würde eine Kopie von mir alles aneinanderreiben, und man empfindet dabei nur Freude, keinen Schmerz.
Sie meinte: 'Wow, das klingt viel besser als Sex mit einem Mann.' Dann saßen wir rund 30 Minuten da und unterhielten uns über ihre Ex-Männer, darüber, dass sie sich mit ihnen nie richtig befriedigt gefühlt habe, obwohl sie schon findet, tolle Erfahrungen mit ihnen gemacht zu haben.
Sie sagte, sie wünsche sich, ihre Generation wäre nicht so verkrampft und abgeschottet gewesen, was Sexualität angeht – dann hätte sie sich nicht so unterdrückt gefühlt. Sie und ihre beste Freundin wohnen heute zusammen, und diese Freundin ist quasi alles, was sie sich von ihren Männern erträumt hätte. Sie traue sich aber nicht, es ihr zu sagen.
Ich setzte sie also beim Arzt ab, war allerdings auch dafür gebucht, zurückzukommen und sie wieder abzuholen. Als ich ankam, wirkte sie sehr deprimiert, also unterhielten wir uns weiter. Sie sagte, sie habe das Gefühl, sich ihr ganzes Leben lang selbst belogen zu haben. Ich fühlte mich richtig schlecht, bis ich sie zu Hause absetzte.
Sie benutzt einen Rollator, und für ihr Alter ist ihre Freundin immer noch recht fit. Sie rief ihre Freundin also an, sagte ihr, sie sei auf dem Heimweg und bat sie, die Eingangstür schon mal zu öffnen. Als wir ankamen, saß die Freundin vor der Tür und wartete. Sie stand auf und öffnete die Tür, während ich den Rollator aus dem Kofferraum holte.
Dann half sie ihr beim Aufstehen und sagte: 'Ich kann mir niemanden vorstellen, mit dem ich dieses Leben lieber zu Ende bringen würde. Du bist mein Lieblingsmensch.' Leute, ich sage es euch, mir schossen direkt die Tränen in die Augen. Genauso ging es auch meiner Mitfahrerin, als sie ihre Freundin umarmte und sie einander sagten: 'Ich liebe dich.' Ich wollte einfach nur heulen."
Nanis Post wurde rund 23.000-mal retweetet – und Tausende Male kommentiert.
Abgesehen von den Antworten, die bekundeten, wie schnell Nanis Erzählung für gerührte Tränen gesorgt hätten, schrieben zahlreiche Leute ähnliche Geschichten darunter – von ihren Bekannten, Eltern, Großeltern, die Ähnliches wie Nanis Kundin erlebt hätten.