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Strom-Anbieter schockt mit krassen Preis-Erhöhungen: Kunden verzweifelt

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Betroffene Kund:innen zeigten sich teilweise verzweifelt über die Summen. Bild: IMAGO / Westend61 / imago images
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Strom-Anbieter schockt mit astronomischen Preis-Erhöhungen: Kunden verzweifelt

27.02.2023, 13:33
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Dass Strom und Gas teurer werden, belastet zahlreiche Haushalte in Deutschland enorm. Einige Kund:innen waren besonders geschockt von den neuen Preisen, die sie kürzlich auf ihren Rechnungen vorfanden.

Derzeit gibt es speziell bei einem Anbieter viele geschockte Kund:innen. Er verschickte an seine Kundschaft Schreiben mit dem Titel "Ihr neuer Abschlagsplan". Was sich durch die freundlich verpackten Worten offenbarte, ließ die Kundschaft teilweise mit einem unguten Gefühl zurück. Denn: Die Preiserhöhungen beliefen sich bei dem Anbieter teilweise auf das Zehnfache. Einige wandten sich mit Beschwerden an die Verbraucherzentralen, sprachen von purer Verzweiflung oder Verwunderung. Die Begründung des betroffenen Unternehmens aber wirft Fragen auf.

Kunden geschockt von extrem hohen Summen

Betroffen sind einige Kund:innen der E.on-Tochter Eprimo. So berichtet etwa eine Familie in Windsbach von einer Verfünffachung ihrer monatlichen Gas-Abschlagszahlung. Für die rund 19.300 Kilowattstunden im Jahr verteuere sich der Betrag von 144 Euro auf 722 Euro pro Monat, wie "Welt" berichtet. Wohlgemerkt mit bereits eingerechneter Preisbremse.

Eine enorme Erhöhung, die wohl mehrere Kund:innen betrifft, wie auch ein Blick auf Twitter zeigt.

Noch heftiger traf es einen Vermieter in Krefeld. Er soll das Zehnfache an Eprimo für die Beheizung seiner vier Wohnungen bezahlen. 4736 Euro statt bisher 413 Euro. Diese Summe veranlasste ihn, Eprimo zu kontaktieren. Die angebliche Antwort des Anbieters: "Aufgrund der hohen Kundenanfragen sind wir momentan leider schlecht erreichbar."

Gas- und Strom-Anbieter Eprimo versucht zu beruhigen

Wohl aber äußerte sich Eprimo über einen Unternehmenssprecher gegenüber "Welt". Er versucht, zu beschwichtigen. Demnach handele es sich bei den neuen Abschlagszahlungen um die Nachzahlung für das vergangene Jahr. Mit der Erhöhung habe Eprimo seine Kundschaft schützen wollen. Denn: Die Nachzahlung stehe sonst mit der Jahresendabrechnung an. Dann müssten Kund:innen diese in einem Schlag bezahlen.

"Wir ersparen den Kunden den großen Hammer bei der Jahresabrechnung", wird der Sprecher zitiert. Die Abschläge werden demnach auf die letzten beiden Monatsabschläge verteilt. Also im Falle einer Summe von 1444 Euro sind jeweils 722 Euro fällig. Aber: Offenbar wurde das der Kundschaft nicht ausreichend deutlich gemacht. Dies räumte auch der Sprecher ein, wie "Welt" schreibt.

Kund:innen müssen sich nicht sorgen, künftig das fünf-oder zehnfache für Gas zu bezahlen. Ist die Nachzahlung erst beglichen, müsste in der neuen Rechnungsperiode wieder ein deutlich niedrigerer Abschlag gelten. Dennoch: Die Art, wie Eprimo die Verrechnung vornimmt, ist laut Verbraucherschützern zumindest fragwürdig.

Verbraucherschützer warnen vor überhöhten Abschlagzahlungen

Die "Beschwerden über Eprimo häufen sich", heißt es etwa vonseiten der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Und: Offenbar sind monatliche Abschlagzahlungen zwischen 600 und 1700 Euro überhöht. Dazu sagt die Verbraucherzentrale Hannover kritisch: "Systemfehler oder Kalkül". Sie rät Kund:innen, die "Beträge zu hinterfragen und gegebenenfalls schriftlich zu widersprechen und Korrekturen einzufordern." Niemand müsse derart überhöhte Abschläge zahlen.

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Die Stromrechnung treibt zahlreiche Menschen in die Verzweiflung. Bild: www.imago-images.de / Joko

Das Problem: Die monatlichen Abschlagszahlungen sind nichts anderes als Vorauszahlungen. Sie beziehen sich auf den prognostizierten Jahresverbraucht. Aber: In der Jahresendabrechnung müssen sie sich auf den tatsächlichen Verbrauch beziehen.

Die Vermischung, wie es Eprimo hier betreibt, ergibt laut dem Bericht nicht nur wenig Sinn. Möglicherweise ist diese Vorgehensweise sogar juristisch angreifbar. Schließlich gibt das Gesetz Anforderungen an die Rechnungen vor, die Eprimo hiermit möglicherweise verletze.

Kunden sollen die Angaben überprüfen und eventuell handeln

Nicht nur Gaskund:innen sind betroffen, sondern auch jene, die Strom von Eprimo beziehen. Laut Informationen der Verbraucherzentrale Niedersachsen sind die Abschlagszahlungen in einem Fall besonders extrem. Die betroffene Person habe von einer Erhöhung um das 13-fache berichtet. "Bei uns häufen sich aktuell Anfragen von Kundinnen und Kunden der Eprimo GmbH, die irritiert, verärgert oder schlicht verzweifelt sind", bestätigt etwa die Energierechtsexpertin Julia Schröder.

Trotz Beschwerden und Nachfragen bestehe Eprimo offenbar auf die Richtigkeit der Rechnungen, wie "Welt" weiter schreibt. Dass das stimmt, daran zweifelt die Verbraucherschützerin Schröder. Denn: Der angegebene Betrag der Abschlagszahlung passe oft nicht zum Preis und der Verbrauchsmenge. Zwar könne es immer zu leichten Abweichungen kommen. "Hier geht es jedoch um monatlich 600 oder sogar 900 Euro. Da fragt man sich schon, was dahintersteckt."

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Verbraucherschützende raten Betroffenen dringend dazu, die Angaben in den Schreiben zu überprüfen. Dafür bietet sich etwa ein Online-Rechner der Verbraucherzentrale an, um die monatlichen Abschläge zu berechnen. Bei großen Abweichungen sollten Kund:innen sich umgehend schriftlich an Eprimo wenden, den Anbieter darüber informieren und ihn dazu auffordern, die Berechnung zu korrigieren. "Deutlich überhöhte Abschläge muss aber niemand zahlen."

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