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Galeria Karstadt Kaufhof schließt Filialen: Was wir vermissen werden

TRIER, GERMANY - SEPTEMBER 07: Branches of German department store chains Karstadt and Galeria Kaufhof stand opposite one another in a shopping street on September 7, 2018 in Trier, Germany. According ...
Der Warenhauskonzern Galeria muss erneut viele Filialen schließen.Bild: Getty Images Europe / Sean Gallup
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Galeria schließt Filialen: Sechs Gründe, warum wir das Kaufhaus vermissen werden

02.11.2022, 17:2102.11.2022, 17:50
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Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hat erneut ein Insolvenzverfahren beantragt. Gründe für die zweite Pleite in nur zwei Jahren sind laut Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, nicht schlechtes Konzern-Management, sondern die Pandemie und nun das schlechte Konsumklima.

"Mit Beginn des Ukrainekrieges haben die explodierenden Energiepreise sowie die historische schlechte Konsumstimmung die Situation grundlegend verändert", sagt Busch-Petersen im Interview mit der "FAZ"

Hertie, Horten, Kaufring – nun macht auch Galeria Karstadt Kaufhof Filialen zu

Jetzt müssen 40 unprofitable Filialen der bundesweit 131 Standorte geschlossen werden, betriebsbedingte Kündigungen sind die Folge. In Berlin allein betreibt der Konzern zehn Kaufhäuser, in Hamburg und München jeweils fünf, in der Rhein-Ruhr-Region sind es aktuell noch zehn Filialen.

TRIER, GERMANY - SEPTEMBER 07: Branches of German department store chains Karstadt and Galeria Kaufhof stand opposite one another in a shopping street on September 7, 2018 in Trier, Germany. According ...
Die Auswahl zwischen verschiedenen Warenhäusern – in den meisten Städten ist das bereits Vergangenheit.Bild: Getty Images Europe / Michael Gottschalk

In den größeren Städten lässt sich die Schließung eines Kaufhauses vergleichsweise gut kompensieren, hat man doch meist auch noch eine ausreichende Auswahl anderer Geschäfte in der Nähe. Doch in einer Kleinstadt reißt dies schon ein größeres Loch in die Auswahl vor Ort. Meist bleibt nur noch die Flucht ins Internet zum Online-Handel.

Wirklich häufig gehen die meisten dadurch ja schon jetzt nicht mehr zum Einkaufen in Warenhäuser. Fehlen werden sie uns vermutlich dennoch, wenn sie dann nicht mehr da sind. Watson hat für alle Konsum-Nostalgiker sechs Gründe zusammengetragen, warum wir das "good old Kaufhaus" vermissen werden.

Kein praktisches Kundenklo mehr

Schon mal eine Toilette in einer Fußgängerzone gesucht? Genau, es gibt nämlich keine. Abgesehen davon, welche unangenehmen Überraschungen man auf einer solch wirklich öffentlichen Örtlichkeit erleben kann: Wer bezahlt schon gern fürs Pinkeln fünfzig Cent? Und wer hat immer ein passendes Geldstück dabei?

Jeder, der schon mal mit zusammengekniffenen Beinen panisch nach einem Fünfzig-Cent-Stück in seiner Geldbörse gekramt hat, vermisst spätestens dann die musikalisch angenehm bedudelte Kaufhaustoilette. In die kann man mal schnell verschwinden, auch ohne das passende Kleingeld parat zu haben. Das soll allerdings nicht heißen, dass man diese vermeintlich kostengünstige Situation allzu gerne ausnutzen könnte: Ein wenig Kleingeld sollte immer auf dem Teller vor den Toiletten landen – ist auch besser fürs Karma.

OBERHAUSEN, GERMANY - MARCH 28: A woman tests Sephora cosmetic products during the Sephora store opening at Galeria Kaufhof on March 28, 2018 in Oberhausen, Germany. (Photo by Thomas Lohnes/Getty Imag ...
Lippenstifte unterschiedlicher Marken ausprobieren geht im Kaufhaus deutlich besser als online.Bild: Getty Images Europe / Thomas Lohnes

Ohne einen Cent dem Konsum frönen

Beim Betreten empfängt einen ein Schwall wohlig warmer Luft von oben und kaum drin, bleibt der Rest der schnöden Welt draußen. Bunt dekoriert und duftend breitet sich die schillernde Warenwelt aus, so vielfältig wie es nur im Kaufhaus möglich ist: Links Schals, Handschuhe und Taschen, geradeaus Schuhe und Socken, rechts geht's zur Parfümerie.

Sich stundenlang durch Düfte schnüffeln, Lippenstifte ausprobieren, die Finger durch flauschige Kaschmirschals gleiten lassen – ohne von einer lauernden Verkäuferin aus seiner Träumerei gerissen zu werden. Wen es nach Abwechslung dürstet, der nimmt die Rolltreppe nach unten zu den Delikatessen oder geht hoch zur Damenmode, um neue Schätze zu entdecken. Das alles, ohne einen Cent auszugeben, geht nur im Kaufhaus.

Alles drin ...

Einen Toaster, eine Handcreme, einen neuen Sport-BH UND einen Textmarker in pink. Wo kann man das schon alles unter einem Dach finden und muss sich dann nur einmal in die Kassenschlange stellen? Genau, im Kaufhaus.

... außer gutem Service

Das einzige, was man in deutschen Kaufhäusern meist vergeblich sucht, ist Verkaufspersonal. Folgendes Szenario wäre wünschenswert: Kund:in, halbnackt und hilflos in der Umkleide, stellt fest, dass die Hose doch 'ne Nummer größer besser wäre. Doch die aufmerksame Verkäuferin hat das Dilemma schon vorausgesehen und bietet diskret durch den Vorhang ihre Hilfe an.

Umsorgt und gut beraten, das ist, zugegeben, meist schon jetzt entweder Vergangenheit – oder eine schöne Utopie, die zusammen mit dem Kaufhaus wohl endgültig sterben wird.

Franco-American actress and dancer Leslie Caron during a fitting for Dior by fashion designer Jorn Langberg (1930 - 2014), UK, 1st April 1968. (Photo by David Cairns/Daily Express/Getty Images)
Zwei Verkäuferinnen, die eine Kundin beraten – in den meisten Kaufhäusern war das vielleicht mal ...Bild: Hulton Archive / David Cairns

Nachhaltiger konsumieren

Bestellt man fünf Dinge unterschiedlicher Warenkategorien bei einem Online-Marktplatz, bekommt man auch mindestens ebenso viele Pakete von verschiedenen Händlern. Alle diese Pakete müssen verpackt und transportiert werden. Abgesehen vom Materialverbrauch und CO2-Ausstoß ist die Bezahlung der Mitarbeiter in der Logistik oft nicht besonders fair, man unterstützt damit also auch noch Lohndumping.

Geht man mit der gleichen Einkaufsliste in ein Kaufhaus, kommt man mit nur einer Tüte wieder raus.

Rolltreppe fahren

Okay, vielleicht nicht der Grund, aus dem die allermeisten Kunden ein Kaufhaus betreten, aber: Aber Spaß macht es doch. Doch egal, ob kleine Kinder oder Mamas mit Kinderwagen – Rolltreppe fahren will gelernt sein! Und wo ließe sich das besser lernen, als an einem Ort, der mindestens doppelt so viele Rolltreppen wie Stockwerke besitzt? Auf und nieder, immer wieder ...

Supermarkt: Aldi, Lidl und Netto kassieren Kritik für neue Preis-Strategie

Bio-Lebensmittel sind bei Verbraucher:innen beliebt. Dass sie oft über die Kasse gehen, zeigt sich auch im Umsatz, den der Lebensmittel-Handel mit den Bio-Produkten macht: Nachdem die Einnahmen 2022 zunächst zurückgegangen waren, sind sie im vergangenen Jahr wieder angestiegen. Besonders Lidl, Aldi und Co. haben dabei vom Bio-Sortiment profitiert. 40 Prozent des Umsatzes fiel auf Discounter – der größte Teil.

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