Nach anfänglichem Höhenflug muss der international tätige Textil-Discounter Primark mittlerweile seit Jahren rückläufigen Umsatz verbuchen. Waren es 2019 in Deutschland noch rund 926 Millionen Euro, wurde im vergangenen Jahr mit 380 Millionen Euro weniger als die Hälfte an Erlösen erzielt.
Bereits im März dieses Jahres wurde daher bekannt gegeben, dass das Textilhandelsunternehmen in Deutschland Filialen schließen muss. Damals war nur von zwei Läden die Rede, nun sollen weitere folgen.
Beschlossen wurde bereits, dass die Filiale im hessischen Weiterstadt Ende Januar 2023 schließen wird und in der Berliner Schlossstraße Ende April kommenden Jahres Schluss sein soll. Die beiden Standorte seien "kommerziell nicht mehr attraktiv" hieß es in einem Statement gegenüber dem Online-Magazin "Stylebook". Das haben "routinemäßige Standortüberprüfungen" ergeben.
Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es in ganz Deutschland noch 32 Primark-Filialen. Der rückläufige Umsatz sowie die Folgen der Corona-Krise und der gestiegenen Energiepreise führen nun dazu, dass der in Dublin ansässige Konzern noch weitere Filialen schließen muss. Eine genaue Zahl ist allerdings noch nicht bekannt.
Grund dafür seien auch Fehlkalkulationen im Hinblick auf den deutschen Martk, wie ein ehemaliger Mitarbeiter des Mutterkonzerns ABF gegenüber der "Wirtschaftswoche" mitteilte: "ABF hat, geblendet von den Anfängen, den deutschen Markt überschätzt. Damit wich der Konzern signifikant von der Strategie ab, die er in anderen Ländern verfolgte." Primark sei in zu viele Städte expandiert, habe zu große Läden gepachtet und zu viel Ware angeboten, erklärt der Insider.
Ein weiterer Grund für die schwachen Zahlen dürfte die Abwesenheit eines Online-Konzepts sein. Die Corona-Pandemie hat den Trend zum digitalen Shopping noch einmal verstärkt, Primark möchte allerdings auch zukünftig auf einen Online-Shop verzichten.
Im Rahmen einer Neupositionierung möchte man dafür Kund:innen mit einem "Click and Collect"-System die Möglichkeit geben, Ware im Internet zu bestellen und vor Ort abzuholen, um das Geschäft "nachhaltig profitabel" zu machen.
Dass der Profit allerdings das einzige ist, was bei Primark nachhaltig sein soll, war bereits regelmäßig Gegenstand der Berichterstattung. Immer wieder stand das Unternehmen in Bezug auf die Produktionsbedingungen in Billiglohnländern, Schadstoffbelastungen in der angebotenen Ware sowie der mangelnden Nachhaltigkeit der angebotenen Textilien in der Kritik.