Ob Hosen, Shirts oder Taschen: Beinahe jeder hat Kleidungsstücke und Accessoires zu Hause, die er oder sie nicht mehr benötigt. Etwa, weil es einfach nicht mehr dem eigenen Geschmack entspricht oder aus anderen Gründen nicht mehr passt. Kein Wunder, dass Online-Flohmärkte boomen. Sie bieten die passende Plattform, um persönliche Gegenstände an andere zu verkaufen. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern bringt den Verkaufenden auch noch zusätzliches Geld.
Eine dieser Plattformen ist Mädchenflohmarkt. Sie war lange Zeit sehr beliebt. Auf ihr findet sich Mode für jeden Geschmack, ob Designerware oder Kleidung und Accessoires für kleines Geld. Doch nun gerät die Plattform massiv in die Kritik. Selbst die Verbraucherzentrale rät Kund:innen mittlerweile davon ab.
Das Prinzip von Mädchenflohmarkt ist einfach. Verkaufende stellen ihre Artikel selbst online. Werden diese verkauft, erhält Mädchenflohmarkt eine Provision von zehn Prozent. Kund:innen zahlen das Geld direkt an die Plattform. Erst wenn sie bestätigen, dass der besagte Artikel angekommen ist, erhält der Verkaufende sein Geld. Offiziell innerhalb von fünf bis sieben Werktagen.
Dieser Vorgang hat lange Zeit größtenteils reibungslos funktioniert. Nun aber seit Monaten offenbar nicht mehr. Auf der Bewertungsplattform Trustpilot hat der einst beliebte Mädchenflohmarkt mittlerweile nur noch eine Durchschnittsbewertung von 2,2 von 5 Sternen (Stand: 22. März 2023). Bedeutet: mangelhaft.
Die allermeisten Bewertungen der vergangenen Monate sind schlecht und nur mit einem Stern versehen. Hauptpunkt der Kritik: Kund:innen, die ihre Artikel über die Plattform verkauften, beschweren sich über die fehlende Auszahlung des Geldes. Von "Abzocke" und "Betrug" ist die Rede.
In einer Bewertung heißt es etwa: "Ich warte nun seit einem Monat auf die Auszahlung meines Verkaufserlöses von 815 Euro". Eine andere Person warte bereits seit über drei Monaten vergeblich auf über 500 Euro.
In den Bewertungen finden sich auch Warnungen wieder: "Finger weg!", schreiben mehrere Personen. Wieder andere kündigen an, gegen Mädchenflohmarkt klagen zu wollen. Zudem bemängeln zahlreiche Personen, dass der Support der Seite auf Anfragen und Beschwerden nicht oder nur unzureichend reagiere.
Dabei galt Mädchenflohmarkt lange Zeit als beliebter Anbieter im Secondhand-Segment, zählte mehr als eine Million Mitglieder.
Was ist also dran an den Vorwürfen? Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg bestätigt dem "Stern" die Zahlungsausfälle. Ihm sei bekannt, dass es bei der Plattform offenbar massive Probleme gibt:
Buttler rät Betroffenen dazu, entweder Strafanzeige zu stellen oder online ein Mahnverfahren zu eröffnen. Warten sollten sie nicht. Er sagt dazu:
Der Verbraucherschützer rät Nutzer:innen außerdem davon ab, zum jetzigen Zeitpunkt noch weiter Artikel über die Plattform zu verkaufen. Zumindest, solange nicht geklärt ist, ob Kund:innen überhaupt noch an ihr Geld kämen. Weit hergeholt ist die Befürchtung in Hinblick auf die Beschwerden und Daten nicht. Laut Unternehmensdaten, auf die sich Buttler bezieht, macht Mädchenflohmarkt seit Jahren deutliche Verluste.
Mädchenflohmarkt selbst entschuldigt sich dafür, nur verzögert auf Beschwerden und Anfragen zu reagieren und begründet dies gegenüber "Stern" mit Überlastung:
Die Vorwürfe zu den Zahlungsausfällen hingegen bestreitet das Unternehmen. Bisher habe es noch keinen einzigen Zahlungsausfall gegeben, beteuert die Online-Second-Hand-Plattform: "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, unsere Prozesse zu verbessern, damit unsere Abläufe schlanker und schneller werden und wir das Vertrauen unserer Kundinnen nicht verlieren." Mädchenflohmarkt sei nicht zahlungsunfähig und befinde sich auch nicht in einem Insolvenzverfahren.
Außerdem entschuldigt sich die Plattform für "die aktuelle Situation" und äußert Verständnis für Verzögerungen. Sie will die verärgerte Kundschaft beruhigen: "Die Auszahlungen an unsere Kundinnen sind vollumfänglich gesichert. Zwar kommt es zu Verzögerungen im Prozess, wir versichern jedoch, dass sämtliche offene Posten beglichen werden."