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Pride Month: die Entstehung des Christopher-Street-Days

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Farbenfroh, schrill und mit politischen Forderungen: Der Weg bis zur Etablierung des heutigen CSD wurde hart erkämpft.Bild: imago images/ Emmanuele Contini
Geschichte

Der Kampf um sexuelle Freiheit: die Geschichte des Christopher-Street-Days

31.05.2023, 16:16
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"Be their voice – and ours" lautet das Motto des diesjährigen CSD in Berlin. Doch nicht nur in Berlin rückt in nächster Zeit die Flagge des Regenbogens wieder mehr in den Fokus: Weltweit ist im Juni Pride Month. Mit queeren Paraden und verschiedensten Veranstaltungen wird damit ein Zeichen für Toleranz und sexuelle Freiheit gesetzt.

Während in den meisten Ländern Ausdrücke wie "Pride Parade" und "Pride Month" üblich sind, wird in Deutschland hauptsächlich von CSD-Paraden gesprochen – eine Abkürzung für den Christopher Street Day.

Die queeren Feste beziehen sich – wie der Name schon nahelegt – auf ein historisches Ereignis, welches sich in der Christopher Street in New York ereignet hat.

Aber was ist da passiert und wie lange reichen die Wurzeln des CSD in die Vergangenheit zurück? Watson hat für euch den geschichtlichen Hintergrund zur Entstehung des CSD zusammengefasst.

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Der historische Ursprung

LGBTQIA+ ist die Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual/Transgender, Queer, Intersexual und Asexual. Der Grundstein für die heutige LGBTQIA+-Bewegung wurde im Jahr 1969 in New York gelegt. Die 70er Jahre waren in den USA eine Zeit des sozialen und kulturellen Umbruchs: Während die Hippiebewegung für Sex, Drugs & Rock 'n' Roll warbt, wurde zeitgleich im ganzen Land gegen den Vietnamkrieg protestiert.

"Gay Power, Gay Power!"
Sprechchöre am Tag des Stonewall-Aufstands

Trotz der damaligen Entstehung eines neuen Zeitgeistes konnten Homosexuelle kaum von ihm profitieren. Offen die eigene Sexualität zu zeigen, konnte für sie gefährlich werden. Denn in vielen Teilen der USA war Homosexualität illegal. Regelmäßig fanden daher in Schwulenbars groß angelegte Razzien statt – die Zeit der "freien Liebe" galt also leider nicht für jede Form der Liebe.

BEFORE STONEWALL, Barbara Gittings and protestors, Philadelphia, circa 1960s, 1984. First Run Features / Courtesy Everett Collection ACHTUNG AUFNAHMEDATUM GESCHÄTZT PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Cop ...
Demonstrant:innen circa 1960, noch vor den Ereignissen des Stonewall-Aufstands.Bild: imago images/Everett Collection

Der Stonewall-Aufstand kennzeichnete eine Zäsur

Der 28. Juni 1969 sollte das jedoch verändern: Als eine Polizei-Razzia in die Schwulenbar Stonewall Inn auf der Christopher Street in New York City eindrang, widersetzten sich Homosexuelle zum ersten Mal. Der Aufstand verlief gewalttätig: Es kam zu tagelang anhaltenden brutalen Kämpfen zwischen Polizeikräften und Demonstrierenden. Zeitzeug:innen zufolge hallten über die Straßen lautstark die Worte: "Gay Power, Gay Power!"

Trotz der Gewalt löste dieser Tag eine der größten Emanzipationsbewegungen weltweit aus – noch heute wird den Stonewall-Unruhen von homosexuellen Aktivist:innen eine mythische Größe zugeschrieben. So hat der Tag symbolischen Charakter. Er zeigt, dass eine Reaktion auf Unrecht den Gang der Geschichte verändern kann.

Die erste große LGBT-Demonstration

Nach diesem ersten Aufstand entstanden immer mehr politische Gruppierungen wie die Gay Liberation Front, die sich für sexuelle Toleranz einsetzen. Zudem bekam das Thema auch in den Medien und der Öffentlichkeit immer mehr Aufmerksamkeit. Razzien in Schwulenbars fanden zwar weiterhin statt, doch Stück für Stück wurde eine andere Form der Sexualität weniger schambehaftet.

Am 28. Juni 1970, ein Jahr nach den Stonewall-Unruhen, fand im New Yorker West Village die erste Demonstration von Schwulen und Lesben statt. Das erste LGBT-Pride-Festival war geboren – und diente als Katalysator für Bewegungen und Veranstaltungen für LGBTQ-Rechte in vielen Teilen der Welt.

Der erste CSD in Deutschland

Bis zur ersten CSD-Parade in Berlin verstrich noch einige Zeit. In Deutschland entstand eine Schwulenbewegung aus einer Studentenbewegung in den 1960er Jahren. Das höchste Ziel: die Streichung des Paragrafen 175, der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte. Vereinzelt fanden queere Demonstrationen statt, der große Durchbruch wie in New York war jedoch noch nicht geschafft. Die Entwicklungen im weit entfernten Amerika hatten zunächst zu wenig Einfluss auf Deutschland. Das begann sich 1979 schließlich zu ändern.

Zu diesem Zeitpunkt machte sich eine gewisse Frustration aufgrund stagnierender Kampfbemühungen innerhalb der Schwulenbewegung breit. Der 10. Jahrestag des Stonewall-Aufstandes bot in Deutschland die Gelegenheit, die nötige Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken.

"Schwule, lasst das Gaffen sein, kommt herbei und reiht euch ein! – Lesben, erhebt euch, und die Welt erlebt euch!"
Forderung des 1. CSD in Berlin

So fand 1979 in Berlin schließlich der erste offizielle Christopher-Street-Day in Deutschland statt. Wie auch heute zogen Demonstrant:innen mit Wägen, Megaphonen und Transparenten durch die Stadt. Ihre damalige Forderung war noch primär auf den gegenseitigen Zusammenhalt gerichtet: "Schwule, lasst das Gaffen sein, kommt herbei und reiht euch ein! – Lesben, erhebt euch, und die Welt erlebt euch!"

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Die Farben des Regenbogens stehen symbolisch für Frieden, Aufbruch und Veränderung. Bild: imago images/ Emmanuele Contin

Nach dem CSD in Berlin zogen weitere Städte nach

Aus Berlin schwappte dieser Kampf nach und nach in weitere deutsche Städte über. In Köln fand der erste offizielle CSD im Jahr 1991 statt und hat sich bis heute zum größten Austragungsort der queeren Parade in Deutschland entwickelt.

Heute gibt es CSD-Events in nahezu jeder deutschen Stadt. Sie sind nicht mehr nur für queere Demonstrant:innen ein fester Programmpunkt im Jahr. Der CSD setzt ein Zeichen für Toleranz, Gleichberechtigung und Vielfalt – eine Botschaft der Liebe, hinter der jeder Mensch stehen kann und sollte.

Boykott von Milka-Schokohasen: Aktivisten wenden sich direkt an Rewe und Edeka

Schon seit Wochen erinnert in den Supermärkten alles an Ostern. Ostereier und Osterschokolade stehen seit Längerem in den Regalen bereit, locken die Verbraucher:innen und landen in zahlreichen Einkaufswagen. Kurz vor den Osterfeiertagen fordern ukrainische Aktivist:innen nun zwei große Supermärkte dazu auf, Schokolade von Milka zu boykottieren. Das betrifft auch den bekannten Milka-Schokohasen.

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