Die asiatische Tigermücke ist zwar nur wenige Millimeter groß – zwischen zwei und zehn – doch kann durch die Krankheitserreger, die sie potenziell überträgt, richtig gefährlich werden. In Europa und auch in Deutschland breitet sich die Mückenart aus Asien immer weiter aus. Nun gilt es, diese Ausbreitung so schnell wie möglich zu stoppen, doch Expert:innen werfen der Politik vor, nicht schnell genug zu handeln.
2007 wurde die Stechmücke zum ersten Mal in Deutschland gesichtet – auf einer Autobahnraststätte in Baden-Württemberg – zehn Jahre später erreichte das Insekt schließlich auch Berlin. Die Mücke kann eine Reihe gefährlicher Tropenkrankheiten übertragen, darunter das West-Nil-Virus, das Gelbfiebervirus, die Erreger der St.-Louis-Enzephalitis, des Dengue-Fiebers und des Chikungunya-Fiebers. Sie steht auch im Verdacht, das Zika-Virus zu übertragen.
Expert:innen sagen jetzt: die Zeit drängt.
"Für die Elimination der bekannten Tigermücken-Populationen gibt es in Berlin nur noch ein enges Zeitfenster", sagt der Epidemiologe Daniel Sagebiel vom Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) zum "Tagesspiegel". Weiter warnt er:
In anderen Bundesländern habe man bereits erfolgreich gegen die Tigermücken-Population vorgehen können, etwa in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, berichtet der Epidemiologe. Nun müsse man auch in der Hauptstadt durchgreifen und es nicht den Gärtner:innen überlassen, sich um das Problem selbst zu kümmern.
Tigermücken haben ihre Brutstätten in offenen Wasserstellen, zum Beispiel in Vasen, Gießkannen oder Regentonnen. Diese Wasserbehälter sollten demnach dringend ausgeleert werden. Um die Mücke auszurotten, kann auch ein larventötendes Bakterium helfen. Doch: "Leider halten es viele Bezirksämter nicht für erforderlich, Larvizide einzusetzen oder auch nur zur Verfügung zu stellen", kritisiert Sagebiel.
In Berlin bestehen bereits dauerhafte Populationen der Tigermücke. Noch ist nicht nachgewiesen worden, dass sie die tropischen Viruskrankheiten in Deutschland übertragen hätten. Die Tigermücke ist allerdings stechfreudiger als vergleichbare heimische Arten. Das macht das Insekt potenziell gefährlicher, sollten doch Krankheitserreger im Umlauf sein.
Aufgrund der Klimakrise könnte die Tigermücke schon in wenigen Jahren die perfekten Lebensbedingungen in Deutschland vorfinden. Dem Robert-Koch-Institut zufolge könnten große Teile Deutschlands bis 2040 für eine Tigermücken-Besiedlung geeignet sein. Durch steigende Temperaturen ist es den Insekten möglich, hierzulande zu überwintern.