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Ärzte streiken für mehr Geld: Das verdienen Mediziner wirklich

ARCHIV - 09.10.2012, Nordrhein-Westfalen, K
Viele Arztpraxen streiken zwischen Weihnachten und Silvester.Bild: dpa / Rolf Vennenbernd
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Ärzte streiken für mehr Geld: Das verdienen Mediziner wirklich

28.12.2023, 14:32
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Das deutsche Gesundheitssystem ist eine der größten Infrastrukturbaustellen, bei der viele kritisieren: Die Strukturen sind zu alt, es ist nicht gerecht und es gibt zu wenig Geld. Besonders der letzte Punkt, das Budget und die Gehälter, sind seit einigen Jahren immer wieder Streitthema.

In diesen Tagen hat daher der Virchowbund, der Verband der niedergelassenen Ärzt:innen in Deutschland, zum Streik zwischen den Feiertagen aufgerufen. Vom 27. bis 29. Dezember hält dieser an. Damit will der Verband womöglich den Druck auf Karl Lauterbach (SPD) erhöhen, bevor es im Januar einen Krisengipfel des Gesundheitsministers mit Vertreter:innen der Hausärzt:innen gibt.

Der Virchowbund fordert unter anderem höhere Honorare für niedergelassene Ärzt:innen. Doch wie berechtigt ist das und was verdienen Hausärzt:innen derzeit?

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Ärzte in Praxen verdienen unterschiedlich viel

Die Praxen niedergelassener Ärzt:innen haben je nach Fachrichtung in Deutschland sehr unterschiedliche Umsätze und Ausgaben. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes lag der Gewinn im Jahr 2021 durchschnittlich bei 336.000 Euro pro Praxis, durchschnittlich bei 233.000.

Radiologiepraxen machten im Jahr 2021 im Schnitt ein Plus von 1,1 Millionen Euro, beziehungsweise von 673.000 Euro im Median. Davon konnten Psychotherapeut:innen nur träumen, ihre Praxen konnten sich lediglich über Erträge von 91.000 Euro im Durchschnitt und 82.000 im Median freuen.

Laut Statistischem Bundesamt gehen von diesen Beträgen jedoch nochmal Kosten für Praxisübernahmen oder verschiedene Versicherungen der Praxisinhaber:innen ab. Was bedeutet das also für die Gehälter der Ärzt:innen?

Diese lagen laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) im ersten Halbjahr 2022 bei ca. 25,5 Prozent des Umsatzes. Wendet man diese Zahlen auf die Durchschnittsumsätze von 2021 an, käme man fachübergreifend auf ein Mediangehalt von 114.000 Euro für niedergelassene Ärzt:innen in Deutschland.

Ärztestreik: Was fordern die Verbände?

Eine Erhebung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hingegen errechnete letztes Jahr ein Durchschnittseinkommen von 86.000 Euro für Ärzt:innen in Praxen. Auch wenn es je nach Fachpraxis auch Ausreißer nach unten gibt, klingt ein Durchschnittseinkommen zwischen 86.000 und 114.000 Euro also erstmal nicht allzu schlecht.

Dennoch fordern der Virchowbund und andere Verbände mehr Geld für die Praxen. Ungefähr 72 Prozent ihrer Einnahmen generierten die Praxen 2021 aus Kassenleistungen. Dieses Geld wird den Praxen unabhängig von der Anzahl an Patient:innen zugestanden. Wer mehr Patient:innen hat als das Budget hergibt, bekommt also nicht mehr Geld von den Kassen.

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Gesundheitsminister Lauterbach ist sich mit vielen Ärzt:innen uneinig.Bild: dpa / Kay Nietfeld

Aufgrund steigender Inflation steigen derzeit auch die Kosten für Behandlungen. Im Zuge dessen stehe den Praxen weniger Geld pro Patientenbehandlung zur Verfügung, kritisiert unter anderem die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV).

Lauterbach fehlt Verständnis für Honorarforderungen

Gesundheitsminister Lauterbach fehlt dennoch das Verständnis für die erneuten kurzzeitigen Streiks. In der ZDF-Sendung "heute journal update" sagte er in der Nacht zum Donnerstag, die Forderungen der Ärzte seien bekannt, man müsse sie nicht nochmal mit einem Streik bekräftigen. Zumal sowieso im Januar ein Gespräch von ihm und Vertreter:innen anstehe und es derzeit eine "riesige Krankheitswelle" gebe.

Lauterbach begründete seine Absage an höhere Honorare vor allem mit dem internationalen Vergleich: Außer in der Schweiz werde in den Praxen in ganz Europa "nirgendwo so gut verdient wie in Deutschland". Bedarf für ein höheres Gehalt hätten eher Pflegekräfte, den Praxen sei vorrangig mit besseren Arbeitsbedingungen, weniger Bürokratie und einer gerechteren Verteilung des Geldes zu helfen.

In seinen Ausführungen berücksichtigte Lauterbach jedoch nicht, dass durch mehr Gelder an die Praxen auch die medizinischen Fachangestellten mehr verdienen könnten. Der Virchowbund kritisiert unter anderem, dass den sogenannten MFAs bisher kein staatlicher Corona-Bonus ausgezahlt wurde.

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