Leben ohne Tampon & Binde: So bewältigen Frauen weltweit die Menstruation
Menstruation, Tage, Erdbeerwoche – Namen für die weibliche Periode gibt es viele, und dank Tampons, Binden, Menstruationstassen und -schwämmchen inzwischen auch einige Optionen, mit ihr umzugehen. "Lass laufen" ist für die wenigsten Frauen oder Transmänner, die auch ihre Periode kriegen, im Alltag praktikabel. Und warum sollte man auch? Schließlich haben wir mittlerweile die Möglichkeit, in der nächsten Drogerie für wenige Euros die nötigen Produkte zu erwerben, um unsere Menstruation vor der Welt zu verheimlichen.
Aber wie macht man das dort, wo es weder die Drogerien noch das nötige Geld für diese Produkte gibt? Wo es kein frei verfügbares laufendes Wasser oder die entsprechenden Entsorgungsmöglichkeiten gibt?
Die internationale Wohltätigkeitsorganisation WaterAid hat in einer Fotoserie auf beeindruckende Weise festgehalten, welche Methoden Frauen in ärmeren Ländern dieser Welt während dieser paar Tage im Monat anwenden, und hat die Bilder und Geschichten dieser Frauen mit uns geteilt.
Saba, 18, aus Pakistan: Alte Stofffetzen
Saba erzählt WaterAid:
Dass ich diesen Stoff verwende, behindert mich bei der Arbeit. Ich kann währenddessen nicht richtig arbeiten, weil ich damit nicht gut laufen kann. [...]
Ich kann es mir nicht leisten, Binden zu verwenden. Das mache ich bloß, wenn ich irgendwo hin muss, aber nicht oft."
Lepera Joyce, 23, aus Uganda: Ziegenhaut-Rock
Ich habe einen speziellen Rock aus Ziegenhaut, den ich während meiner Periode trage. Er ist so geschnitten, dass er hinten dick gefaltet ist. Den Rockzipfel nennen wir 'Abwo'.
Wenn ich meine Periode habe, suche ich mir mit diesem Rock einen guten Ort zum Sitzen, falte den Rockzipfel zwischen meinen Oberschenkeln und warte, bis das Blut hinten in den Rock läuft. [...]
Ist der Blutfluss verebbt, schmiere ich den Rock mit Kuh-Ghee [eine spezielle Art von Kuhmilch-Butter, Anm.] ein. Ich suche mir dafür einen ruhigen Ort, denn niemand darf das Blut sehen. Dann wringe ich das Blut aus dem Rock, als würde ich Wäsche waschen. [...]
Während der Menstruation bleibe ich zu Hause, weil ich dann als unsauber gelte. Ich nehme mir dafür normalerweise drei Tage Zeit."
Limpo, 22, aus Sambia: Getrockneter Kuhdung
Es dauert ein bisschen, bis ich den Dung mit dem Messer richtig geformt habe, sodass er komfortabel in meine Unterhose passt. [...]
Ich lege den Dung nicht direkt auf meine Haut, sondern wickle ihn in ein Stück Stoff [...]. Mir gefällt diese Methode, weil Kuhdung viel Blut aufsaugen kann, ehe er komplett vollgesogen ist.
So kann ich meinen Alltag problemlos bewältigen.
Sobald es vollgesogen ist, entledige ich mich im Privaten davon: Ich grabe ein kleines Loch im Boden und vergrabe es.
In unserer Kultur ist es verboten, dass Männer das zu sehen bekommen."
Nowana, 45, aus Sambia: Getrockneter, pulverisierter Kuhdung im Täschchen
Getrockneter Kuhdung riecht nicht mehr, daher würde nie jemand etwas davon mitbekommen. So können wir diese Methode schon sehr lange nutzen.
Das Geld ist knapp und ich kann es mir nicht leisten, Binden zu kaufen [...]. Ich habe Kinder, die inzwischen selbst Binden bräuchten, und wenn man uns alle zusammenrechnet, wird man sich eingestehen müssen, dass das viel Geld wäre, das wir nicht haben. [...]
Hätte ich die Wahl, würde ich Binden benutzen. Sie sind unkompliziert und bereits fertig; sie brauchen keine lange Vorbereitung wie die Kuhdung-Methode. Wann immer ich heute den Dung benutze, trauere ich in meinem Herzen, weil ich weiß, dass es eigentlich bessere Methoden gibt."
Munyes, 44, aus Uganda: Ein Loch im Boden
So bleibe ich gemütlich sitzen und breite meinen Rock aus. Selbst wenn jemand vorbeikommt, wissen sie nicht, was ich dort tue; es sieht aus, als würde ich mich ausruhen.
Ist es vorbei, fülle ich das Loch mit Erde.
In unserer Karamoja-Kultur sollten andere niemals davon erfahren, wenn eine Frau gerade menstruiert.
Habe ich drei oder vier Tage lang meine Periode, heißt das, dass ich jeden Tag ein neues Loch grabe. Beginnt der Blutfluss in der Nacht, verwende ich ein altes Stück Stoff. Morgens gehe ich dann zum Fluss und wasche es in einem speziellen Schlamm, der das Blut und den Geruch entfernt."
Tamala, 23, aus Malawi: Nyanda, ein Stück Stoff
Ist man verheiratet, darf der Mann keinen dieser Stoffe sehen. Daher werden die Stofffetzen in einer kleinen Plastiktüte aufbewahrt, die man nahe der Decke in einer Ecke des Schlafzimmers aufhängt. So kommt der Mann garantiert nicht in direkten Kontakt mit dem Stoff, selbst dann nicht, wenn die Frau gerade nicht menstruiert. [...]
Nach dem Waschen dürfen wir das Nyanda nur im Schlafzimmer aufhängen, trotz des faulen Gestanks, der entsteht, wenn es nicht mit Seife gereinigt wurde. Es im Schlafzimmer zu trocknen, sorgt außerdem dafür, dass der Ehemann weiß, dass es 'die Zeit im Monat' ist und er sich sexuell von uns fernhalten soll.
Das Reinigen kann für uns und unsere Familien Schwierigkeiten bedeuten, insbesondere im Bezug auf die Hygiene. Um ein benutztes Nyanda zu reinigen, nehmen wir zuerst die Füße und reiben den Stoff am Boden, um ihn nicht mit den Händen berühren zu müssen. Dann waschen wir ihn im Mbiya [ein Tontopf, in dem Wasser gelagert wird, Anm.], was aber heißt, dass danach kein anderes Familienmitglied den Mbiya benutzen darf. Daher brauchen wir meistens zwei Tontöpfe, obwohl sich die meisten Familien nur einen leisten können."
Sangita, 32, Nepal: Wiederverwendbare Binden
Wir müssen darauf achten, sie ordentlich mit Seife zu reinigen und im direkten Sonnenlicht zu trocknen, um die Bakterien abzutöten.
Einweg-Binden sind teuer und können die Umwelt verschmutzen, wenn man sie nicht richtig entsorgt. In einer Wohngegend wie unserer, wo es keine richtige Müllentsorgung gibt, können benutzte Binden unser Trinkwasser kontaminieren. Selbstgemachte, wiederverwendbare Binden sind also sicherer."