Machen wir uns nix vor: Kartoffeln sind der Wahnsinn. Und trotzdem lästern Gesundheitsfanatiker über die Kartoffel: Zur "Sättigungsbeilage" degradiert wird sie an den Tellerrand geschoben, beim Büffet übersehen, zum Steak gegen Gemüse getauscht. Wir wollen nicht satt werden, wir wollen uns ernähren – und dafür scheint die Kartoffel mit ihren leeren Kohlehydraten genauso wenig zu taugen wie ihre Geschwister im Geiste, Nudeln oder Reis.
Mit ein paar wenigen Kniffen mausert sich die Kartoffel allerdings zum wahren Wundermittel. Naja, oder sie wird zumindest gesünder, als ihr Ruf es ihr zugestehen will. Damit du das Beste aus der Knolle holst, solltest du sie nämlich kalt essen – oder einfach erst abkühlen lassen und wieder aufwärmen, um sie dann erst zu verzehren. Warum? Wir zeigen es dir:
Ja, tatsächlich: Wenn Kartoffeln kalt werden, haben sie weniger Kalorien. Dasselbe gilt übrigens für Nudeln, Reis und weitere, stärkehaltige Lebensmittel.
Der Grund: Kartoffeln enthalten besonders viel Stärke, und die zählt zu den Kohlehydraten – einer wichtigen Energiequelle für den Körper. Kühlt die Stärke in den Kartoffeln allerdings ab, wird sie zu Teilen unverdaulich: Kalte Kartoffeln haben im Schnitt zehn Prozent weniger Stärke.
Wenn die Stärke vom Körper nicht verdaut wird, nimmst du weniger Kalorien auf. Streng genommen verpuffen einige der Kalorien in der Kartoffel also nicht einfach – aber du kannst sie nicht verwerten.
Wie schon erwähnt, gilt das auch für Nudeln, Reis und weitere stärkehaltige Lebensmittel. Wenn du also Kalorien sparen willst, solltest du diese Lebensmittel lieber kalt essen. Und kannst dir den Salat sparen.
Der Effekt setzt übrigens auch ein, wenn man Kartoffeln vom Vortag wieder erhitzt, zum Beispiel, um Bratkartoffeln zu machen. Der Trick zum Kaloriensparen hilft dann allerdings natürlich nur, wenn du deine Kartoffeln nicht in der Bratpfanne in Öl ertränkst.
Da Stärke durch das Erkalten unverdaulich werden kann – dann auch resistente Stärke genannt – zählt sie in diesem Zustand zu den Ballaststoffen. Und diese wiederum sind besonders wichtig für die Darmflora.
Laut der Ärztin und Autorin des Buchs "Darüber spricht man nicht", Yael Adler, helfen Ballaststoffe deinem Darm, Mikronährstoffe aus der Nahrung zu lösen, ins Blut abzugeben und gesundheitsförderliche Bakterien zu vermehren. Im Gespräch mit watson empfiehlt sie, neben fermentierten und anderen ballaststoffreichen Lebensmitteln, auch kalten Kartoffelsalat zu sich zu nehmen.
Kalte, resistente Stärke macht länger satt – genauso, wie das auch bei anderen, ballaststoffreichen Lebensmitteln der Fall ist. Bevor du also die Riesenportion frisch frittierte Pommes in dich reinschaufelst, solltest du überlegen, ob du vielleicht mehr vom Kartoffelsalat hast – auch wenn Pommes vielleicht noch einen Tacken besser schmecken.
Am Beispiel der Kartoffel zeigt sich mal wieder: Vor allem beim Thema Ernährung ist nicht alles immer nur schwarz oder weiß, gesund oder ungesund. Die Art der Zubereitung macht in diesem Fall den entscheidenden Unterschied. In diesem Sinne: Ran an den Kartoffelsalat!
(ak)