Das charakteristische Zischen und die vielen kleinen Gaspatronen auf den Straßen lassen mittlerweile keinen Zweifel mehr: Die Party-Droge Lachgas ist in Deutschland auf dem Vormarsch und treibt Politik, Medizin und Gesellschaft die Sorgenfalten auf die Stirn.
Inhaliert wird die Substanz durch Luftballons, die vorher mit Lachgas-Kartuschen befüllt werden. Obwohl das sogenannte Distickstoffmonoxid bislang nicht als Droge eingestuft und entsprechend frei verkäuflich ist, kann es keineswegs als harmlos bezeichnet werden. Der regelmäßige Gebrauch kann zu Vitamin-B12-Mangel und sogar zu einer dauerhaften Nervenschädigung führen.
Setzt man den Ballon während des Konsums nicht zwischendurch ab, um normal Luft zu holen, kann es zu einem Sauerstoffmangel im Gehirn und in den Organen kommen.
In Deutschland wird deshalb inzwischen über strengere Regulierung und Verkaufseinschränkungen diskutiert. Andere Länder sind dabei schon viel weiter.
Eigentlich wird Lachgas als Narkosemittel verwendet. Die Nutzung als Freizeitdroge hat in den vergangenen Jahren jedoch stark zugenommen.
Der Effekt in der Regel: starke Euphorie, aber auch Benommenheit und Halluzinationen. Der Rausch setzt unmittelbar nach dem Inhalieren ein und hält von ein paar Sekunden bis zu drei Minuten an.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will deshalb rasch für strengere Regeln sorgen, um den Verkauf von Lachgas als Partydroge besonders an junge Leute einzudämmen. "Wir werden schnell mit einer Regelung kommen", sagte der SPD-Politiker vergangenen Freitag im "Morgenmagazin" der ARD.
Als eine Möglichkeit nannte er einen Vorschlag aus Niedersachsen, Lachgas in die Liste von psychoaktiven Stoffen aufzunehmen, mit dann sehr strengen Regeln für den Verkauf. Ein Verbot hält der Minister nicht für möglich, weil Lachgas auch industriell genutzt wird.
In Großbritannien ist hingegen allein der Besitz von Lachgas seit dem vergangenen November illegal. Auch in den Niederlanden gilt die Droge seit Anfang 2023 als Betäubungsmittel und wurde verboten. Wiederholungstäter:innen drohen bis zu zwei Jahre Haft. Lachgas-Konsum kann auch mit einer Geldstrafe in unbegrenzter Höhe bestraft werden. Aber auch "mildere Strafen" wie eine Gemeinschaftsstrafe oder eine Verwarnung im Strafregister sind möglich.
Lachgas ist nach Angaben des britischen Innenministeriums die am dritthäufigsten konsumierte Droge bei 16- bis 24-Jährigen in England. Der Polizei würden immer mehr Vorfälle gemeldet, bei denen Lachgas eine Rolle spiele, etwa "einschüchternde Versammlungen" sowie weggeworfene Kanister auf den Straßen.
Wer aber mit Lachgas dealt oder es herstellt, der kommt nicht so einfach davon: Bis zu 14 Jahre Haft drohen dafür. Nur Personen mit einem berechtigten Grund, wie zum Beispiel dem Einsatz als Schmerzmittel während der Wehen oder in der Gastronomie, sind von dem Verbot ausgenommen.
Auch Dänemark hat vergangenes Jahr die Regeln für den Besitz und Verkauf von Lachgas verschärft. Seitdem ist es in dem nördlichsten deutschen Nachbarland verboten, das Gas im öffentlichen Raum bei sich zu tragen, sofern man es nicht gewerblich gebraucht.
Zu diesem zählen unter anderem Festivals, Kneipen, Diskotheken, Straßen, Parks und Einkaufszentren, aber auch Schulen und andere Bildungseinrichtungen.
Bei Verstößen droht hier ein Bußgeld in Höhe von 3000 bis 5000 Kronen (400 bis 670 Euro). Auch der Verkauf zum Zwecke der Berauschung und generell an Minderjährige wird verboten. Gerade unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird Lachgas in Dänemark seit einigen Jahren häufig als Rauschmittel verwendet.
Die Polizei in Paris hatte Minderjährigen den Konsum und das Mitführen von Lachgas in Teilen der Stadt vergangenes Jahr für mehrere Monate verboten. Auf den Champs Élysées, rund um den Eiffelturm, auf großen Plätzen sowie in Parks und Dutzenden Straßen war die Droge von Mai bis Ende Juli auf Anordnung der Präfektur tabu.
Der Konsum von Lachgas sei nach Tabak und Alkohol auch hier das inzwischen am dritthäufigsten konsumierte Suchtmittel, führte die Polizei damals an. Die Dimension habe sich gezeigt, als im Sommer zuvor im Großraum Paris 14 Tonnen an Lachgaskartuschen beschlagnahmt wurden. Der Missbrauch von Lachgas habe bei jungen Menschen stark zugenommen und habe gravierenden Gesundheitsfolgen.
Für Aufsehen hatte auch der Fall einer jungen Autofahrerin gesorgt, die auf der Prachtallee unmittelbar nach dem Konsum von Lachgas vier Fußgänger überfahren und schwer verletzt hatte. Die Frau hatte sich vor einer roten Ampel beim Konsum des Lachgases gefilmt.
(mit Material der dpa)