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Gesundheit & Psyche
25.07.2019, 16:2725.07.2019, 16:27
Man könnte beim Blick auf diese Zahlen auf die
Idee kommen, die deutsche Gesellschaft hätte über die Jahre einen
heftigen seelischen Knacks erlitten:
- 1997 fiel im Schnitt jeder Arbeitnehmer rund 0,7 Tage im Jahr aus, weil ein psychisches Problem bei ihm diagnostiziert wurde.
- Inzwischen fehlen Arbeitnehmer 2,5 Tage pro Jahr wegen Seelenleiden. Die Zahlen hat die DAK-Gesundheit am Donnerstag veröffentlicht.
In ihrem "Psychoreport 2019" hat die Krankenkasse die Fehltage
ihrer Versicherten in den vergangenen 20 Jahren ausgewertet. Demnach
haben die Krankschreibungen von Arbeitnehmern wegen psychischer
Leiden im Jahr 2017 einen Höchststand erreicht.
Woran liegt das?
Wird
unsere Arbeitswelt immer brutaler? Oder macht uns der Alltag heute
eher psychisch krank als früher?
Nicht unbedingt, findet DAK-Vorstandschef Andreas Storm: "Vor
allem beim Arzt-Patienten-Gespräch sind psychische Probleme
heutzutage kein Tabu mehr." Deshalb werde auch bei Krankschreibungen
offener damit umgegangen. Diese Einschätzung wird von der Deutschen
Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und
Nervenheilkunde (DGPPN) geteilt. Linke, Grüne und der Deutsche
Gewerkschaftsbund verweisen dagegen auch auf einen gestiegenen
Arbeitsstress als Ursache.
Über den Gesamtzeitraum der DAK-Untersuchung hinweg fehlten
Arbeitnehmer am häufigsten wegen der Diagnose Depression. Dahinter
folgen sogenannte Anpassungsstörungen – diese treten zum Beispiel
nach schweren Schicksalsschlägen auf oder nach einschneidenden
Veränderungen im Leben. Danach kommen neurotische Störungen und
Angststörungen. "Burn-Out" spielt kaum eine Rolle. Seit 2012 habe
diese Diagnose im Krankheitsgeschehen deutlich an Relevanz verloren,
heißt es.
Unumstritten sei, dass die Enttabuisierung psychischer
Erkrankungen einen wesentlichen Anteil am Anstieg der Krankmeldungen
habe, sagte eine DGPPN-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
"Dass heutzutage offen über psychische Erkrankungen gesprochen werden
kann, ist aus Sicht der DGPPN sehr zu begrüßen". Der Verband fordert
allerdings mehr Früherkennung und Prävention, denn die meisten
psychischen Erkrankungen manifestierten sich bereits in den ersten
Lebensjahrzehnten.
Das kann die Politik tun
Dass es nur daran liegt, dass die Leute heute psychische Probleme
eher zugeben, glaubt Jutta Krellmann, die arbeitsmarktpolitische
Sprecherin der Linksfraktion, nicht. Ihrer Ansicht nach ist das
Berufsleben stressiger geworden. "Viele Beschäftigte können ein
trauriges Lied davon singen. Das darf nicht heruntergespielt werden",
sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Krellmann forderte eine
Anti-Stress-Verordnung und entsprechende Arbeitsschutzkontrollen in
den Unternehmen.
So eine Verordnung fordert auch der Deutsche Gewerkschaftsbund
(DGB). Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sagte: "Der Gesetzgeber
muss endlich handeln und darf nicht weiter tatenlos zuzusehen, wie
Millionen Beschäftigte durch schlechte Arbeitsbedingungen einem
Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind". Eine Umfrage im Auftrag der
Versicherung Swiss Life hatte kürzlich ergeben, dass
sich fast zwei Drittel der arbeitenden Bevölkerung im Job gestresst
fühlen.
Frauen häufiger krank als Männer
Diskutiert wird über dieses Thema seit einiger Zeit auch unter
dem Schlagwort "Work-Life-Balance". In diese Richtung zielt die
Forderung der gesundheitspolitischen Sprecherin der Grünen-Fraktion
im Bundestag, Maria Klein-Schmeink. "Wir müssen Rahmenbedingungen
schaffen, die eine gesunde Lebensweise und Zeiten des Miteinanders
ermöglichen und Arbeitsprozesse entschleunigen." Hier seien die
besonders die Arbeitgeber gefragt. Nicht hinnehmbar seien außerdem
Wartezeiten von über drei Monaten für ein Erstgespräch beim
Psychotherapeuten und fehlende Anlaufstellen bei akuten Krisen.
Der DAK-Report zeigt, dass die Zahl der Fehltage wegen
psychischer Erkrankungen mit dem Alter kontinuierlich zunimmt. Frauen
sind demnach deutlich häufiger wegen Seelenleiden krankgeschrieben
als Männer. Besonders betroffen sind Beschäftigte in der öffentlichen
Verwaltung und im Gesundheitswesen. Im Ländervergleich sind die
Bayern am wenigsten wegen psychischer Probleme krank (1,9 Fehltage
pro Versichertem im Jahr 2018), die Saarländer am häufigsten (3,1
Fehltage).
(ts/dpa)
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