Wer plötzlich mit Husten, Schnupfen und Abgeschlagenheit zu kämpfen hat, denkt vermutlich zuerst an eine Erkältung oder eine Corona-Infektion. Aber dem muss nicht so sein. Denn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt seit Dezember 2023 in Deutschland und Europa einen "ungewöhnlichen und unerwarteten Anstieg" von Ornithose-Fällen fest, besser bekannt als Papageienkrankheit.
Zwar befinden sich die Krankheitsfälle insgesamt noch immer auf niedrigem Niveau, aber der Anstieg ist auch hierzulande stärker – und damit untypisch: Im Dezember wurden bereits fünf bestätigte Fälle gemeldet, im Januar und Februar 2024 sind sechs weitere dazugekommen.
Und das sind nur die offiziell erfassten Fälle: Das Robert Koch-Institut (RKI) vermutet, dass nur diejenigen in der Statistik auftauchen, die so schwer erkrankt sind, dass sie speziell auf den Erreger getestet wurden. Denn vereinzelt kommt es auch zu schweren Erkrankungen mit Lungenentzündung.
Warum es einen plötzlichen Anstieg von Fällen der sogenannten Papageienkrankheit gibt, ist den Gesundheitsbehörden zufolge unbekannt. Allerdings gibt es Vermutungen darüber, womit das zusammenhängen könnte:
Dem medizinischen Handbuch "MSD Manual" zufolge ist die Papageienkrankheit eine seltene Infektionskrankheit, die durch ein Bakterium ausgelöst wird, das vorwiegend bei Vögeln zu finden ist. Dazu zählen Hausvögel wie Papageien, Aras und Wellensittiche, aber auch Tauben, Hühner und Truthühner.
Allerdings kann die Krankheit auch bei Hunden, Katzen, Kühen, Schafen und Ziegen auftreten. Wir Menschen infizieren uns in der Regel, indem wir Staub der Vogelfedern oder des Kots infizierter Vögel einatmen, auch über einen Biss eines erkrankten Vogels kann es zur Ansteckung kommen. Entsprechend gefährdet sind vor allem Vogelbesitzer:innen sowie Mitarbeiter:innen in Zoos oder Hühner-Züchter:innen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist laut dem RKI hingegen äußerst selten.
Wer sich mit der Papageienkrankheit infiziert, entwickelt zunächst grippeähnliche Symptome: Betroffene leiden häufig eine bis drei Wochen nach der Infektion an Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit und Appetitlosigkeit. Im weiteren Krankheitsverlauf entwickelt sich ein trockener Husten, durch den es zu einem grünlichen Auswurf kommen kann. Wer solche Symptome entwickelt, sollte schnellstmöglich zu einem Arzt oder einer Ärztin gehen. Die Papageienkrankheit ist in Deutschland meldepflichtig.
Wie schwer jemand erkrankt, ist, wie bei Corona auch, unterschiedlich und abhängig vom allgemeinen Gesundheitszustand, aber auch dem Zustand des Lungengewebes. Denn: Eine Infektion mit der Papageienkrankheit kann eine Lungenentzündung auslösen und auf andere Organe wie beispielsweise das Herz übergreifen.
Wird die Krankheit aber rechtzeitig diagnostiziert, ist sie mit Antibiotika behandelbar.
Nach der derzeitigen Datenlage stuft die WHO das Gesundheitsrisiko für Menschen als gering ein. Allerdings wird die Entwicklung weiter engmaschig beobachtet, die betroffenen Länder haben ihre epidemiologischen Überwachungsmaßnahmen verstärkt. Auch Proben von Wildvögeln werden vermehrt untersucht, um eine mögliche Häufung von Fällen schnellstmöglich identifizieren zu können.