Während der Arbeitszeit auf Toilette zu gehen, sollte selbstverständlich sein. Solange du nicht gerade in der Gehaltsverhandlung aufspringst und aufs Örtchen rennst oder eine OP am offenen Herzen unterbrichst, ist die Klo-Pause auch kein Vorfall, der weiter diskutiert werden sollte.
Dennoch kommt es immer wieder zu Vorfällen, bei denen sich Arbeitgeber über ausgiebige Toiletten-Pausen ihrer Mitarbeiter beschweren. Schließlich werden die Gänge während der Arbeitszeit vorgenommen und gelten offiziell nicht als Pause.
Ein britischer Unternehmer will mit seinem Produkt nun die Lösung dafür gefunden haben, wenn der Kollege zu viel Zeit auf dem Lokus verbringt: eine unbequeme Toilette, auf der Arbeitnehmer nur wenige Minuten sitzen können. "StandardToilet" heißt das Klo, dessen Schüssel 13 Grad abgeneigt ist – damit es sich so gemütlich sitzt wie auf einer abschüssigen Skipiste.
Auf der Website des Herstellers heißt es, die Industrie in Großbritannien verliere jedes Jahr 4 Milliarden Pfund (etwa 4,7 Milliarden Euro), weil Arbeitnehmer so lange Pausen machen würden. Ob der Schaden speziell durch Klo-Pausen zustande käme, steht nicht mit dabei.
Der britischen Online-Plattform "Wired" gegenüber sagt der Erfinder von "StandardToilet", Mahabir Gill, dass er in seiner Arbeit als Berater ständig schlafende Mitarbeiter auf Toiletten angetroffen habe. Auch in seiner Freizeit sei er genervt gewesen. Wenn er unterwegs mal musste, wäre die Schlange an öffentlichen Toiletten immer so lang gewesen, weil die Leute zu viel Zeit auf dem Pott verbrachten.
So entstand die Idee zu "StandardToilet": Die leicht abgeneigte Sitzfläche sei gesundheitlich unbedenklich, aber gerade unbequem genug, um nicht drauf einzuschlafen oder sich eine halbe Stunde lang in Insta-Storys zu vertiefen. Denn das würde ganz schön in die Oberschenkel gehen.
Zudem soll "StandardToilet" Hämorrhoiden vorbeugen und die Beckenbodenmuskulatur unterstützen. Vor allem aber geht es darum, Arbeitgeber zu unterstützen. Daraus macht Gill kein Geheimnis – bei "Wired" sagt er:
Dass ein Arbeitgeber mithilfe von Produkten wie "StandardToilet" den Toilettengang seiner Mitarbeiter nahezu kontrolliert, ist grenzwertig. Wie oft und wie lange du ums Eck gehst, darf dein Vorgesetzter nicht festlegen, denn das würde das Persönlichkeitsrecht verletzten.
Außerdem ist ein Gang ins Bad in der Regel nur eine kurze Unterbrechung der Arbeitszeit und gilt nicht als Pause. Ähnlich, wie wenn du kurz deine Augen entspannst und mal zwei Minuten nicht auf den Bildschirm starrst. So heißt es auf der Website der Kanzlei Hasselbach:
Solltest du allerdings sehr lange in der Toilette bleiben, zum Beispiel um zu telefonieren oder tatsächlich um ein Nickerchen zu halten, könnte das Stress mit dem Chef geben. Lohnkürzung oder im schlimmsten Fall Kündigung könnten drohen. Das passiert allerdings nur im Extremfall. Auf der Seite der Rechtsanwälte Hasselbach heißt es dazu:
Auch muss dein Arbeitgeber nachweisen können, dass du zu viel Zeit im Bad verbringst. Grundlos rund um die Uhr überwachen, gar noch mit Chip-Karten oder Videokamera, ist nicht zulässig. Stichproben in Form von Protokollen sind allerdings möglich, schreibt die Kanzlei Hasselbach.
Aber mal ehrlich: Wenn dein Chef misst, wie lange du auf dem Klo bist, oder geschweige denn eine "StandardToilet" anbringt, willst du dir womöglich eh überlegen, ob du da noch arbeiten willst. Wessen Mitarbeiter eine unbequeme Toilettenschüssel im Büro brauchen, um sich nicht vor der Arbeit drücken zu können: Der sollte vielleicht die Arbeitsweise im Unternehmen ändern.
(ak)