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Impfen: Krankenschwester schreibt, wieso Grippeimpfung dringend nötig ist

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Offener Brief von Krankenschwester: Lass dich verdammt nochmal gegen Grippe impfen

"Hey, A****loch, bei der Grippeimpfung geht es nicht um dich."
17.10.2019, 07:45
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Wenn dich jetzt jemand fragen würde, wo dein Impfbuch ist, wüsstest du die Antwort?

Wenn deine Eltern so wie meine waren, damm war das mit dem Impfen ganz simpel: Alle paar Jahre schleiften sie mich zu meiner Kinderärztin, es machte einmal (oder mehrmals) piks, die Sache war erledigt, ich geschützt. Inzwischen liegt das Impfen allerdings in meiner Verantwortung – und ich muss zugeben, dass ich meiner Ärztin nicht so regelmäßig einen Besuch abstatte, wie ich vielleicht sollte.

Damit bin ich nicht allein. Insbesondere in den vergangen Jahren wird weltweit darüber diskutiert, ob Impfungen überhaupt nötig seien. Eine ehemalige Impfgegnerin erzählte auf watson, wieso sie ihre Meinung änderte.

Vor allem die jährliche Grippeschutzimpfung ist heftig umstritten, bietet sie doch gegen den meistverbreiteten Virenstrang nur eine 61-prozentige Schutzwahrscheinlichkeit. Besonders gefährdeten Personengruppen – u. a. Menschen über 60, Schwangeren, medizinischem Personal – wird die Impfung dennoch von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfohlen. Meist sind solche Empfehlungen in einem sehr nüchternen Ton geschrieben. Eine Krankenschwester aus North Dakota, USA, wählte für ihren Facebook-Post emotionalere Worte – und ging mit ihrem Appell, jeder solle sich gegen die Grippe impfen lassen, viral.

Amanda Bitz arbeitet als Krankenschwester in den Staaten.

Und anstatt die ihr wichtige Message – lasst euch impfen – in langatmige Ausführungen zu Studien und ausschweifende Wiederholungen dessen, was wir alle schon tausendmal gelesen haben, zu verpacken, fiel sie in ihrem Post mit der Tür ins Haus. "Hey, A****loch, bei der Grippeimpfung geht es nicht um dich", beginnt ihr offener Brief. Die Übersetzung des englischen Beitrags findest du unter dem Post.

Sie schreibt:

"Gestern Abend habe ich einen Post auf Facebook geteilt, in dem stand: 'Hey, A****loch, bei der Grippeimpfung geht es nicht um dich.' Während ich hier nun sitze und versuche, jedes Bisschen Koffein vor der Nachtschicht aufzunehmen, dachte ich mir, ich sollte das etwas weiter ausführen.
Die Impfung ist gegen Influenza, die Grippe, eine schwere Erkrankung der Atemwege, die zum Tod führen kann. Habt ihr sie je gehabt? Ich schon, und sie ist schrecklich. Hohes Fieber, jeder Knochen, jeder Muskel tut weh, und ganz egal, wie sehr du es auch versuchst, du bekommst einfach nicht genug Luft.
Du lässt dich nicht immer für dich selbst gegen die Grippe impfen, sondern für die um dich herum.
Für die Großeltern, deren Körper nicht mehr sind, was sie einst waren, und die eine Krankheit nicht mehr so einfach abschütteln können wie damals, als sie jung waren.
Für den 30-Jährigen mit HIV oder AIDS, dessen Immunsystem geschwächt ist.
Für die 25-jährige Mutter von drei Kindern, die Krebs hat. Wegen der Chemotherapie hat sie absolut kein Immunsystem mehr.
Für das neugeborene Baby, das gerade das Licht der Welt erblickt hat und noch nicht stark genug ist, um Infektionen selbst abzuwehren.
Für die Krankenschwestern und Ärzte, die sich um dich kümmern. Wenn sie krank werden, können sie nicht mehr arbeiten und sich um die zahllosen Patienten kümmern, die sie brauchen.
Für den 50-jährigen Ehemann, der wegen seiner chronischen Krankheit Medikamente nehmen muss, die wiederum sein Immunsystem schwächen.
Für die schwangere Frau, die jahrelang versucht hat, schwanger zu werden, und jetzt für ihr ungeborenes Baby gesund zu bleiben versucht.
Für den alleinerziehenden Vater, der sich nicht noch öfter krankmelden kann und sich um seine Kinder kümmern muss.
Für den 7-jährigen Jungen, der nur mit seinen Freunden spielen möchte. Der aber eine Krankheit hat, die ihn anfälliger für Infektionen macht, weswegen er zu Hause bleiben muss.
Bei der Grippeimpfung geht es NICHT immer nur um dich. Es geht auch darum, die Menschen um dich herum zu schützen, die es selbst nicht immer können.
Ich war schon mit im Zimmer, während ein Patient an der Grippe verstorben ist. Ich habe zugesehen, wie Patienten wegen der Grippe kaum Luft bekamen. Ich habe mir den Arsch aufgerissen, um Schmerzmittel, warme Decken, Zerstäuber etc. zu besorgen, damit es dem Patienten besser geht und er/sie weiter gegen diese schlimme Atemwegserkrankung kämpfen kann.
Herdenimmunität ist ein Fakt. Dass die Grippe Menschen tötet, ist ein Fakt. Dass du dich impfen lässt, sollte ebenfalls ein Fakt sein.
– Schwester Bitz"

Die Reaktionen auf ihren Post waren... durchwachsen.

Auch in den Vereinigten Staaten tobt bis heute eine hitzige Debatte zwischen Impf-Befürwortern und Impf-Gegnern. Vertreter beider Seiten kommen unter Bitz' Post zusammen. Über 6.000 Kommentare haben sich aktuell bereits angesammelt; viele von ihnen stammen von empörten Impf-Gegnern, die beispielsweise behaupten, im Impfstoff seien "Affenzellen" und "abgetriebene Föten" enthalten.

Dass Bitz' Post inzwischen aber auch über 60.000-mal gelikt und 90.000-mal geteilt wurde, lässt vermuten, dass der Großteil der Krankenschwester zustimmt: Die Herdenimmunität, von der sie spricht und die bedeutet, dass der eigene Impfschutz die Infektion jener verhindert, die sich nicht impfen lassen können, können wir nur erreichen, indem wir uns spritzen lassen. Am besten jetzt. Denn Oktober und November sind der Beginn der Grippe-Saison.

Alle Informationen zur (Grippe-)Impfung gibt es auf impfen-info.de.

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