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Chinas Antwort auf sinkende Heiratsraten? Staatlich verordnetes Dating

Young man and young woman dating in cafe
Der chinesische Staat will seine Bürger zum Dating ermuntern.Bild: iStockphoto / bo1982
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Chinas Antwort auf sinkende Heiratsraten? Staatlich verordnetes Dating

28.03.2023, 07:40
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China kämpft seit 2013 mit abnehmenden Heiratsraten – die Stadt Guixi hat nun eine mögliche Lösung gefunden: eine staatlich finanzierte Partnerbörse in Form einer App.

Die Plattform mit dem bezeichnenden Namen "Guixi Palm" verwendet Backgrounddaten (die im Besitz der Provinzbehörden sind) von Singles und verkuppelt ihre Nutzer anhand dieser. Die App soll gar eine Funktion für das Organisieren von Blind Dates beinhalten, so die Staatszeitung "China Youth Daily".

Die Einführung dieser App ist Teil einer groß angelegten Kampagne in der ganzen Provinz Jiangxi im Osten Chinas. In Gao'an, einer anderen Stadt in JInagxi, organisierten die Behörden ein "Dating-Event", bei dem sich lokale Singles in traditionellen Kleidern treffen sollten, um "sich näherzukommen, während sie die Tiefgründigkeit der chinesischen Kultur spüren konnten". Laut Berichten tauchten an die 100 junge Singles auf.

Seit rund zehn Jahren kämpft China mit sinkenden Heiratsraten. Der Höhepunkt wurde 2013 erreicht, damals heirateten im ganzen Land 23,9 Millionen Menschen. 2019 waren es gerade noch 13,9 Millionen. Ein Rückgang um 41 Prozent. Auch verändert sich das Alter bei der Hochzeit: Zwischen 1990 auf 2016 stieg das Alter bei Frauen von im Schnitt 22 auf 25 und bei Männern von 24 auf 27 Jahre an.

Mit der Eherate einher geht auch die Geburtenrate. Während China im letzten Jahrhundert noch die Ein-Kind-Politik verfolgte, um die Geburtenrate zu senken, ist sie mit 1,58 Geburten pro Frau so tief wie noch nie. Im Vergleich: In Deutschland liegt die Geburtenrate bei 1,58, in den USA bei 1,64.

"Heiraten ist wie ein Glücksspiel."
Weibo-Nutzer

Die Gründe für die Heiratsmüdigkeit der Chinesen sind vielseitig. Zum einen herrscht vor allem in ländlichen Gebieten immer noch die Praxis der "Brautpreise" vor: Traditionell bietet der potenzielle Bräutigam der Familie der Braut dabei eine hohe Geldsumme an, um sie heiraten zu dürfen. Offiziell ist diese Tradition verboten, aber tatsächlich ist sie immer noch weit verbreitet. Eine (inoffizielle) nationale Studie besagte 2022, dass die "Brautpreise" in der Provinz Jiangxi im Durchschnitt 380.000 Yuan (51.512 Euro) betrugen.

Zum anderen schrecken die hohen Hürden bei Scheidungen junge Chinesinnen und Chinesen vor der Heirat ab. Laut einem neuen Gesetz muss ein Paar, das sich (mit beidseitigem Einverständnis) scheiden lassen will, eine 30-tägige "Bedenkzeit" verstreichen lassen, mit dem Ziel, dass man es sich anders überlegt. Nach Ablauf dieser Frist muss die Scheidung erneut eingereicht werden.

Anwälte berichten aber, dass eine Bewilligung dann aber keineswegs in jedem Fall erteilt wird. Vielmehr sei es willkürlich. Ein Weibo-Nutzer beschreibt die Situation so:

"Heiraten ist wie ein Glücksspiel. Das Problem ist, dass arme Menschen es sich nicht leisten können. Darum habe ich mich dazu entschieden, daran nicht teilzunehmen."

(cpf)

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