Dating im 21. Jahrhundert, das bedeutet Swipen, Liken und vor allem viel über sich preisgeben. Ob Lieblingsessen, sexuelle Vorlieben oder Kindheitsträume: Die zahlreichen Apps, die sich mit unserem Liebesleben beschäftigen, wissen viele Details über uns.
Die verwendeten Parameter und Profilfragen variieren jedoch je nach benutzter App. Bei der vor allem unter homosexuellen Männern beliebten Anwendung Grindr etwa gibt es die Möglichkeit anzugeben, ob eine Person HIV-positiv getestet wurde. Doch diese Daten scheinen vom Unternehmen nicht vertraulich behandelt zu werden.
Einer Recherche von "ZDF heute" zufolge werden sensible Daten wie eben der HIV-Status durch Grindr mit Drittunternehmen geteilt. Demnach verkündete die App diesen Vorgang auch in ihren neuen Datenschutzrichtlinien.
Konkret gehe es etwa um einen technischen Dienstleister, der zum Online-Versandriesen Amazon gehört. Außerdem sei ein Unternehmen involviert, das den Kundensupport der App abwickelt und ebenfalls auf die Daten von Grindr Zugriff habe.
Ein Grindr-Sprecher versicherte gegenüber dem ZDF die zuverlässige Verschlüsselung der sensiblen Daten aus der App. "Amazon Web Services kann nicht auf die Daten zugreifen, die wir bei ihnen hinterlegen", unterstrich er bezüglich der Drittunternehmen.
Datenschützer:innnen raten generell davon ab, gesundheitssensible Daten in sozialen Netzwerken und Dating-Apps zu teilen. "Diese Daten sind so hochsensibel und schutzwürdig, dass ich eine Erhebung verantwortungslos finde", erklärte auch Anke Domscheit-Berg, digitalpolitische Sprecherin der Linken.
Grindr stand in der Vergangenheit bereits in der Kritik, weil sich unter den queeren Nutzenden eine erhöhte Verfolgungsrate abzeichnete. Zuletzt wurde ein Vorfall bekannt, in dem eine amerikanische Organisation Daten der App kaufte, um die Sexualität queerer katholische Priester herauszufinden.
Durch die Preisgabe der Daten zum HIV-Status könnte die Diskriminierung der Nutzer:innen noch weiter fortschreiten. Vor allem Mitgliedern der queeren Community, die in der Öffentlichkeit nicht geoutet sind, sollten laut Expert:innen auf die Angabe gesundheitssensibler Daten verzichten.
Aufgrund des Unternehmenssitzes in den USA besteht aus Sicht des Datenschutzes insgesamt weniger Sicherheit als bei europäischen Apps. Jedoch kommen die meisten anderen Dating-Apps ebenfalls aus den USA. Bei Grindr hatte die Stiftung Warentest bereits 2018 den laschen Datenschutz in der App angemahnt.
Im Dezember vergangenen Jahres hatte zudem eine norwegische Behörde wegen fehlendem Datenschutz eine Verwaltungsstrafe in Höhe von sechs Millionen Euro gegen Grindr verhängt. Nutzer:innen klagen zusätzlich darüber, dass implementierte Sicherheitsfunktionen, wie es sie bei anderen Dating-Apps etwa in Form von Foto-Verifikation gibt, bei Grindr noch immer fehlen.
Grindr verzeichnet aktuell etwa 10 Millionen monatliche Nutzer:innen. Ein Großteil der angemeldeten Mitglieder ist laut Statistiken unter 35 Jahre alt. In einigen Ländern wie etwa der Türkei ist die Nutzung von Grindr verboten.