Egal, wie dringend wir uns den Ex aus der Erinnerung wünschen, er wird wohl immer Teil davon bleiben. Denn was wir in Partnerschaften erleben, prägt uns, ob wir wollen oder nicht. Und es prägt auch unsere folgenden Beziehungen.
"Eine Liebe kann in ihrer Bedeutung sogar die Rolle von Vater und Mutter ablösen", erklärt der Paartherapeut Friedhelm Schwiderski. In der Regel spiele die erste große Liebe dabei eine ganz besondere Rolle: "An dieser Beziehung werden alle weiteren gemessen."
Die Bindung an den ersten Partner sei noch stärker als alles, was später kommt, meint auch Paartherapeutin Manuela Komorek:
Doch was, wenn alles Gefühl nicht reicht?
Gescheiterte Beziehungen gehören zum Leben dazu, das ist kein Fehler, beruhigt Komorek. Sie beinhalteten die große Chance, sich selbst neu kennenzulernen. "Es ist völlig in Ordnung, mal zu verzweifeln oder in Selbstmitleid zu versinken", so Komorek. Wichtig sei dabei, nicht in die Opferrolle zu fallen.
Nur wer sich Verletzungen eingesteht, kann sie überwinden, führt Beer aus. "Wurde man in der Partnerschaft klein gemacht, sollte das nicht verdrängt werden, das rächt sich und sorgt dafür, dass es sich wiederholt." Stattdessen rät er dazu, mutig zu sein, sich den Verletzungen zuzuwenden und sie genau anzuschauen.
Beer empfiehlt nach einer Trennung, erst einmal zur Ruhe zu kommen, sich vielleicht Notizen zu machen und zu reflektieren: "Was ist schiefgegangen, was kann ich mitnehmen, was kann ich in einer neuen Partnerschaft anders machen?" Laut Komorek ist es hilfreich, sich seiner eigenen Wünsche bewusst zu werden und sie zu notieren. Aber auch darüber nachzudenken: Was habe ich eingebracht in die Beziehung? Was ist kaputtgegangen?
Komorek schlägt vor, alle Verbindungen zum Ex oder der Ex zu kappen und einen Schutzraum zu schaffen, um wieder bei sich anzukommen. Das gilt zumindest dann, wenn keine Kinder von der Trennung betroffen sind. Das beinhalte ebenso gemeinsame Whatsapp-Gruppen oder Facebook-Freundschaften. "Im Freundeskreis sollten Betroffene ebenfalls klarmachen, dass Distanz nötig ist und nicht gleich auf Partys gehen, wo der andere feiert."
Der Austausch mit Freunden und der Familie kann helfen, klarer zu sehen. "Bei einem Buch oder einem passenden Film fällt einem oft auf, dass man es genau so macht und erkennt vielleicht Muster", meint Schwiderski. Wer sitzen gelassen oder betrogen wurde, sollte das Gespräch mit dem oder der Ex erst nach einer gewissen Zeit suchen, konstatiert Komorek. "Wenn man offen und neugierig ist, was denjenigen bewogen hat, zu gehen."
Und wann ist es Zeit für den nächsten Schritt raus aus dem Dunkel der Trauerphase? "Wer an den ehemaligen Partner mit einem guten, warmen und leichten Gefühl denken kann, ist offen für Neues", sagt Komorek.
(dpa/gw)