Da hat der Sänger ganz schön einen rausgehauen. Für den Kontext: Der Musiker sagte außerdem, dass er das Handeln von Bundeskanzlerin Angela Merkel während der Flüchtlingskrise 2015 für "hoch humanistisch" halten würde.
Und: Merkel habe gezeigt, "dass wir wieder Empathie in unserem saturierten Land zeigen. Wir können Schutz bieten – das ist ein riesiger Glücksfall, eine große Leistung", so Grönemeyer.
Nun wird über Grönemeyers Satz gestritten. Kritiker haben vor allem zwei Argumente gegen ihn parat. Eine Sache beachten sie dabei aber nicht:
Menschen, die vor einem Bürgerkrieg fliehen zu einem "Glücksfall" für unsere Gesellschaft zu machen, ist unglücklich formuliert und für viele Kritiker ist es zudem zynisch.
Denn: Wir sprechen hier immer noch von Menschen und die sollten wir tatsächlich nicht im Sinne selbsttherapeutischer Zwecke missbrauchen. Wir haben kein Recht darauf, sie dafür heranzuziehen, um uns endlich mal gebraucht und moralisch toll zu fühlen. Wo Menschen aus Angst vor dem Tod aus zerbombten Städten fliehen, darf es nicht um uns und unsere Egos gehen.
Wie bei allem, was ein Künstler macht, muss man sich fragen: Warum jetzt und warum so? Und auch hier haben Kritiker von Herbert Grönemeyer einen Grund entdeckt: Am historischen 9. November hat er sein jüngstes Album "Tumult" herausgebracht und befindet sich mitten in der Promophase dafür. Die Platte wird als außergewöhnlich politisch eingestuft und damit ist auch klar, dass Journalisten mit dem Musiker in Interviews über Politik sprechen.
Klar ist dabei auch: Grönemeyer hat ein Millionenpublikum, das alles was er sagt in sich aufsaugt wie ein Schwamm. Viele sagen deshalb, er müsse gerade in so einer Promophase vorsichtiger sein.
Die Krux an der Sache ist: Herbert Grönemeyer setzt sich nicht erst seit gestern für Flüchtlinge ein und stellt sich gegen Nazis. Er ist einer der wenigen Popstars, der sich seit Jahren ganz deutlich äußert – ohne Angst zu haben, die Käufer seiner Musik zu vergraulen.
Hier nur ein paar wenige Beispiele:
Fazit: Wir müssen Grönemeyer glauben, dass er es gut gemeint hat, aber seine Worte einfach falsch gewählt hat. Wir müssen ihm hier also einen Vertrauensvorschuss geben. Sein aktuelles Album wird als "Soundtrack gegen den Rechtsruck" gefeiert.
Das gibt ihm aber noch lange nicht das Recht, das Leid anderer Menschen als "Glücksfall" zu bezeichnen. Auch wenn er das vielleicht gar nicht so gemeint hat.