Die Deutsche Bahn hat sich in den vergangenen Jahren bei vielen Menschen im ganzen Land unbeliebt gemacht. Es gibt wohl kaum einen Bahnreisenden in Deutschland, der noch keine schlechten Erfahrungen mit dem Pannenkonzern gemacht hat.
Im November ist jeder zweite Zug im DB-Fernverkehr zu spät gekommen, das ist vor allem im internationalen Vergleich ein erschreckend schlechter Wert. Dazu kommen zahlreiche Zugausfälle, teils selbstverschuldet, teils streikbedingt. Das deutsche Schienennetz gilt als marode und die Bahn als überfordert.
Dass dem Bahn-Vorstand in diesem Jahr dennoch nachträglich saftige Millionen-Boni ausgezahlt werden sollen, sorgte jüngst für viel Unmut. SPD-Chef Lars Klingbeil empfahl den Manager:innen sogar, auf ihr Geld zu verzichten. Denn auch die Politik weiß, wie viel bei der Bahn und im deutschen Schienennetz im Argen liegt.
Hinzukommt noch der Clinch zwischen der Bahn und der GDL, der Gewerkschaft der Lokführer:innen, in dem sich beide Seiten derart unversöhnlich gegenüberstehen, dass der Schienenverkehr durch Arbeitsniederlegungen immer wieder bundesweit zum Erliegen kommt.
Mitten in dieser aufgeheizten Stimmung setzte die Bahn auf Instagram nun einen kleinen, vermeintlich harmlosen Beitrag ab – der dem Unternehmen dann jedoch sofort um die Ohren flog.
Bei dem Post von Dienstag bewirbt die Bahn ein neues Angebot in den Bordbistros ihrer Züge. Passend zur Weihnachtszeit gibt es dort jetzt nämlich Christstollen zu kaufen. "Der perfekte Snack zum 'Driving Home for Christmas'", schreibt die Bahn in Anlehnung an den gleichnamigen Weihnachtssong von Chris Rea – nichtsahnend von der Wut vieler Follower:innen über ihre jüngsten Reiseerfahrungen.
"Der Stollen könnte mir schon schmecken. Was mir nicht schmeckt, ist die Aktualität der Auskunft in der App", schimpft eine Userin. "Falls das Bordbistro überhaupt mal offen hat", kommentiert eine andere trocken. "Eine Scheibe 5 Euro?", fragt ein weiterer provokant, wohl mit Blick auf die aus Sicht vieler Reisenden permanent hohen Preise bei der Bahn.
Ähnliche Kommentare finden sich unter fast allen der jüngsten Instagram-Beiträge der Deutschen Bahn. Mal echauffiert sich einer über die Boni für die Bahn-Vorstände, mal geht es um die Wetteranfälligkeit der Bahn, die jüngst offensichtlich geworden ist.
So reagierten auch auf die Erweiterung des Nachtzugangebotes, die ebenfalls am Dienstag bei Instagram kommuniziert wurde, viele User:innen mit hämischen Kommentaren. "Einschlafen, Aufwachen und Erkennen, dass der Zug +160 min hat", schreibt einer. "Wäre schön, wenn die Züge tagsüber erstmal kommen würden", kommentiert ein anderer.
Mit Blick auf Probleme bei der Zuverlässigkeit räumte die Bahn bereits Verbesserungsbedarf ein. "Die Pünktlichkeit entspricht nicht unseren eigenen Ansprüchen und wird auch nicht den Leistungen gerecht, die unsere Fahrgäste zurecht von uns erwarten", sagte ein Sprecher zu der vernichtenden Jahresbilanz.