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Mutter mit Vollzeit-Job: Wenn die Pause plötzlich zum großen Stressfaktor wird

Pause Kaffee
Fünf Minuten, um in Ruhe einen Kaffee zu trinken, ist manchmal schon viel Me-Time für eine Mama. Bild: Shutterstock / Comicstocks
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Endlich Pause – und jetzt? Warum Freizeit Mütter oft zusätzlich stresst

Ehrlich, direkt und subjektiv: Unsere Redakteurin Julia schreibt in ihrer Kolumne "Mom at Work" einmal pro Monat über die Freuden und Leiden einer in Vollzeit arbeitenden Mutter.
11.12.2023, 07:4911.12.2023, 09:56
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Wenn ich morgens aufstehe, hole ich erst mal tief Luft: Bereits mit dem ersten Weckerklingeln startet mein täglicher Marathon.

Ist das Kind dann in der Kita, fahre ich mit News-Podcast auf den Ohren ins Büro und arbeite, bis ich wieder nach Hause fahre, um mein Kind abzuholen und zu betreuen, bis es schläft. Die erste Pause des Tages habe ich also meistens gegen 20.30 Uhr. Dann bin ich schon so erschöpft, dass ich mich einfach mit Schokolade auf die Couch vor den Fernseher werfe. So richtig erholt und zufrieden fühle ich mich trotz der zwei Stunden Freizeit am nächsten Tag aber nicht.

Wenn ich mich im Bekanntenkreis derjenigen, die Eltern sind, so umhöre, glaube ich: Ich bin nicht die Einzige, der das so geht. Wer neben einem Job auch noch Kinder hat, für den ist eine richtige Pause etwas unglaublich Grandioses. Und stressiges. Und mit Pause meine ich nicht Tratschen in der Kaffeeküche, Toilettenpausen, Kochen oder Duschen. Sondern richtige Pausen.

"Pausenknopf: Plötzlich werden Körper und Kopf, die den ganzen Tag für die Bedürfnisse anderer gearbeitet haben, auf sich selbst zurückgeworfen."

Eine Zeit nur für mich, ohne Verpflichtung oder To Dos im Kopf. Ein kleiner, kostbarer Zeitraum voll freier Minuten, der nach Herzenslust gefüllt werden kann. Dahinrieselnde Minuten wie die Körnchen in einer Sanduhr, von denen jede einzelne bestmöglich genutzt werden muss. Und genau das ist das Problem.

Endlich Pause: Aber wie soll ich sie am besten verbringen?
Endlich Pause: Aber wie soll ich sie am besten verbringen? Bild: iStockphoto / Ridofranz

Wenn Pausen so selten sind, ist der Druck, sie sinnvoll zu füllen, extrem hoch. Vor allem, wenn die Freiräume unerwartet auftreten: Wenn das Kind plötzlich lange Mittagsschlaf macht oder nach der Kita noch zur Freundin will.

Sobald ich Pause habe, schießt mein Stresslevel erst richtig hoch: Was soll ich nun tun? Was will ich tun? Was brauche ich? Full stop, Pausenknopf: Plötzlich werden Körper und Kopf, die den ganzen Tag für die Bedürfnisse anderer Menschen gearbeitet haben, auf sich selbst zurückgeworfen. Das Resultat: Komplette Überforderung! Plötzlich soll ich wissen, was jetzt für mich optimal wäre, um mich so gut wie möglich zu erholen.

Meistens endet dieses neurologische Dilemma damit, dass ich gar nichts so richtig mache oder alles gleichzeitig: Auf der Couch einen Podcast höre und auf dem Handy scrolle. Ein Buch lesen will, aber mich nicht entscheiden kann und dann das Bücherregal umordne. Oder beim Telefonieren doch noch anfange, nebenbei die Küche aufzuräumen. Meistens ist die beste Option, einfach einen Powernap zu machen. So kann ich wenigstens schon mal nichts falsch machen. Schlaf = Erholung. Aber Achtung: Niemals länger als 20 Minuten!

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Die Suche nach der perfekten Pause

Doch wie sieht die perfekte Pause überhaupt aus? Expert:innen zufolge ist es besser, über den Tag verteilt mehrere kurze Pausen einzulegen. Optimal wären alle ein bis zwei Stunden, mindestens fünf bis zehn Minuten. So könne sich die Ermüdung nicht aufsummieren, denn sie steigt ohne Pause sogar exponentiell an und erfordert dann umso längere Erholung. Außerdem sei der Erholungseffekt am Anfang einer Pause am stärksten, nach circa 30 Minuten passiere gar nicht mehr so viel.

Endlich Pause: Also Chaos ignorieren und Beine hochlegen!
Endlich Pause: Also Chaos ignorieren und Beine hochlegen!Bild: iStockphoto / Daniel de la Hoz

Immer mal wieder eine kleine Pause einzulegen, hört sich einfach an, ist es aber nicht. Wen nicht eine kleine Blase oder die Zigarettensucht regelmäßig vom Schreibtisch weglockt, vergisst im Flow oder Stress beim Arbeiten schnell die Zeit. Vielleicht sollte ich einfach einen Wecker stellen und dann ein paar Minuten lang etwas Erholsames tun. Aber fünf Minuten nur in die Kaffeetasse starren? Langweilig.

"Das Problem ist doch: Wie füllt man seine Pausen, damit man sich wirklich erholt?"

Expert:innen empfehlen auch, in diesen kurzen Pausen eher den Kreislauf einmal in Wallung zu bringen, um Müdigkeit vorzubeugen: Also lieber einmal zwei, drei Stockwerke hoch- und runterlaufen oder am offenen Fenster frische Luft zu atmen statt eine "Scheinpause" am Handy zu verbringen. Um abends weniger erschöpft und pausenbedürftig zu sein, sollte ich nach dieser Logik schon mit einer achtsamen Pausenkultur im Büro beginnen.

Nicht jede Pause ist erholsam

So weit, so gut. Aber während der Arbeit eine Pause einzulegen, ist leichter als zu Hause, während meiner zweiten Arbeitsschicht: der als Mutter. Kleinkinder sehen nämlich leider nicht so wirklich ein, dass ihre Eltern Pausen brauchen. So wichtig es auch ist, genau das schon ganz früh zu kommunizieren. Wir sind schließlich keine Roboter mit unendlich viel Kraft und Nerven aus Stahl.

Das Verständnis eines Ein- oder Zweijährigen hält sich aber leider in Grenzen, wenn Mama sagt: "Schatz, spiel mal alleine, Mama will jetzt mal eine Stunde lesen." Meistens bin ich schon dankbar für eine fünfminütige Pause, in der ich alleine meine Tasse Tee trinken kann. Wobei ich dabei dann meistens doch wieder daddele, wenn ich ehrlich bin.

Das Problem ist doch: Wie füllt man seine Pausen, damit man sich wirklich erholt? Denn in seiner Freizeit aufzuräumen oder abends vor der Glotze abzuhängen, hilft scheinbar nicht so richtig.

Auch dazu wissen wieder einige schlaue Leute Rat. Am besten solle man zunächst das Gegenteil zu dem tun, was man während der Arbeit macht. Aha. Als Landschaftsgärtner:in dürfte man folglich in seiner Pause ruhig mal auf der Couch Insta durchscrollen. Als Journalistin sollte ich nach der Arbeit Bildschirme meiden und mich stattdessen an der frischen Luft bewegen. Klingt schon logisch, aber ungemütlich. Und überhaupt will ich doch, wenn ich Pause habe, endlich meinen Interessen nachgehen. Oder wenigstens diesen einen spannenden Podcast hören oder diesen tollen Artikel lesen. Könnte ich doch einfach während des Spaziergangs machen?

Ein Spaziergang an der frischen Luft hat fast die gleiche Wirkung wie ein Kaffee.
Ein Spaziergang an der frischen Luft hat fast die gleiche Wirkung wie ein Kaffee.Bild: iStockphoto / Daniel de la Hoz

Langeweile: Wellness fürs Gehirn

Leider ist Multitasking scheinbar kontraproduktiv für die Erholung. Pausen sind nämlich gerade dann besonders gut für uns, wenn wir Langeweile haben. Leerlauf im Kopf ist besser als ständige Berieselung. Auch das Gehirn braucht mal Pause, um das Erlebte zu verarbeiten und nicht durchzubrennen. Aber wer will schon in seiner Freizeit auf der Couch liegen und an die Decke gucken? Klingt richtig frustrierend. Wenn ich endlich mal Pause habe, will ich nämlich eines auf gar keinen Fall: In die Falle tappen und die freie Zeit mit Hausarbeit oder Erledigungen füllen.

"Wichtig ist es, abends noch genug Kraft übrig zu haben, die erholsamen Tätigkeiten auch noch zu tun."

Wichtig ist es deshalb, in sich selbst reinzuhören und herauszufinden: Was gibt mir Kraft und was raubt mir Kraft? Dies kann bei extrovertierten Menschen zum Beispiel etwas komplett anderes sein als bei introvertierten. Ich weiß zum Beispiel, dass mir Sport Kraft gibt, auch wenn es mich erst mal Kraft kostet, mich dafür aufzuraffen. Wichtig ist es, abends noch genug Kraft übrigzuhaben, die erholsamen Tätigkeiten auch noch zu tun. Und auf dem Weg zum Sport vielleicht mal aus dem Fenster zu schauen, statt aufs Handy. So kriegt dann auch das Hirn mal eine Pause. Zumindest eine Kleine.

Alles gar nicht so einfach. Das erzählt auch Model und Schauspielerin Marie Nasemann in ihrem Podcast "Family Feelings", in dem sie sich regelmäßig mit ihrem Familienleben und dessen Herausforderungen beschäftigt. Es kostet auch sie richtig viel Überwindung, trotz Saustall in der Wohnung eine Pause zu machen und sich etwas Gutes zu tun. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer das ist. Nicht, dass man aufräumen WILL. Aber es ist schwer, trotz Chaos um einen herum, zu entspannen.

Aber egal. Mein Mantra ist künftig: Präventive Pausen machen. Und Handy wegsperren. Denn Auszeiten sind nicht optional, sondern essenziell.

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Über Sextoys scheiden sich die Geister. Manch eine:r schwört auf Plugs, Pulsatoren und Peitschen im Bett. Andere wiederum empfinden das ganze "Gerümpel" als abturnend und überflüssig. Das Thema anzusprechen wagen aber nicht alle Menschen, denn manch ein:e Sexpartner:in reagiert auf den Vorschlag nicht begeistert – sondern vielmehr beleidigt.

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