Leben
Mom at Work

Berufstätige Mutter sorgt sich um Zeit bei der Kinder-Erziehung

In einer Familie geht es vonseiten der Eltern auch um eine Vorbildfunktion für das Kind oder die Kinder. Als Mutter mit Vollzeit-Job macht sich unsere Autorin Sorgen, wie sich ihre Arbeit auf die Entw ...
Arbeite ich zu viel? Das fragt sich unsere Autorin Julia Jannaschk in ihrer Kolumne "Mom at Work".Bild: shutterstock / Gorbach Elena
Mom at Work

Zweifel am Arbeitspensum: Erziehe ich meine Tochter zum Workaholic?

Ehrlich, direkt und subjektiv: Unsere Redakteurin Julia schreibt in ihrer neuen Kolumne "Mom at Work" einmal pro Monat über die Freuden und Leiden einer in Vollzeit arbeitenden Mutter.
13.04.2023, 14:11
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Wenn ich mein Kind, oft als eines der letzten, von der Kita abhole, habe ich oft keine Energie mehr für Aktivitäten. Der Kopf ist voll, der Körper leer. Und trotz aller Freude über das Wiedersehen mit meinem kleinen Lieblingsmensch ist es nicht gerade meine Lieblings-Feierabendbeschäftigung, noch auf dem Spielplatz herumzustehen oder mich selbst in enge Rutschen und Schaukeln zu quetschen.

Sei es drum, Kinderaugen kann man nicht widerstehen und manchmal ist es beim Abholen sogar noch hell genug, um den Spielplatz zu besuchen, bevor es nach Hause geht. Wenn Mama und Tochter also beide nach einem langen Tag noch genug Energie haben, verbringen wir unseren Feierabend also zwischen Spielgerüsten und schreienden Kindern.

Mama chillt, das Kind will arbeiten

Nur: Während andere Kinder fleißig buddeln, klettern oder schaukeln, will mein Kind lieber: Arbeiten. In ihrem Lieblingsspielplatz gibt es Steinsäulen mit Vierecken aus Mosaik-Kacheln, die sie dann als Computer benutzt. Fröhlich tippt sie darauf herum, und schickt mich weg: "Ich geh’ jetzt arbeiten."

Mir wird befohlen, mich auf die Hängematte zu legen. An sich kein schlechter Befehl und durchaus eine nette Spielidee. Wenn nicht das "Aber" wäre, dieser kleine, fiese Gedanke im Hinterkopf: Aber was ist, wenn ich zu viel arbeite? Will sie deswegen so oft "Arbeiten" spielen? Es ist ja schon komisch, dass das Thema so extrem präsent im Kopf meiner Tochter ist. Erziehe ich meine Tochter etwa jetzt schon zum Workaholic der Zukunft?

Logisch erklären lässt sich dieses Verhalten natürlich schon. Schließlich hört sie diesen Satz ja auch ständig von Papa: "Mama ist noch arbeiten", "Psst, sei leise, Mama muss arbeiten!" oder "Nein, Mama kann dich heute nicht in die Kita bringen, sie muss arbeiten." oder von mir: "Mama muss noch mal kurz was für die Arbeit gucken, ich bin gleich da!" Dass Mama oft nicht da ist, weil sie arbeitet, ist einfach präsent für meine Tochter.

Die meisten Kinder finden es doof, wenn Mama noch arbeiten muss.
Die meisten Kinder finden es doof, wenn Mama noch arbeiten muss. Bild: iStockphoto / Serhii Sobolevskyi

Das hört sich jetzt schlimmer an, als es ist, da ich mich mit meinem Mann ganz gut einteile, um das Maximum an Zeit mit meiner Tochter zu verbringen. Aber: Mein Job ist mir schon so wichtig, dass ich manchmal abends noch einen wichtigen Interviewtermin übernehme und mich dafür im Schlafzimmer verstecke.

Welches Vorbild will ich für meine Tochter sein?

Im Gespräch mit meiner Freundin habe ich aber letztens auch einen anderen, positiven Aspekt an der ganzen Sache finden können: Als "Vollzeit-Mama" bin ich auch das gelebte Vorbild für meine Tochter. Sie erfährt, dass auch Mütter nicht auf eine Karriere verzichten müssen – sofern sie diese denn auch wollen. Dabei finde ich weder Teilzeit-Arbeit noch Vollzeit-Mama schlechter – jede Frau darf selbst ihr Lebensmodell entscheiden, ohne dafür verurteilt zu werden. Aber für mich ist es schon wichtig, meiner Tochter vorzuleben, dass es möglich ist, Job und Familie unter einen Hut zu bringen.

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Meine Tochter wächst also in dem Wissen auf, dass sie, sofern sie eine Familie will oder eine Karriere, beides schaffen kann. Und dass eine Vollzeit-Mama immer noch genug Zeit für ihre Kinder haben kann. Unter welchen Bedingungen, das ist wieder ein anderes Thema.

Klar bekommt meine Tochter auch mit, dass ich oft erschöpft oder überfordert bin. Aber als Eltern sollte man dem Kind auch mal zumuten, ihm zu erklären, dass auch Mama mal traurig, wütend oder erschöpft ist und eine Auszeit braucht.

Viele Mütter denken, sie müssten wie eine Maschine ständig funktionieren und immer gut gelaunt sein für ihre Kinder. Ich finde aber, dass gerade das ein toxisches Verhaltensmuster ist, das ich meiner Tochter nicht beibringen will. Sie soll lernen, dass auch ihre Eltern manchmal schwierige Gefühle haben, dass es aber okay ist und man diese zulassen und darüber reden muss.

Auch Mamas sind mal traurig – und das ist okay so.
Auch Mamas sind mal traurig – und das ist okay so. Bild: iStockphoto / LSOphoto

Natürlich habe ich auch trotz aller rationalen Argumente, einer guten Kita und einem fürsorglichen Partner Angst, dass mein Kind wegen der vielen Arbeit zu kurz kommt.

Oft schwirren die Fragen und Vorwürfe in meinem Kopf herum: Bin ich genug für sie da? Und vor allem: Bin ich in dieser Zeit entspannt und präsent genug oder bekommt sie meinen Stress mit? Wird sie dadurch eventuell sogar negativ beeinflusst? Fühlt sie sich weniger wichtig als meine Arbeit und wird sie mir später Vorwürfe machen, dass sie mit einem Jahr den ganzen Tag in die Kita musste? Dabei weiß ich ja, dass ich alles tue, um so viel Zeit wie möglich mit meinem Kind zu verbringen.

Auch Mütter sind nicht perfekt

Aber ob das reicht? Als Mutter ist man nämlich sozusagen Vorbild der Nation. Bei einer Umfrage im Auftrag des Magazin "Stern" wurde einst die Mutter als Vorbild auf Platz 1 gewählt. Darunter kommt Mutter Teresa. Bitte? Mütter sollen bessere Menschen sein als Mutter Teresa? Das halte ich für ein Gerücht.

Können und wollen wir überhaupt ein solch großes Vorbild sein? Der Druck, der damit einhergeht, ist schließlich enorm. Wer würde schon von sich selbst behaupten, genauso großherzig wie Mutter Teresa, so klug wie Albert Schweitzer oder so mutig wie Martin Luther King zu sein. Wir alle tun unser Bestes, und das muss auch reichen.

Die bittere Realität ist: Wir können es als Mütter nicht ändern, dass wir für unsere Kinder ein Vorbild sind. Was ja auch an sich schön ist und hoffentlich so bleibt. Aber erstens gibt es ja auch noch – meistens – den dazugehörigen Vater, der auch ein Vorbild sein kann und zweitens kommt es auf die Art des Vorbilds an. Also schraubt die Erwartungen an Mütter – bitteschön – mal etwas runter, ja? Wir tun vielleicht oft so, aber wir sind keine Wonder Women. Vielleicht mal eine Zeit lang, aber auf Dauer endet das im Burnout.

Für viele Kinder ist die eigene Mutter das Vorbild.
Für viele Kinder ist die eigene Mutter das Vorbild. Bild: iStockphoto / LSOphoto

Innerhalb der eigenen Familie kann man damit schon mal anfangen. Ich glaube, man sollte von vornherein ehrlich sein mit seinem Kind. Also auch mal zugeben, wenn etwas nicht klappt oder es einem nicht gut geht. Natürlich in zumutbarem Ausmaß. Aber wir sollten Ängste vorm Scheitern oder Zweifel genauso mit den Kindern teilen wie Freude über Erfolge und Stolz auf eigene Stärken und Errungenschaften.

Und vor allem, und ich weiß inzwischen, wie schwer das ist: Das Kind so sein lassen, wie es ist und sein will – ganz ohne Erwartungen und Druck.

Egal ob Vollzeit, Teilzeit, Studium oder Handwerk, Backpacker oder Karrieremensch. Hauptsache gesund, sagte mein Papa immer. Ich würde vielleicht noch ergänzen – und glücklich, egal auf welche Art. Über das "wie" darf mein Kind selbst entscheiden.

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