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Airbnb Luxe: Warum ich auf Airbnb verzichte und ihr es auch tun solltet

So ähnlich sehen "Airbnb Luxe"-Häuser aus
So ähnlich sehen "Airbnb Luxe"-Häuser ausbild: unsplash
Meinung

Warum ich auf Airbnb verzichten werde – und ihr das auch tun solltet

Airbnb startet seinen neuen Service "Airbnb Luxe": Eine Nacht kostet dort bis zu 17.000 Euro – Köchin und Putzpersonal inklusive, Concierge kann dazu gebucht werden, ebenso der Tennistrainer. Warum das ein guter Zeitpunkt ist, Airbnb zu hinterfragen und warum wir Teil des Problems sind.
29.06.2019, 19:0623.01.2020, 13:01
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"Suche dringend eine Wohnung in X" ist der Satz, der bei mir und bis hinein in den erweiterten Freundeskreis Übelkeit, Angst, (Selbst-)Mitleid und Verzweiflung auslöst. Denn ich wohne in Berlin und hier eine Wohnung zu finden, die bezahlbar ist, ist kaum möglich.

Ich kenne niemanden, der einfach so mal eine Wohnung gefunden hat. Aber ich kenne sehr viele Leute, die ständig Airbnb-Wohnungen mieten, wenn sie in Urlaub fahren. Doch Airbnb ist schon lange nicht mehr die coole Austauschplattform, auf der sich die Community gegenseitig Wohnungen vermittelt. Das Prinzip Airbnb ist vielmehr einer der Gründe, warum wir keine bezahlbaren Wohnungen in zentraler Lage mehr finden.

"Teile deine Welt"

Wohnung in San Francisco
Wohnung in San FranciscoBild: Unsplash

Als die zwei Designstudenten Brian Chesky und Joe Gebbia Airbnb 2008 starteten, war die Idee simpel: Individualreisen liegen im Trend. Und was ist individueller, als in einem Zimmer zu schlafen, in dem sonst ein Individuum wohnt? Nichts. Außerdem ist es billiger als ein Hotel. Also vermieteten sie zwei aufblasbare Matratzen in ihrem Zimmer in San Francisco.

Schnell wurde Airbnb zum komfortablen Couchsurfen. Der Slogan war damals "Travel like a Human" und sollte klar machen: Wir werben mit dem Faktor "menschliche Nähe", den Hotels nicht haben. Die Grundlage von Airbnb, die Community, ist dabei das Wichtigste – das betonen die Bosse bei jeder Gelegenheit. Das "How to Airbnb"-Video von 2011 zeigt das Selbstbild, das Airbnb über die Jahre von sich geschaffen hat. Heute wirkt es wie eine "Black Mirror"-Folge: Eine wirklich gute Idee, mit wirklich guten Gedanken, die dabei ist, sich zu einem Albtraum zu entwickeln. Nicht für die Erfinder, aber für die Nutzer.

"How to Airbnb" von 2011

Der Werbeslogan damals: "Teile deine Welt" – und das Konzept ging auf. Ich selbst nutzte 2012 zum ersten Mal Airbnb. Das war cool und viel komfortabler als das Hostel, in dem ich die Tage davor kein Auge zugemacht hatte, weil ich mein Zimmer mit vier besoffenen, irischen Monteuren teilen musste. Stattdessen schlief ich in einem "Nice and cozy apartment in the city centre of Lisbon, close to a sweet coffee shop" – genau wie die Influencer, die ständig für Airbnb warben. Und selbst das Café, das mir mein Gastgeber Antonio empfahl, war wirklich lecker. Antonio teilte seine Erfahrungen mit mir und zusammen teilten wir uns die Welt. Scheinbar.

Mir wurde erste Jahre später klar, dass Antonio nie in dieser Wohnung gelebt hat. Und genau darin liegt das Problem:

Wohnraum ist zum Wohnen da, nicht zum Übernachten.

"Willkommen zu Hause"

Airbnb wurde für Vermieter so lukrativ, dass daraus ein Business wurde. Immer mehr Wohnungen wurden weltweit als reine Airbnb-Wohnungen genutzt.

Airbnb in Bangkok, Thailand
Bild: unsplash

Die Slogans wechselten von "Willkommen zu Hause" (2014) über "Weltweit zuhause" (2016) zu "Seid dort zuhause". Die Botschaft blieb gleich: Wir bieten dir ein Zuhause, wir bieten dir Geborgenheit und das, obwohl du in einer fremden Stadt bist. Die Slogans sagen: "Du wirst in einem zu Hause schlafen, indem eigentlich jemand wohnt". Sie sagen: "Du wirst dort Urlaub machen, wo andere Leben?". Und die Bilder der Appartements sagen alle: "Das ist fancy shit, der dich hier erwartet."

Doch für mich hat sich das Versprechen nicht eingelöst: Ich habe selbst schon in solchen Wohnungen geschlafen. Liebloses Second-Hand-Mobiliar, ein Topf ohne Deckel, das Salz vom Vormieter oder in Klarsichtfolie eingeschweißte Hausregeln konnten in mir nicht das Gefühl auslösen, irgendwie zu Hause zu sein. Sie stehen für das, was aus Airbnb über die Jahre geworden ist: Ein liebloses Business für Menschen, die über Instagram die coolste Straße im Kiez gesucht und dann eine Airbnb-Wohnung gefunden haben. Für Menschen wie mich und meine Filterblase.

Und doch habe ich es wieder getan

Bei meinem letzten Urlaub auf Corfu schlief ich in solch einem Touri-Airbnb. Abends, beim obligatorischen Gang in das Szeneviertel, lernte ich einen Einheimischen kennen, der mir erzählte, dass er keine Wohnung findet, weil alle für Airbnb genutzt würden. Ich schämte mich in Grund und Boden, denn ich wusste, bevor ich buchte, dass Airbnb für Städte wie Corfu zum Problem wird. Warum also buchte Ich trotzdem?

Aus Gewohnheit.

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Seit dem Gründungsjahr von Airbnb sind elf Jahre vergangen. In Deutschland sind laut dem Unternehmen aus 26.000 Unterkünften in 2014 150.000 in 2018 geworden. "Belong Anywhere" ist nicht mehr nur Slogan, sondern Lifestyle. Sobald wir in den Urlaub fahren, wollen wir nicht als Touristen auffallen, machen uns über Busreisende Almans lustig und da wir dank internationalen Influencern sowieso alle gleich aussehen, gelingt es uns auch, in der Masse der Einwohnerinnen und Einwohnern der Szeneviertel nicht aufzufallen. Das Airbnb ist bei dieser Art zu reisen obligatorisch.

Für viele Städte wird Airbnb zum Problem

Doch wir tun uns selbst damit keinen Gefallen. Wir fördern damit ein umstrittenes Geschäftsmodell, das uns spätestens bei der Wohnungssuche selbst das Leben schwer macht.

Und auch Städte wie Barcelona, Berlin, New York oder Nürnberg wehren sich. Schlagzeilen über das Verdrängen von Anwohnern, einer fehlenden Besteuerung oder über Kameras in Wohnungen prägen das Bild. Doch die Entrepreneure aus San Francisco sind offenbar schon einen Schritte weiter: Begriffe wie Streaming und ein Börsengang stehen im Raum.

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Bild: Screenshot/Airbnb

Doch bevor das passiert, will sich Airbnb offenbar nochmal richtig spannend für Anleger machen und startet “Airbnb luxe”. Eine Villa in der Toskana für 2.800 Euro, ein Haus am Mulholland Drive in LA für 4000 Euro die Nacht. Häuser, die die meisten von uns niemals von innen sehen werden – außer auf den Fotos, die Airbnb uns davon zeigt.

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Bild: Screenshot Airbnb

Es ist an der Zeit, etwas zu ändern

Für mich, der das Unternehmen als Nutzer zu dem gemacht hat, was es ist, ist das das Zeichen aufzuhören. Ich werde die App deinstallieren, alternative Apps nutzen oder versuchen, direkt über kleinere Hotels zu buchen. Ich bin kein Fan von Hotelketten, ihre Tristess verbreitenden Fassaden machen mich ebenso wütend wie 10.000 Euro pro Nacht für ein Haus zu bezahlen. Doch viele dieser Hotels stehen eben schon da. Für sie muss jetzt niemand mehr in ein anderes Viertel ziehen, weil die Wohnungsknappheit sie dazu zwingt.

Dann übernachtet man vielleicht nicht in der Straße, in der der Lieblingsinfluencer immer Kaffee trinkt. Aber wer so sein will, wie die Einheimischen, der wohnt ja sowieso nicht mehr dort, wo das Leben spielt.

Denn dort sind ja fast nur noch Airbnb-Wohnungen.

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Man kann von Bayern halten, was man will. Manche sind begeistert von der Natur, von München, lieben eines der hiesigen Fußballteams und die deftige Küche; andere finden es spießig, verachten das Land wegen des Oktoberfests und kritisieren (mal mehr, mal weniger zurecht) leidenschaftlich die Landesregierung. In einer Sache ist Bayern jedoch definitiv ein Vorbild: Photovoltaik.

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