Abi – das ist für die meisten Menschen eine Zeit gespickt mit wilden Zukunftsplänen, Abschiedstränen und exotischen Reiseplänen. Blöd nur, wenn der Abschluss mitten in eine weltweite Pandemie fällt und daher vieles, auf das man jahrelang hinfieberte, nicht mehr möglich ist. So erging es den hunderttausenden Schülern in Deutschland, die im Frühjahr 2020 Abitur machten.
Schon die meisten Abibälle fielen mehr oder weniger flach. Und auch in den Monaten darauf mussten die Absolventinnen und Absolventen vor allem improvisieren, sich online an den Unis zurechtfinden und lang geplante Auslandsaufenthalte verschieben. Watson fragte drei von ihnen, für welchen Weg sie sich letztlich entschieden und was die Pandemie damit zu tun hatte.
Marit ist 19 Jahre alt und wohnt im sächsischen Erzgebirge:
"Nach meinem Abi 2020 wollte ich zusammen mit meinem Partner von zu Hause ausziehen und eine Ausbildung in der Krankenpflege beginnen. Trotz des schwierigen Corona-Jahres konnte ich alle Pläne in die Tat umsetzen und bin darüber sehr zufrieden. Nun wohne ich 150 Kilometer von meiner eigentlichen Heimat entfernt, in der ersten eigenen Wohnung mit meinem Partner und bin Azubi in einem großen Klinikum. Außerdem wollen wir bald einen Hund aus dem Tierheim aufnehmen, ein lang ersehnter Wunsch.
Corona hat mein Leben natürlich stark verändert, aber meine Pläne nicht zwangsläufig durchkreuzt. Es hat mich vielleicht sogar noch weiter gestärkt, einen so "systemrelevanten" Job zu erlernen. Trotzdem hat sich einiges verändert: Wir müssen uns sämtliche Ausbildungsinhalte, die wir eigentlich in der Berufschule gelernt hätten, selbst zu Hause erarbeiten – und das ist gerade bei einer ganz neuen Ausbildung nicht immer leicht. Daher wünsche ich mir, wie wahrscheinlich jeder in der aktuellen Zeit, dass die Pandemie bald aufhört oder zumindest nicht mehr so viele Leben fordert."
Tabea ist 18 Jahre alt und wohnt in Hamburg:
"Eigentlich wollte ich nach dem Abi sechs Monate von Oktober bis März als Animateurin auf Fuerteventura arbeiten und danach ein Praktikum von April bis Juli als Tierarzt-Fachangestellte für Groß- und Kleintiere beginnen. Dann waren ein Freiwilliges Ökologisches Jahr und eine Ausbildung zur Tierarztfachangestellten geplant, dazwischen wollte ich einfach reisen. Aber durch Corona habe ich eine 180-Grad-Wendung gemacht.
So habe ich schon im Mai angefangen bei einem Immobilienmakler zu arbeiten und werde das nun beibehalten, bis ich mein Studium als Immobilien-Wirtschafterin starten kann. Damit bin ich definitiv zufrieden! Hätte mein Abi nicht zufällig in dieser Zeit gelegen, wäre ich wohl nie auf diesen Berufszweig gekommen, dabei finde ich ihn jetzt sehr spannend.
Irgendwie hat alles seine gute Seiten. Trotzdem hoffe ich, dass die Pandemie bald endet und man wieder reisen kann. Ich fände es auch schön, wenn ich während des Studiums auch mal Präsenzunterricht hätte."
Erik ist 19 Jahre alt und machte 2020 sein Abitur in Erfurt:
"Die Pandemie hat mich nicht wirklich in meiner Studienwahl beschränkt, da ich mir da ohnehin unsicher war. Letztendlich habe ich mich für ein BWL Studium entschieden. Ich überlegte auch, ins Ausland zu gehen, coronabedingt verwarf ich den Gedanken.
Insofern hat Corona nicht wirklich meine Pläne durchkreuzt, da es da nicht allzu viel gab. Dennoch wünsche ich, vor allem den diesjährigen Abiturienten und auch sonstigen Prüflingen, dass die Digitalisierung im Bildungsbereich endlich weiter voranschreitet."