"Game of Thrones" platzt vor lauter Figurenvielfalt fast aus allen Nähten. Kaum eine andere Serie schafft es, so viele Charaktere und deren Storylines schlüssig miteinander zu verweben. Und obwohl gerade in den letzten Staffeln immer mehr Rollen erstmals aufeinandertreffen, ist es bei einer Geschichte dieses Ausmaßes wohl unmöglich, alle Charaktere vor der Kamera zu vereinen. So kam es, dass Arya und Sansa Stark zwischen den Staffeln eins und sieben nicht zusammen über den Bildschirm flimmerten – was ihre Darsteller, Maisie Williams und Sophie Turner, allerdings nicht davon abhielt, beste Freundinnen zu werden und zu bleiben.
Im Interview mit "Rolling Stone" sprachen die beiden jetzt darüber, wie es überhaupt zu dieser Freundschaft kam und wie es war, die gesamte Pubertät am Set einer gigantischen Serie wie "Game of Thrones" zu verbringen – und wie es ihnen damit geht, dass dieser große Teil ihres Lebens nun abgeschlossen ist.
Und Maisie Williams formuliert es sogar noch romantischer: "Ich dachte damals, Sophie sei die Coolste, die ich je getroffen hatte. Ich verstehe, warum sie (die Produzenten, d. Red.) die Schauspieler in Probe-Lesungen auf ihre Chemie testen, denn wenn es zwischen ihnen stimmt, stimmt einfach alles."
Wer allerdings meint, das habe sie zum perfekten Team vor der Kamera gemacht, irrt sich: "Wir sind beim Arbeiten ein echter Albtraum. Wenn du mit deiner besten Freundin zusammenarbeitest, wirst du nie was auf die Reihe bekommen, nie. Jedes Mal, wenn wir versuchten, ernst zu sein, war das extrem schwierig. Ich glaube, sie (die Autoren, d. Red.) bereuten es, uns gemeinsame Szenen gegeben zu haben." Kein Wunder also, dass diese gemeinsamen Szenen fünf Staffeln lang nicht stattfanden...
Die ursprüngliche Pilotfolge, mit denen die Produzenten die Serie einem Sender schmackhaft machen wollten, war nämlich eine Katastrophe und musste zu großen Teilen neu verfilmt werden – teilweise mit neuen Darstellern. Maisie Williams und Sophie Turner waren zwar von Anfang an dabei, spürten aber schon während der Party nach dem Abdreh der Pilotfolge, dass das vielleicht nichts werden würde, erzählten David Benioff und D.B. Weiss, die "GoT"-Showrunner, gegenüber "Rolling Stone": "Wir erinnern uns daran, dass die beiden schluchzten und einander umarmten, weil sie sich schon nach ein paar Wochen liebten und fürchteten, sich jetzt nie wiederzusehen, weil die Serie nicht fortgesetzt werden würde. Die Angst war berechtigt."
Aber "Game of Thrones" bekam eine Zusage – und Williams und Turner spielten acht Jahre lang Arya und Sansa. Was nicht immer einfach war.
Das Casting für Arya war erst Williams' zweites Casting überhaupt, und im Wartezimmer wurde sie von Selbstzweifeln erschlagen.
Sie hätte vielleicht keinen Schönheitswettbewerb gewonnen, brachte aber schon mit zwölf Jahren etwas mit, das sie einzigartig machte: Erfahrung mit schweren Erlebnissen, die sie aber im Interview nicht genauer erörtern will. "Mit zwölf bekam ich immer zu hören: 'Wie schaffst du das [Arya so düster zu spielen] – woher hast du die Inspiration dafür genommen?' Sie wissen dabei einfach nichts über meine Vergangenheit. Es ist befreiend, solche Gefühle in einer sicheren Umgebung auszuleben."
Wenn es darum geht, wer es in "Game of Thrones" bisher am schwersten hatte, sind sich die meisten einig: Sansa Stark. Und ihrer Darstellerin fiel es nicht leicht, als Teenagerin so schockierende (und kontroverse) Szenen zu drehen. Das habe sich während der Dreharbeiten vor allem nachts geäußert, erzählt Sophie Turner. "Ich weinte um meine Rolle", sagt sie. "Das, was dieses Mädchen durchmachen musste, ist einfach unglaublich und furchtbar." Wie sie es trotzdem schaffte, anfangs das in den Sadisten Joffrey verliebte Mädchen zu spielen? Die Antwort trägt einen berühmten Namen: Justin Bieber.
"Ich war eifersüchtig, weil Maisie diese ganzen Schwertkämpfe machen und ein Badass sein durfte", erzählt Sophie Turner, die in ihrer Rolle fast durchgehend Kleider und schöne Frisuren trägt. Darauf wiederum war Maisie Williams neidisch: "Ich wurde langsam eine Frau und musste dieses Ding tragen [das ihre Brüste versteckte]. Und es wurde immer schlimmer, weil alles weiter wuchs, also verpassten sie mir diesen kleinen Fettbauch, um das auszugleichen. [...] Das erste Mal, als sie mir einen BH gaben, dachte ich mir: 'Ja! Ich bin eine Frau!'"
Sophie Turner ist mittlerweile 22 und verlobt – mit Joe Jonas, der gerade erst mit seinen Brüdern die Boygroup Jonas Brothers wiederbelebt hat. Als die Verlobung bekannt wurde, gab es viele kritische Stimmen. Ist 21 (so alt war sie zu dem Zeitpunkt) das richtige Alter, um sich zu verloben? Sie findet: Ja, denn sie fühlt sich nicht so jung, und sie ist sich sicher, dass er der Richtige ist.
Das Erwachsenwerden war aber kein leichter Weg, und dass sie währenddessen unter Depressionen litt, verheimlicht sie nicht. "Ich erlebe das immer noch, war aber in Therapie, nehme Medikamente und fühle mich viel besser. Mit jemandem zu sprechen, hat mein Leben verändert."
Und Maisie Williams? Die feiert das Ende der Serie vielleicht mehr als jede/-r andere und genießt ihre neue Freiheit – und kann den burschikosen Look endlich hinter sich lassen. Ihre Lieblingsfarbe: Pink. "Lange tat ich so, als sei meine Lieblingsfarbe Grün – ich dachte, ich könne keine Feministin sein, wäre meine Lieblingsfarbe Pink. Und dann beschloss ich, dass das verdammt idiotisch ist." Mittlerweile sind ihre Nägel pink, ihr Laptop, ihre Klamotten, ihr Bildschirmschoner. Und: Ihre Haare.
Die leere Leinwand ist sie jetzt nicht mehr, aber auf der Leinwand ist sie weiterhin zu sehen – im "X-Men"-Spin-Off "New Mutants". Auch im "X-Men"-Universum vertreten: Sophie Turner, in "Dark Phoenix". Beide hoffen, dass ihre Charaktere irgendwann zusammengeführt werden. So stünden die beiden Stark-Schwestern und BFFs dann vielleicht doch nochmal gemeinsam vor der Kamera...